JRPGs sind seit den 80ern und 90ern ein beliebtes Genre, das bis heute Spieler auf der ganzen Welt in den Bann zieht. Doch leider kamen wir nicht in den Genuss, alle Titel, die in Japan veröffentlicht wurden, auch im Westen zu spielen. Deswegen haben wir uns mal angeschaut, welche Spiele wir auf dem SNES verpasst haben und geben euch einen kleinen Einblick in die Japan-Exclusives.
Doch zunächst klären wir, warum die Spiele nicht bei uns erschienen sind. Das hat mehrere Gründe – einer davon ist, dass die Spiele auf die japanischen Spieler zugeschnitten wurden, sich von westlichen RPGs stark unterschieden und somit bei den westlichen Spielern nicht so gut ankamen. Ein weiterer Grund war die Lokalisierung, denn die war und ist auch heute immer noch sehr teuer, sodass die Entwicklungskosten für viele Entwickler stark angestiegen wären – für viele Studios zur damaligen Zeit einfach nicht zu stemmen.
Spiele, die wir gerne gespielt hätten
Fünf Spiele aus einer ganzen Riege von hervorragenden Klassikern herauszusuchen, ist gar nicht so einfach. Doch wir hoffen, eine nette Auswahl verschiedener JRPGs für euch herausgesucht zu haben.
Metal Max Returns
Den Anfang macht ein Spiel, das sogar schon für die Vorgänger-Konsole des SNES erschienen ist, nämlich „Metal Max Returns“. Entwickelt wurde der RPG-Klassiker von Crea-Tech und Data East und wurde am 29. September 1995 in Japan veröffentlicht. Später erschien noch ein zweiter Teil der Reihe, ebenfalls für das SNES und 2006 mit „Metal Saga: Season of Steel“ ein weiterer Ableger für den Nintendo DS. Das Besondere an „Metal Max“ war, dass es ein früher Vertreter eines offenen und nicht linearen Rollenspiels gewesen ist. So konnte man selbst entscheiden, welche Mission man verfolgen wollte und welche Städte man bereisen möchte. Zudem konnte durch die unterschiedlichen Wege auch das Ende beeinflusst werden und sogar danach weitergespielt werden.
Gameplay-technisch bekommt man das klassische JRPG-Feeling. Man reist von Ort zu Ort und bekommt auf dem Weg dorthin zahlreiche Encounter (Begegnungen mit Feinden) spendiert. So levelt man seine Charaktere und die Ausrüstung in rundenbasierten Kämpfen hoch und versucht, ein respektierter Monsterjäger zu werden. Auch die Story kann sich sehen lassen, jedoch muss man sie aktiv suchen, da sie nicht aktiv durch das Spiel führt. Viel interessanter sind aber die einzelnen Charaktere, denn sie haben zwar rollenspieltypische Klassen, aber auch verschiedene Panzer, die man individuell für jeden Charakter anpassen kann. Einen kleinen Einblick ins Spiel gibt euch das folgende Longplay:
Beim gezeigten Gameplay handelt es sich um das originale japanische Exklusivspiel, das 2007 eine englische Fan-Übersetzung bekommen hat. Jedoch wurde das Spiel bis heute nicht offiziell lokalisiert.
Treasure Hunter G
„Treasure Hunter G“ stammt aus der Feder von Sting Entertainment und wurde von Square gepublished. Erschienen ist das Taktik-Rollenspiel am 24. Mai 1996 und war damit auch das letzte Spiel, das Square als Publisher für das Super Famicom (SNES) herausgebracht hat. Wie der Name des Spiels bereits verrät, dreht sich in „Treasure Hunter G“ alles um eine Schatzsuche, die aber kräftig nach hinten losgeht. Denn statt einen Schatz zu finden, befreien die Schatzsucher Red, Blue, Rain und Ponga einen Bösewicht, der sich selbst der „Dunkle König“ nennt. Nun muss die Truppe den Bösewicht aufhalten und die Welt vor der Zerstörung retten.
Gameplay-technisch ist „Treasure Hunter“ ein Mix aus Adventure und klassischen Strategie-Rollenspiel-Kämpfen. So erkundet man die Welt als Gruppe und entdeckt dabei verschiedene Orte wie Wälder, Verliese, Städte und sogar Schlösser. Vorbild waren hier vor allem Square-Titel wie „Chrono Trigger“ oder die „Mana“-Reihe. Der Kampf hingegen erinnert eher an die „Shining Force“-Reihe, die in den 90ern von Sega auf den Markt gebracht wurde. So kämpft man auf einem Rasterschlachtfeld und kann verschiedene Aktionen wie Angriff, Verteidigung oder ähnliches einsetzen. Die Aktionen, einschließlich Bewegen, kosten eine unterschiedliche Menge Aktionspunkte, sodass man im Kampf genau aufpassen muss, welche Aktion man durchführt, denn die Aktionspunkte sind nur begrenzt verfügbar. Einen Einblick ins Spiel gibt euch das folgende Video:
Wie einige Spielen in unserer Liste, hat „Treasure Hunter G“ auch eine englische Fan-Übersetzung spendiert bekommen, die sogar erstaunlich gut gelungen ist. So kann das JRPG trotz Japan-Exklusivität auch von westlichen Spielern genossen werden.
Treasure of the Rudras
Auch das nächste Spiel auf unsere Liste stammt aus der Feder von Square und hat einen ähnlichen Titel wie der Vorgänger aus dieser Liste. „Treasure of the Rudras“ – in Japan auch als „Rudora no Hihou“ bekannt – wurde am 05. April 1996 veröffentlicht. Anders als es der Titel vielleicht vermuten lässt, dreht es sich im Spiel nicht um eine klassische Schatzsuche, sondern um eine Suche nach der Quelle für ein Ereignis, das die gesamte Menschheit in 15 Tagen auslöschen wird. So wird die Welt in „Treasure of the Rudras“ alle 4.000 Jahre zerstört und von einem Rudra neu erschaffen. Zu Beginn des Spiels sind einige Rassen bereits vernichtet worden und die Welt steht kurz vor dem Exodus. Vier vom Schicksal Auserwählte namens Sion, Surlent, Riza und Dune wollen diesen Zyklus des Vernichtens unterbrechen und suchen nach der Macht, den Genozid der Menschheit aufzuhalten.
Gameplay-technisch orientiert sich „Treasure of Rudras“ an Squares Mega-Hit „Final Fantasy“. Man reist über eine Karte, bekommt bei diesen Reisen zufällige Encounter und muss gegen allerhand Feinde antreten. In den Städten bzw. wichtigen Orten im Spiel wechselt die Ansicht dann auf eine klassische, Adventure-typische Perspektive. Der Kampf findet klassisch rundenbasiert statt, wie man es von Rollenspielen aus den 90ern kennt. Jedoch hat „Treasure of the Rudras“ auch eine Besonderheit, denn anders als viele Spiele der damaligen Zeit, hat das Spiel kein vorgefertigtes, sondern setzt auf ein benutzerdefiniertes Magie-System. So konnte man sich seine eigenen Zaubersprüche durch die Eingabe von bis zu sechs Katakana-Zeichen selbst zusammenstellen. Die Zaubersprüche waren natürlich einem gewissen Rahmen unterworfen, der auf die Elemente im Spiel beschränkt war. Dennoch ein nettes Gameplay-Feature, was das eine oder andere Spiel heute auch gebrauchen könnte. Im folgenden Video könnt ihr die englische Fan-Übersetzung genießen und euch das Magie-System näher anschauen:
Bishōjo Senshi Sailor Moon: Another Story
Mondstein, flieg und sieg! Anime-Fans dürften jetzt genau wissen, was kommt, denn natürlich gab es bereits in den 90ern Videospiele zu Animes, die aber vor allem in Japan sehr populär waren. So kamen wir auch nicht in den Genuss des Spiels „Bishōjo Senshi Sailor Moon: Another Story“ von Entwickler Angel, der das Spiel am 22. September 1995 für das Super Famicom veröffentlicht hat. Die Handlung des „Sailor Moon“-RPGs spielt zwischen der dritten und vierten Staffel der Anime-Serie. Die Zauberin Apsu, die aus dem 30. Jahrhundert stammt, hat einer Gruppe von Mädchen, den sogenannten „Opposito-Wächterinnen“, befohlen, die Vergangenheit zu verändern, damit auch Sailor Moons Schicksal wieder zu ändern und Kristall-Tokio zu retten. Damit man der Story einigermaßen folgen kann, muss man wohl den Manga gelesen bzw. den Anime gesehen haben.
Aber abseits der etwas komplexeren Story, die einen Großteil der Handlung bestimmt, setzt das Spiel auf das typische JRPG-Gameplay der 90er Jahre. So erkundet man als Spieler mit bekannten Charakteren aus der Serie die Welt in der Top-Down-Perspektive, wie man es z.B. aus Spielen wie „Chrono Trigger“ bereits kennt. Kämpfe werden durch Zufallsbegegnungen ausgelöst und finden rundenbasiert auf einem separaten Kampfbildschirm statt. Sowohl Spieler, als auch die Computergegner greifen beim Kampf auf physische und magische Angriffe zurück. Als Spieler kann man zusätzlich Gegenstände nutzen, um sich zu heilen oder zu schützen. Darüber hinaus können sogenannte „Link-Techniken“ genutzt werden, die einzigartige Teamangriffe mit verschiedenen Effekten auslösen. Einen Einblick in die Story sowie die Kämpfe gibt euch das folgende Longplay-Video, das die englische Fan-Übersetzung zeigt:
Fire Emblem: Genealogy of the Holy War
„Fire Emblem: Genealogy of the Holy War“ dürfte wohl zu den prominenteren Games in unserer Liste zählen, denn auch wenn es dieser Ableger der Reihe nie in den Westen geschafft hat, sind die späteren Ableger sehr beliebt bei Rollenspiel-Fans. „Genealogy of the Holy War“ wurde von Intelligent Systems entwickelt sowie von Nintendo gepublished und erschien am 14. Mai 1996 für das Super Famicom. Trotz zahlreicher Neuauflagen durch Nintendos Virtual Console für die Wii (2007), Wii U (2013) und den Nintendo 3DS (2016) wurde das Spiel nie im Westen veröffentlicht. Lediglich Fans der Reihe haben wieder eine Fan-Übersetzung für das Spiel entwickelt, sodass man es über Umwege auch bei uns spielen kann.
Der vierte Teil der Serie spielt auf dem Kontinent Jugdral, der in acht Länder aufgeteilt ist. Zwölf Kreuzritter gründeten das Reich nach dem Sieg über den alten Drachen Loptus, der das Land in einer Schreckensherrschaft unterjocht hatte. In der Gegenwart will nun der Kult von Loptus den Drachen wiederbeleben und zettelt einen Krieg zwischen den Ländern an. In diesem Chaos übernimmt man als Spieler Prinz Sigurd und später seinen Sohn Seliph und versucht, die Pläne des Kultes zu vereiteln.
Das Gameplay erinnert ein wenig an klassische Brettspiele wie z.B. „Hero Quest“. So zieht man als Spieler seine Armeen von A nach B und versucht, den Gegner zu besiegen. Natürlich können sich in ihrem Zug auch die Gegner bewegen und angreifen. Jede Einheit und jeder Held verfügt dabei über verschiedene Stats, Fähigkeiten und Angriffsreichweiten. Die Kämpfe werden dann in einem separaten Fenster ausgefochten. Ein interessanter Mix aus Rollenspiel und taktischen Kämpfen, den wir gerne auf dem SNES ausprobiert hätten.
Neuauflagen im Trend
Natürlich hätten wir die Liste noch um einige Titel erweitern können, doch wo hört man dann auf? Klar ist, dass wir viele SNES-JRPGs bisher leider nicht zu Gesicht bekommen haben. Doch bei den Studios tut sich in letzter Zeit etwas. Da Remaster und Remakes wieder im Trend liegen, könnten wir doch noch in den Genuss der einen oder anderen Japan-exklusiven JRPG-Perle kommen.
Jetzt würde uns aber interessieren, welche Japan-Exklusiv-SNES-Games ihr gerne gespielt hättet? Schreibt es uns in die Kommentare!
Bild: Nintendo / Square Enix / Crea-Tech / Data East
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