Neugier und Entdeckungsdrang sind Eigenschaften, die zu vielen wissenschaftlichen Entdeckungen geführt haben, aber genauso kann Neugier auch schädlich sein. Genau mit diesem Gefühl spielt das Indie-Spiel „The Guise“. In dem düsteren Metroidvania-Märchen setzt ein kleiner Junge eine verfluchte Maske auf und wird in ein Monster verwandelt. Ich habe „The Guise“ getestet und bin von der Story und der düsteren Welt sehr beeindruckt. Warum ihr das Spiel unbedingt spielen solltet, erfahrt ihr in meiner Review.
„The Guise“ ist bereits seit 2020 für PC-Spieler via Steam verfügbar und wurde dort größtenteils positiv bewertet. Nun hat der Indie-Publisher Ratalaika Games das Spiel in Zusammenarbeit mit den Entwicklern von Rasul Mono für PlayStation, Xbox und Nintendo Switch portiert. Einen kleinen Einblick ins Spiel gibt euch der folgende Trailer:
Ein Waisenkind auf Abwegen
Als Spieler schlüpft man in die Rolle des Waisenjungen Ogden. Ogden lebt in einem Waisenhaus und ist ein neugieriger kleiner Junge. Nachdem die Leiterin des Waisenheims für eine kurze Zeit das Waisenhaus verlässt, schleichen sich drei der Kinder, darunter auch Ogden, in das Zimmer der Leiterin. Doch statt eines Zimmers erwartet die drei eine gruselige Umgebung, die der Hölle gleicht. Ogden entdeckt in diesem Raum eine Maske und setzt sie auf. Die Maske ist verflucht und er verwandelt sich in ein Monster. Ab diesem Zeitpunkt nimmt das Abenteuer Fahrt auf, denn auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Fluch zu brechen, begibt sich Ogden auf eine abenteuerliche Reise voller Gefahren und natürlich Monstern, die es auf ihn abgesehen haben.
Die Geschichte Ogdens wird im Verlauf des Spiels durch verschiedene Begegnungen mit Monstern, Kindern und einem mysteriösen Fremden namens der „Augensammler“ weitererzählt. So streift man mit Ogden durch die finstere Welt, erkundet diese und erfüllt dabei noch zahlreiche Nebenquests. Es entfaltet sich nach und nach eine spannende Geschichte, die, wie die Entwickler selbst sagen, an ein düsteres Märchen erinnert.
Nutze deine Gestalt
Auch wenn Ogden in seiner Monstergestalt sehr zerbrechlich und hilflos aussieht, so beweist er im Laufe des Spiels genau das Gegenteil. Denn durch das Besiegen seiner Feinde wird er stärker. So schaltet man nach und nach durch das Bezwingen der Bosse neue Fähigkeiten frei. Apropos Bosse: Die Kämpfe mit ihnen sind kein Zuckerschlecken. Sie nutzen jede Möglichkeit, Ogden ins Jenseits zu befördern. Die Kämpfe sind recht fordernd, da die Bosse in bestimmten Mustern angreifen und natürlich auch ihre Spezialattacken einsetzen, die Ogden nach dem Sieg selbst nutzen kann.
Je nach Spielweise bzw. Gegner kann man dann zwischen den Fähigkeiten umschalten. Zusätzlich können die Fähigkeiten mit Hilfe des „Augensammlers“ und der Spielwährung Augäpfel weiterentwickelt und verstärkt werden.
Eine grausame Welt
Ein besonderes Augenmerk haben die Entwickler auf die Welt von „The Guise“ gelegt. Da die Welt handgezeichnet wurde, ist das ganze Spiel eine einzige Entdeckungsreise. Man kann so viele liebevolle Details erkennen, dass ich während meines ersten Testruns zwischendrin einfach stehengeblieben bin, um auch ja kein Detail zu verpassen. Jedes Monster, die Bosse und auch die zahlreichen Bewohner bzw. Ex-Bewohner sind von ihrem Design her einzigartig. So findet man unter anderem im Laufe des Spiels eine Skelett-Band, die auf einer Bühne ein Konzert gibt.
Untermalt wird die liebevoll gestaltete Welt von einer düsteren und atmosphärischen Musik, die die Stimmung des Spiels noch einmal verstärkt.
Leider zu kurz!
Ohne Kritik kommt „The Guise“ dann aber doch nicht weg, denn auch wenn die Story echt spannend und fesselnd ist, ist sie leider schlichtweg zu kurz. Gut, kurz ist jetzt auch relativ, da wir es ja mit einem Indie-Game zu tun haben, doch hätte ich gerne noch eine Weile in der Story verbracht. Das führt mich aber auch direkt zu meinem nächsten Kritikpunkt: Es gibt keine Schwierigkeits-Einstellung, wodurch der Wiederspielwert des Spiels bedauerlicherweise nicht sehr hoch ist, da man die Story ja bereits kennt. Doch für sechs Euro im Shop kann man da wohl drüber hinwegsehen, denn das Spiel hat auch einiges zu bieten, was ich mir manchmal auch von AAA-Titeln wünschen würde. Hierzu gehören vor allem eine lebendige Welt voller Details, einzigartiger Charaktere, ein stimmiges Leveldesign und natürlich gute Musik, die dem Spiel die passende Atmosphäre verleiht. Hinzu kommt dann, dass „The Guise“ auch ein gut ausbalanciertes Kampfsystem hat, das vor allem in den Bossfights sehr gut umgesetzt wurde. So fühlen sich die Bosskämpfe wie eine echte Herausforderung an, die es zu meistern gilt. Einige der Bosse sind nämlich mit ihren Kombos eine echt harte Nuss, die mich im Test den ein oder anderen Neustart gekostet hat. Alles in allem ist „The Guise“ ein echt gutes Metroidvania, das ich jedem empfehlen kann, der Lust auf ein düsteres Setting, spannende Kämpfe und natürlich auch auf eine gute Horrorstory hat.
The good
- Eine einzigartige und selbstgezeichnete Welt voller Details, untermalt von stimmungsvoller Musik
- Spannende und herausfordernde Bosskämpfe
- Eine gut erzählte Geschichte, die uns an ein düsteres Märchen erinnert
The bad
- Das Spiel hat leider keine Schwierigkeitsgrad-Einstellung, sodass es, wenn man die Story einmal gespielt hat, wenig Wiederspielwert bietet
- Das Spiel ist recht kurz und für erfahrene Spieler bedauerlicherweise zu schnell durchgespielt