Das 2D-Metroidvania-Abenteuer „The Weird Dream“ von Indie-Entwickler AmberDragon Studio und Publisher WhisperGames entführt in eine Welt, die nach dem Erwachen nicht mehr die zu sein scheint, die sie vorher einmal war. Ich habe das Metroidvania mal angespielt. Warum ich es sogar nach dem Test weitergespielt habe, erfahrt ihr in meiner Review.
Einen ersten Einblick in das 2D-Metroidvania gibt euch der folgende Trailer:
Angeboten wird „The Weird Dream“ momentan nur für den PC via Steam für 13,79 Euro. Eine Nintendo Switch-Version soll aber im Laufe des Jahres nachgeliefert werden.
Eine verworrene Story
Wie für ein Metroidvania üblich, wird man einfach zum Start des Spiels ins kalte Wasser geworfen. Eben noch auf einer Party mit Freunden und leckerem Essen, wacht man als Kettensägen-schwingender Hase wieder auf und muss sich in der völlig veränderten Welt von Alpha City zurechtfinden. Nach dem ersten Orientieren (Tutorial-Erklärung) geht es dann los, auf eigene Faust, ohne einen Plan, die Welt zu erkunden und die Geheimnisse der neuen Welt zu lüften.
Wer jetzt eine krasse Story erwartet hat, bekommt diese auch spendiert, aber in kleinen Portionen und auch nicht unbedingt in der richtigen Reihenfolge. Denn die Geschichte wird durch verschiedene Story-Fragmente erzählt, die man durch das Besiegen von Bossen, das Lösen von Rätseln und beim Erkunden der Welt entdecken kann. Diese Story-Fetzen werden dann in einem Tagebuch festgehalten, das die Geschichte mit über 30 handgezeichneten Comics auf 80 Seiten festhält.
Der Hase weiß sich zu wehren
Eigentlich sind Hasen ja niedliche Tiere, die plüschig, friedfertig und einfach zum Knuddeln sind. Spätestens seit „Unten am Fluss“ weiß man aber, dass das nicht stimmt und so ist auch die Protagonistin von „The Weird Dream“ alles andere als hilflos. Bewaffnet mit der Kettensäge, kann sie den Mutanten und den rund 40 Bossen des Spiels ordentlich die Hölle heiß machen. So hackt man sich durch die Gegnerhorden, sammelt Währungen, Reagenzien und verschiedene Items auf, mit deren Hilfe man sich gewisse Vorteile brauen oder kochen kann. Zudem findet man in der großen und offenen Welt mit über 300 Gebieten und sieben verschiedenen Biomen Handelsposten, in denen man die gesammelte Währung gegen Items und Reagenzien eintauschen kann.
Beim Erkunden schaltet man nach und nach verschiedene Fähigkeiten frei, mit denen man den Kampfstil anpassen oder in Bereiche vordringen kann, in die man vorher keinen Zutritt hatte. Generell fühlt man, dass „The Weird Dream“ sehr seinem Vorbild „Metroid“ nacheifert, es aber dennoch nicht mit der gleichen Formel, sondern mit etwas frischerem Wind versucht. Gerade die Kämpfe gegen die Bosse sind ein Highlight, da jeder Boss eine eigene Mechanik hat, verschiedene Angriffe nutzt und auch die Umgebung der Boss-Arena eine entscheidende Rolle spielt. So reicht es nicht aus, nur eben Hack & Slay-mäßig auf den Gegner einzuprügeln, denn dann ist schnell Ende im Gelände. So kann man zwar nicht sterben, muss aber dann vom letzten Checkpoint aus weiterspielen, was bei manchen Bossen nochmal ein ganzes Stück Weg sein kann.
Ein wirklich komischer Traum
Neben den echt guten Gameplay-Inhalten, spannenden Bossfights und auch der interessanten Story kann das 2D-Metroidvania vor allem mit der Welt punkten. Die sieben unterschiedlichen Biome gehen nahezu nahtlos ineinander über, man springt z.B. von einem lichtdurchfluteten Ruinenabschnitt direkt in eine Eishöhle. Generell führt der Umstand, dass man erst bestimmte Fähigkeiten benötigt, um gewisse Bereiche des Spiels betreten zu können, dazu, dass man nicht so durch das Spiel durchrusht und eine Menge Kleinigkeiten, die sonst vielleicht in den Hintergrund gerückt wären, entdeckt. Man sieht, dass die Entwickler sich bei jedem Raum etwas gedacht haben, beispielsweise sind die Umgebungsrätsel genau auf die jeweiligen Fähigkeiten abgestimmt.
So hat es mich besonders in einem Raum gefuchst, dass ich nicht hinter die Lösung gekommen bin, wie ich den Raum, der mit lauter Eisstacheln gespickt war, durchqueren kann. Am Ende war es eine simple Fähigkeit, die man bereits zu Beginn des Spiels erlernt hat – manchmal muss man halt schlicht und einfach denken. Dafür war die Belohnung aber recht nett, da ich mir so einen weiteren Herzcontainer sichern konnte. Neben dem gelungenen Level-Design punktet auch der Soundtrack, denn der macht das Gesamtbild rund. So lauscht man sanften Klavierklängen in den lichtdurchfluteten Ruinen, während es dann etwas brachialer in den Bossfights zugeht.
Darf es noch ein wenig mehr sein?
In meinem Beruf als Redakteur gab es schon einige Spiele, die ich getestet und danach gerne auch wieder zur Seite gelegt habe, aber manchmal sind da auch Spiele dabei, die mich danach noch eine ganze Weile fesseln können. So auch „The Weird Dream“, das mich zu Anfang ein wenig ratlos im Regen stehen lassen hat, denn viele Story-Inhalte sucht man vergebens. Eigentlich bereits ein No-Go, das direkt auf meiner The Bad-Liste mitgelandet ist, da es vor allem Gelegenheitsspieler abschrecken könnte. Doch gerade der Punkt, dass man sich die Story-Inhalte erst nach und nach durch die Erkundung der Welt erschließen kann, hat irgendwann meinen Ehrgeiz gepackt und ich wollte mehr erfahren über die Mysterien von Alpha City. Im Laufe des Spielens hat mich „The Weird Dream“ dann immer mehr an „Super Metroid“ erinnert und ich habe echt Spaß daran bekommen, die verschiedenen Gänge zu erkunden, die zahlreichen Rätsel zu lösen und natürlich die schweren Bosse mit ihren verschiedenen Bossmechaniken zu besiegen. Hier merkt man auch, dass die Entwickler sich von diversen Spielen wie „Metroid“, „Castlevania“, „Dead Cells“ und „Hollow Knight“ haben inspirieren lassen. Alles in allem ist „The Weird Dream“ ein interessantes 2D-Metroidvania, was ich jedem, der eine interessante Geschichte, herausfordernde Bossfights und eine gelungene Welt voller Rätsel und Mysterien mag, empfehlen kann.
The good
- Interessante Bossfights, die mit jedem Boss schwieriger werden. Jeder der Bosse nutzt eine Vielzahl von Mechaniken, sodass es nicht reicht, einfach nur draufzuhauen.
- Ein gelungenes Level-Design, das mit sieben Biomen und über 300 verschiedenen Räumen aufwarten kann.
- Eine tolle Atmosphäre dank verschiedener Soundtracks für die einzelnen Biome, Räume und Bossfights.
The bad
- Nach einem kleinen Intro wird man einfach ins kalte Wasser geworfen und muss sich die Story aus kleinen Schnipseln selbst zusammenbauen. Das kann gerade zu Beginn des Spiels sehr frustrierend sein.
- Die Steuerung auf dem PC über Maus und Tastatur fühlt sich nicht ganz rund an. Hier ist zwar der Controller eine Alternative, nur werden leider nicht alle Controller anständig erkannt. So hatte ich Probleme, den PlayStation 4-Controller zu nutzen und musste auf den Xbox-Controller wechseln.
- Leider ist das Spiel momentan nur in Englisch spielbar – ob es später noch eine deutsche Lokalisierung geben wird, haben die Entwickler bisher nicht bekannt gegeben.
Bilder:AmberDragon Studio / WhisperGames
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