Mhh ….. „Star Fox Adventures“. Ich kann mich noch gut an die Trailer und Werbeclips zu Rarewares Abschiedsgeschenk auf dem Gamecube erinnern. Jetzt, da ich es vor kurzem erst wieder durchgespielt habe, dachte ich mir, ich könnte eine Review verfassen und mal schauen, was das Spiel aus 2002 noch so zu bieten hat und ob es wirklich der Todesstoß für das „Star Fox“-Franchise gewesen ist.
Bei „Star Fox Adventures“ handelt es sich nicht um ein Weltraum-Shoot ’em up wie die „Lylat Wars“ (Star Fox 64), sondern um ein richtiges Action-Adventure, in dem der sympathische Fuchs „Fox McCloud“ die Hauptrolle übernimmt, um den Dinosaurier-Planet vor der Zerstörung zu retten. Veröffentlicht wurde das Spiel in Europa am 22. November 2002, nachdem es bereits kurz zuvor unter anderem in den USA, Japan und Australien erschienen war. Eine Neuauflage des Spiels erfolgte Ende 2003 unter dem Label der „Player’s Choice“-Reihe. „Star Fox Adventures“ ist das letzte Spiel, das Rare für Nintendo entwickelt hat, nachdem das Studio 2002 von Microsoft übernommen wurde. Rare entwickelte grandiose Spiele für Nintendo, unter anderem Klassiker wie „Battletoads“, die „Donkey Kong Country“-Reihe, „Killer Instinct“, „Banjo-Kazooie“, „Banjo-Tooie“, „Blast Corps“, „GoldenEye 007“, „Perfect Dark“, „Conker’s Bad Fur Day“, „Diddy Kong Racing“, „Donkey Kong 64“ und „Jet Force Gemini“.
Hier ein kleiner Einblick in den doch recht gelungenen Trailer zu „Star Fox Adventures“:
Gerechtfertigte Kritik am Serien-Ableger?
Das Spiel ist in der Community eher umstritten und wird deswegen auch gerne als Todesstoß für das gesamte „Star Fox“-Franchise gesehen. Und damit haben die Kritiker noch nicht mal wirklich Unrecht, denn ab „Star Fox Adventures“ sind die Verkaufszahlen und das Feedback der Spieler für die Reihe eher negativ ausgefallen. Wie ist es dazu gekommen?
Das lässt sich recht einfach erklären, denn „Star Fox Adventures“ war völlig anders als seine Vorgänger und entsprach nicht dem, was man sich unter einem neuen „Star Fox“-Spiel vorgestellt hatte. Und wir kennen ja alle den Spruch: „Was der Bauer nicht kennt, isst er auch nicht“. Genauso verhält es sich mit neuen Ideen, die gänzlich am liebgewonnen Gameplay vorbeigehen.
Die „Star Fox“-Reihe war bis zu diesem Zeitpunkt ein Shoot ’em up mit einem futuristischen Sciencefiction-Setting. Man flog mit seinem Arwing durch den Weltraum, schoss feindliche Schiffe ab und rettete seine Mannschaft aus allerlei Fettnäpfchen. „Star Fox Adventures“ hingegen war da mehr wie ein „The Legend of Zelda“. Nur dass die Geschichte in einer fantasievollen, prähistorischen Dinosaurierwelt stattfindet. Es war also so ziemlich das komplette Gegenstück zu dem, für was die „Star Fox“-Reihe damals eigentlich stand. Deswegen stellte sich für viele damals die Frage: Wie kommt man bitte schön auf so einen Genre-Wechsel?
Spiel war nicht so geplant
Eigentlich war „Star Fox Adventures“ gar nicht als „Star Fox“-Spiel geplant. Es hätte damals eine von Rarewares eigenen IPs mit dem Namen „Dinosaur Planet“ und eines der größten Projekte werden sollen. Ein Action-Adventure mit einer großen, begehbaren Oberwelt, einer gut inszenierten Story, gespickt mit Rarewares typischen Charakteren und was noch viel interessanter ist: Es hätte damals noch für den Nintendo 64 erscheinen sollen. Da aber der Gamecube bereits in den Startlöchern stand, hatten Nintendo und Rare damals beschlossen, das Spiel auf dem Gamecube zu veröffentlichen. Man befürchtete damals, dass „Dinosaur Planet“ als N64-Spiel völlig im Hype des Gamecubes untergegangen wäre.
Das macht natürlich Sinn, denn der Gamecube war leistungsstärker und so hätte „Dinosaur Planet“ auch die grafischen Vorteile des Gamecubes ausnutzen können. Doch es kam ganz anders — Nintendo entschied, das bereits vorhandene Konzept von „Dinosaur Planet“ komplett über den Haufen zu werfen und aus dem Spiel ein „Star Fox“-Spiel zu machen. Man fragt sich natürlich, wer auf so eine Idee gekommen ist. Es war niemand geringeres als Shigeru Miyamoto.
Die angedachten Hauptfiguren Sabre und Krystal erinnerten Miyamoto, da sie Füchsen sehr ähnelten, an Fox McCloud. So beschloss er, aus dem Titel einen offiziellen Teil des „Star Fox“-Canons zu machen, ersetzte den Hauptprotagonisten Sabre durch Fox und verdammte die weibliche Hauptrolle Krystal dazu, nur eine Nebenrolle zu spielen. Sie ist im Adventure nämlich die zu rettende „Prinzessin“, die der starke Held Fox retten muss. Weite Teile des Entwicklerteams waren von dieser Idee alles andere als begeistert, doch man tat, wie geheißen — und musste infolgedessen große Teile des Gameplays und des Spielaufbaus umbauen.
Von Dinosauriern und Füchsen
Die Geschichte spielt mehrere Jahre nach den Ereignissen von „Lylat Wars“ (Star Fox 64). Fox McCloud und seine Crew werden zum Planeten der Dinosaurier gerufen, denn dieser droht, auseinanderzubrechen. Ihre Mission lautet: Dem Ursprung der Instabilität auf den Grund gehen und den Planeten retten. Gleichzeitig macht sich die Füchsin Krystal auf den Weg, die Vorkommnisse im mysteriösen Krazoa-Palast zu erforschen, wird aber von einer unbestimmten Kraft in einen riesigen Kristall gesperrt.
Nun liegt es am Spieler, mit Hilfe von Fox und seinem Triceratops-Kumpel Tricky nicht nur den Planeten, sondern auch Krystal zu retten und dem fiesen Bösewicht General Scales Einhalt zu gebieten. Klingt an sich sehr spannend, aber allzu große Wendungen oder Entwicklungen können wir nicht erwarten. Abgesehen von einem doch eher komisch platzierten Plot-Twist am Ende des Spiels, der viele Geschehnisse im Spiel rückwirkend bedeutungslos macht. Wenn ihr den Titel gespielt habt, wisst ihr, wovon ich spreche, für alle anderen wäre es ein zu großer Spoiler.
Recht solides Gameplay und gestrichene Features
Fox muss mit Hilfe von Magie oder den Fähigkeiten seines Sidekicks Tricky Puzzle und Rätsel lösen. Diese sind aber, wenn man sich ein wenig im Spiel eingelebt hat, nicht besonders schwer. Neben den Rätseln erkundet ihr den Saurier-Planeten zu Fuß und stellt euch zahlreichen Gegnern und Fallen. Aber auch die altbewährten Arwing-Flüge haben es ins Spiel geschafft, leider nicht so, wie man es von den anderen Serien-Ablegern gewohnt ist. Die Flüge kommen nur dann in der Story vor, wenn Fox einen der herausgebrochenen Stücke des Planeten erreichen will. Die Passagen machen zwar Spaß, sind aber leider zu kurz, um sie wirklich genießen zu können und wirken auch unnötig. Kein Wunder, dass „Star Fox“-Fans so schlecht auf das Spiel zu sprechen sind, wenn das einzige Element, was in diesem Spiel für sie programmiert worden ist, nicht gut umgesetzt wurde.
Beim Gameplay merkt man leider, dass das Spiel vorher anders konzipiert wurde. Fox wirkt an vielen Stellen völlig deplatziert und viele Dinge sind nicht zu Ende gedacht worden. Hier wäre auf jeden Fall noch einiges mehr drin gewesen. Wenn man sich die ursprünglichen Konzeptzeichnungen des Spiels anschaut, sind leider interessante Gameplay-Inhalte entfernt worden. Unter anderem war ein Zeitreise-Konzept geplant, das es den Geschwistern Krystal und Sabre erlaubt hätte, zwischen den verschiedenen Zeiten zu reisen (ein wenig wie Link in „Ocarina of Time“). Man sieht auf den Konzeptzeichnungen drei Versionen der Geschwister in unterschiedlichsten Altersstufen: Kind, Teenager und Erwachsener. Das Konzept sah vor, dass die Puzzles in den Dungeons und Gebieten nur für bestimmte Altersstufen lösbar gewesen wären, sodass man gezwungen gewesen wäre, immer zwischen den Zeiten zu wechseln. Auch hat man in der Entwicklungsphase sogenannte Zeitkristalle geplant, mit denen Sabre und Krystal in einem bestimmten Radius die Zeit hätten zurückversetzen können. Dieses Konzept wurde leider auch gestrichen. Schade, dass diese Gameplay-Inhalte nie ihren Weg ins fertige Spiel geschafft haben, denn sie hätten „Star Fox Adventures“ um einiges aufgewertet.
Die große Stärke von Rareware kommt zur Geltung
Rarewares eigentliches Talent kommt in „Star Fox Adventures“ wieder voll zur Geltung. Die gesamte Oberwelt von „Star Fox Adventures“ sowie die Präsentation der einzelnen Gebiete ist einfach atemberaubend und auch für heutige Verhältnisse noch sehr schön. Egal, welchen Abschnitt der Welt man besucht, es fühlt sich wie eine gelungene prähistorische Fantasiewelt an. Von malerischen Sandstränden, antiken Städten mit Dino-Touch, bis hin zu verschneiten Gebirgen mit Lavakratern ist alles vorhanden.
Auch die einzelnen Dinosaurierstämme machen eine gute Figur. Jede Art hat ihren ganz eigenen Charme. Wie in einem „Land vor unserer Zeit“ haben die verschiedenen Saurier Namen, die mit ihren bestimmten Eigenschaften verknüpft sind. Die Triceratops heißen Earthwalker, die Nodosaurier Thorntails und die Pteranodons Cloudrunner. Insgesamt ist die Welt von „Star Fox Adventures“ einfach dinostark.
Auch grafisch zeigt „Star Fox Adventures“, was der Gamecube für Power unter der quadratischen Haube hat. Ich kam damals vor Staunen gar nicht wirklich zum Spielen. Gefühlt an jedem Charakter, jeder Pflanze und Landschaftserhebung bin ich stehen geblieben, um die Grafik und ihre Details zu bestaunen. Das Spiel war mit so vielen liebevollen Details versehen, dass man manchmal zweimal hinsehen musste, um alles zu erkennen. Ein Beispiel dafür ist das Fell von Fox. Es ist ein wahrer Augenschmaus, man erkennt fast schon jedes einzelne Haar.
Musikstücke erinnern an afrikanische Musik
Der Soundtrack zu „Star Fox Adventures“ ist sehr gelungen und passt zu jedem Level wie die Faust aufs Auge. Verantwortlich für den Soundtrack war kein geringerer als David Wise. Der Mann ist einfach ein musikalisches Genie. Er hat unter anderem die Soundtracks für die „Donkey Kong Country“-Reihe und „Diddy Kong Racing“ komponiert. Ein besonderes Stück, was ich auch in meiner Nintendo Soundtrack-Playliste habe, ist das Theme von Cape Claw. Es klingt wie ein traditionelles afrikanisches Lied und ist super entspannend. Allgemein sind viele der Soundtracks im Spiel afrikanisch angehaucht. Sie haben Trommelrhythmen, Rasseln und den harmonischen Gesang im Hintergrund.
Gelungenes Spiel, was seine Kritik aber verdient
„Star Fox Adventures“ ist ein sehr gutes und solides Spiel. Doch als langjähriger Fan der Reihe kann ich über gewisse Dinge einfach nicht hinwegschauen. Denn das Spiel hätte so viel mehr sein können, wenn es eine eigenständige IP von Rareware geworden wäre. Auch einige Features aus der eigentlichen Idee wären durchaus eine Bereicherung für das Spiel gewesen. Aber es hat nicht sollen sein. Das Spiel hat dennoch seine Stärken und die Welt, die Rareware erschaffen hat, ist atemberaubend schön. Gerade die Details der Landschaft und der Dinos werden für mich immer wieder ein Grund sein, den Titel erneut zu spielen.
Der Todesstoß für das Franchise war es meiner Meinung nach nicht, man war damals das Gameplay einfach nicht gewohnt. Viele totgesagte Franchises stehen heutzutage quicklebendig wieder auf und werden von den Fans gefeiert. Deswegen sollte jeder, der Fox McCloud mag, einen Blick riskieren und das Spiel selbst einmal spielen.
The good
- Zeitgemäße, atemberaubende Grafik
- Fantastischer Soundtrack Marke David Wise
- Große Oberwelt, die zum Erkunden und Erforschen einlädt
The bad
- Etwas monotoner Spielablauf nach der ersten Spielhälfte
- Schwache Story und schade, dass das ursprüngliche Konzept verworfen wurde
- Keine wirkliche Herausforderung in Kämpfen gegen Gegner und Endbosse
Bild: Rareware / Nintendo
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