Die Nintendo 64 hat ohne Zweifel einen Kultstatus erreicht. Aber gilt dasselbe auch für die Nachfolger-Konsole, den Nintendo GameCube? War der kleine Würfel vielleicht sogar ein Flop für Nintendo?
Wir schreiben das Jahr 1999. Die fünfte Konsolengeneration nähert sich ihrem Ende. Die PlayStation 1 und die Nintendo 64 dominieren den Konsolenmarkt. Sonys nächste Spielekonsole steht allerdings bereits in den Startlöchern. Nintendo muss also nachziehen und so kündigt das Unternehmen unter dem Decknamen „Dolphin“, die nächste Nintendo-Konsole an. Retrospektiv kommt Nintendo allerdings spät zur Party: Die PlayStation 2 erschien 2000 in Europa und mit Microsofts Xbox kam im März 2002 weitere Konkurrenz auf den Markt. „Dolphin“ oder besser gesagt der „Nintendo GameCube“ war als Letzter in Europa erhältlich: Er erschien am 03. Mai 2002.
Klein, quadratisch, gut?
Im direkten Vergleich zur Nintendo 64 sticht eines sofort ins Auge: das Aussehen der Konsole. Der Nintendo GameCube hebt sich äußerlich definitiv von seiner Konkurrenz ab, dank seines Würfelformates (11,4 cm x 15 cm x 16 cm) und der Standard-Farbe Lila. Hardware-Technisch konnte die Konsole mit der Konkurrenz mithalten. Ausgestattet ist sie mit einer Taktfrequenz von 485 MHz und einem 32-Bit-Prozessor von IBM. Seine hauseigene Grafikkarte, die Flipper genannt wird, läuft mit einer Taktfrequenz von 182 MHz und ermöglicht es, bis zu 60 Bilder pro Sekunde bei einer maximalen Auflösung von 720 x 480 Pixeln darzustellen. Um die Grafik zu beschleunigen und eine scharfe, bunte Bilddarstellung zu gewährleisten, werden verschiedene Bildverarbeitungsoptionen verwendet. Die Konsole unterstützt sowohl PAL- als auch NTSC-Signale und kann mit entsprechenden Bildschirmen verbunden werden. Sowohl analoge als auch ein digitaler Composite-Ausgang stehen zur Verfügung.
Der Sound wird in Dolby ProLogic II ausgegeben. Zusätzlich zu den Audio- und Videoausgängen verfügt der GameCube über zwei Steckplätze für externe Memory Cards, darunter die Memory Card 59 (4 MB), die Memory Card 251 (16 MB) und die Memory Card 1019 (64 MB). Bis zu vier Controller können gleichzeitig angeschlossen werden, was bedeutet, dass vier Spieler gemeinsam den GameCube nutzen können. Das Speichermedium für Spiele ist die 8 cm große Game Disc mit einer Kapazität von 1,5 Gigabytes – eine Neuheit. Als Datenträger verwendet der GameCube ein spezielles DVD-Laufwerk, das ausschließlich für die Nintendo GameCube-Discs entwickelt wurde. Standard-DVDs können nicht abgespielt werden. Verstecken musste sich der Nintendo GameCube also nicht.
Gute Hardware ohne Software
Ein großes Problem hatte der Nintendo GameCube allerdings direkt zum Start: Ihm fehlten die richtigen Launch-Titel. Das galt vielleicht nicht unbedingt für den Launch in Europa (wir kamen schließlich recht spät in den Genuss), aber in Japan hatten die Spieler eine recht kleine Auswahl an Start-Titeln. Dazu zählten „Luigi’s Mansion“, „Wave Race: Blue Storm“ und „Super Monkey Ball“. An sich alles keine schlechten Games, aber bei weitem nicht ausreichend. Zum Vergleich: Die Nintendo 64 hatte „Super Mario 64“ als Launch-Titel. Immerhin folgten später Spiele wie „Super Smash Bros. Melee“ oder „Mario Kart: Double Dash“ – an guten Videospielen mangelte es der GameCube in seiner Lebenszeit nicht. Trotzdem versuchte Nintendo kurz nach Release den Verkauf der Konsole in Europa nochmal anzukurbeln. Zum Start kostete der GameCube noch 249,99 Euro, nur ein paar Monate später nur noch 199,99 Euro.
Was jedoch viele Spieler davon abgehalten hat, sich die Konsole überhaupt zu kaufen, waren ihre Eigenheiten – wir alle wissen schließlich, dass Nintendo sich immer etwas abheben möchte von den anderen. Das einzigartige CD-Format sorgte dafür, dass DVDs auf der GameCube nicht abgespielt werden konnten und ein weiteres Manko war die fehlende Online-Funktion. Nintendo hat nie selbst Server bereitgestellt. Später erlaubte das Unternehmen anderen Publishern dies umzusetzen – letztendlich gab es insgesamt aber nur acht Spiele, die online gezockt werden konnten, wie zum Beispiel „Phantasy Star Online“. Nintendo verließ sich stark auf die eigenen Spiele (die natürlich zum größten Teil hervorragend waren), doch dafür fehlte es zum Teil an Third-Party-Titeln.
Kult trotz kommerziellem Flop
Schaut man sich nun die reinen Zahlen an, dann könnte man den Nintendo GameCube als Flop bezeichnen. Die Konsole verkaufte sich insgesamt 21,74 Millionen Mal – über zehn Millionen Einheiten weniger als der Vorgänger Nintendo 64. Sogar die komplett neue Xbox erreichte knapp drei Millionen mehr Verkäufe und die PlayStation 2 steigerte sich sogar nochmal im Vergleich zur PlayStation 1 von 102,49 Millionen verkauften Einheiten auf ca. 159 Millionen. Genau zu bestimmen, warum der GameCube im Vergleich zur Konkurrenz weniger Konsolen an die Spieler brachte, ist schwierig. Vielleicht war es der späte Launch, vielleicht die fehlenden Launch-Titel oder lag es doch an den Eigenheiten der Konsole? Manche sehen den Grund sogar in der Farbe der GameCube:
„Nintendo of America hat nahegelegt, dass die Farbe Lila nicht die beste Idee gewesen ist. Diese Farbe wäre nämlich eine zu weibliche gewesen, sie fühlt sich einfach nicht männlich an.“
Perrin Kaplan (Ehemaliger Vizepräsident für Marketing bei der US-Niederlassung von Nintendo)
Aber selbst wenn sich die Konsole nicht so gut verkaufte, wie die der Konkurrenz, und auch nicht an die Verkaufszahlen der Nintendo 64 herankommt, so ist und bleibt sie eine Kultkonsole. Viele von uns hatten mit dem GameCube eine fantastische Zeit mit Spielen wie „Super Smash Bros. Melee“, „Mario Kart: Double Dash“ oder „The Legend of Zelda: The Wind Waker“. Die Konsole war definitiv nicht schlecht und unter ihrer Haube steckte sogar einiges an Leistung. Nur konnte sie sich nicht gegen die anderen Konsolen durchsetzen. Aber hey: Die Sega Dreamcast zählte ebenfalls zur sechsten Generation und wird sogar gerne mal vergessen. Kein Wunder bei gerade einmal knapp über neun Millionen verkauften Einheiten.
Wie ist euere Meinung zum Nintendo GameCube? Würdet ihr die Konsole als Flop bezeichnen?
Bilder: Nintendo, WikimediaImages
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