Sein erstes Abenteuer musste Wario noch unter falscher Flagge führen, denn sein Debüt feierte der Anti-Klempner noch mit dem Zusatz-Titel „Wario Land – Super Mario Land 3“ des gehassten Widersachers Mario. Im zweiten Teil geht er nun auf Raubtour, um seine Schätze wiederzubekommen. Wir haben den Klassiker für den Game Boy bzw. Game Boy Color aus dem Schrank geholt und erneut angespielt.
„Wario Land II“ wurde 1998 für den Game Boy entwickelt, war aber eins der wenigen Spiele, die kurz vor dem Release des Game Boy Colors am 23. November 1998 erschienen sind. Deswegen bekam der zweite Teil der Reihe auch noch eine Umsetzung für den Game Boy Color, der den Titel optisch ungemein aufgewertet hat.
Piratenbande räumt Schloss leer
Wario ist mittlerweile stinkreich und hat nach den Abenteuern im ersten Teil auch sein eigenes Schloss, in dem er glücklich wie Onkel Dagobert in einem Geldspeicher seine Schätze hortet. Das Schloss steht auf der ehemaligen Insel der Zuckerrohr- Piratenbande, die Wario im ersten Teil um ihr Gold erleichtert hat. Wie Piraten nun mal so sind, lassen die sich das natürlich nicht gefallen und so starten Kapitänin Kandis (auch als Captain Syrup bekannt) und ihre Piraten einen Überfall auf das Schloss und klauen die Schätze. Damit noch nicht genug: Sie setzen das Schloss bei ihrem nächtlichen Raubzug auch noch komplett unter Wasser.
Wario erwacht am nächsten Morgen, stellt den Diebstahl fest und muss zu allem Überfluss auch noch verhasste Klempner-Arbeiten übernehmen. Nach dem der erste Schock überwunden ist, macht sich der wütende Wario auf, die gestohlenen Münzen zurückzuholen und den Piraten das Fürchten zu lehren.
Wut macht unsterblich
In „Wario Land II“ verfolgt Nintendo einen anderen Gameplay-Ansatz als noch im Vorgänger. So spielt sich das Spiel vom Grundprinzip gleich und altbekannte Skills wie der Dash oder die Stampfattacke, bei der sich Wario mit seinem Gesäß auf den Boden fallen lässt, sind wieder vorhanden. Die Sonderfähigkeiten erhält er aber nicht wie in „Wario Land – Super Mario Land 3“ über die Kopfbedeckung, sondern Gegnerattacken lösen sie aus. Wario kann z.B. durch einen feuerspuckenden Fuchs namens Flame angezündet werden und dann spezielle Blöcke oder Passagen freischalten. Insgesamt stehen euch folgende Verwandlungen zur Verfügung:
- Blasen-Wario: Eine Blase im Wasser ermöglicht es Wario, sorglos und unbeeindruckt von der Strömung zu schwimmen.
- Dicker Wario: Der Maulwurfsmutje füttert Wario mit Kuchen, der ihn aufgehen lässt wie einen Hefekloß. In diesem Zustand kann Wario stärkere Stampfattacken ausführen und sogar die Granitblöcke zertrümmern.
- Dickkopf-Wario: Wario ist allergisch gegen Bienen, durch den Stich schwillt sein Kopf ballonförmig an und erlaubt es ihm, durch die Luft zu schweben. Einziges Manko: Er schwebt nur gerade nach oben und kann nicht gesteuert werden.
- Feder-Wario: Ein Schlag mit dem Hammer verwandelt Wario in eine Sprungfeder, die es ihm ermöglicht, höher gelegene Plattformen zu erreichen. Der Effekt hebt sich mit der Zeit auf.
- Feuriger Wario: In diesem Zustand kann Wario nicht nur seine Feinde verbrennen, sondern auch die Flammenblöcke zerstören.
- Flunder-Wario: Wario wird wie eine Flunder von einem schweren Block flach gedrückt, passt nun durch enge Passagen und kann sogar wie eine Feder Abgründe hinabschweben. Ein Wassertropfen oder eine Fledermaus heben diesen Zustand wieder auf.
- Frost-Wario: Die Fähigkeit ist ein zweischneidiges Schwert, denn Wario erstarrt einfach zum Eisblock und kann sich nicht bewegen. Das Eis ermöglicht es ihm jedoch, über gefährliche Stacheln zu rutschen und von diesen nicht verletzt zu werden.
- Mini-Wario: Der Zustand ermöglicht es Wario, sehr schnell zu rennen. Wasser hebt diesen Effekt wieder auf.
- Torkel-Wario: Der Zustand ist nicht zu empfehlen, da ihr euch nur schwankend und sehr langsam bewegen könnt. Der Zustand kann durch eine Wasserdusche aufgelöst werden.
- Zombie-Wario: Die Nosferatu-Vampire oder aber Geister verwandeln Wario in einen schlurfenden, gehirnfressenden Zombie. Der Zustand erlaubt es Wario, durch die dünnen Plattformen zu schlüpfen. Ein Sonnenstrahl reicht aus und er wird zurückverwandelt.
Ok, Gegnerattacken, die man abbekommt, sind ja generell etwas Schlechtes in Spielen. In „Wario Land II“ sieht das aber anders aus, denn hier ist Wario unsterblich. Treffen euch die Gegner, verliert ihr nur ein paar Münzen, die ihr euch durch Besiegen ebenjener wiederholen könnt.
Gold ist das Objekt der Begierde
Grundsätzlich müsst ihr in den 51 Leveln des Spiels so viel Gold einsammeln, wie möglich und am Ende Kapitänin Kandis und ihre Schergen aus dem Weg räumen. Da ihr grundsätzlich unsterblich seid, klingt das recht einfach – aber ganz so ist es dann doch nicht.
Die Level halten unterschiedliche Lösungsansätze bereit. So müsst ihr manchmal nur einen Ausgang finden oder einen der Endbosse besiegen. Andere Level stellen euch Aufgaben, die vor Beginn als Quest-Text angezeigt werden oder aber sie haben zwei Ausgänge, die euch dann einen alternativen Pfad öffnen. Aber keine Angst, ihr verpasst grundsätzlich nichts, denn nach dem Besiegen der Endbosse der Oberwelten könnt ihr die einzelnen Level wiederholen und auch versteckte Schätze finden.
Zusätzlich gibt es noch Minispiele, die euch verschiedene Vorteile und Boni geben. Das erste Minispiel ist eine Art Memory-Light, in dem man sich die Gegner-Figuren und ihre Positionen merken muss. Für den erfolgreichen Abschluss bekommt man dann ein Schatz-Item für Warios Sammlung. Das zweite Mini-Game ist ein „Nummernspiel“, in dem man eine Ziffer von 0-9 erraten muss – gewinnt man, bekommt man einen Teil von Kapitänin Kandis Schatzkarte, mit der man, sofern sie vollständig ist, das 51 Level und das Game & Watch-Bonusspiel „Flagman D-D“ freischaltet.
Gemischte Gefühle
„Wario Land II“ ist ein gelungener Nachfolger des ersten Abenteuers des Anti-Klempners. Das Gameplay macht echt Spaß und die verschiedenen Fähigkeiten sowie der Umfang von 51 Leveln bieten einen hohen Wiederspielwert. Aber damit sind wir auch schon bei einem der ersten Kritikpunkte, der auch damals beim ersten Spielen schlichtweg genervt hat, denn ein erneutes Spielen ist nicht möglich, ohne den Speicherstand zu überschreiben. Im ersten Teil der Reihe waren noch drei Speicherstände vorhanden, die gibt es in „Wario Land II“ leider nicht. Des Weiteren stört auch, dass Wario unsterblich ist. Damals fand ich das weniger schlimm, aber heute ist es dadurch einfach zu leicht. Die Farb-Version des Game Boy Colors lässt uns aber über die Kritikpunkte hinwegsehen, denn Wario das erste Mal in Farbe zu spielen war und ist immer noch eine grafische Offenbarung, die wir gerne erneut zum ersten Mal erleben würden. Daher: Wenn ihr den Klassiker noch nicht gespielt habt, probiert ihn unbedingt einmal aus.
Bild: Nintendo
The good
- Großer Umfang, insgesamt 51 Level, lustige Mini-Spiele, ein frei schaltbarer Game & Watch-Titel namens „Flagman D-D“ und eine farbige Version des Spiels für den Game Boy Color
- Abwechslungsreiches Leveldesign und interessante Sonder-Fähigkeiten
- Lustige Story und altbekannte Antagonisten, die dem Spiel die richtige Mischung Humor verleihen
The bad
- Keine Speicherstände wie im Vorgänger
- Fortschrittsverlust beim erneuten Durchspielen
- Unsterblichkeit sorgt dafür, dass das Spiel zu leicht ist