Manchmal kann wenig sehr viel sein. Das trifft auch auf „Silent Hope“ von Marvelous zu, das in der Nintendo Direct vom Juni das erste Mal gezeigt wurde. Wir haben das Game nun ausgiebig testen können.
„Silent Hope“ ist minimalistisch. Die Situation ist in wenigen Minuten erklärt und schon geht es los. Ihr müsst einen Dungeon bis ganz nach unten erschließen und der Menschheit die Sprache zurückholen.
Die Handlung dient nur als Aufhänger
Wie schon in der Erzählung vom „Turm von Babel“ wurde die Menschheit ihrer Sprache beraubt – nur, dass in „Silent Hope“ nicht plötzlich alle unterschiedliche Sprachen sprechen und sich deshalb nicht verstehen, sondern die komplette Sprache ausradiert wurde. Hier gibt keiner mehr einen Ton von sich. Verantwortlich ist dafür jedoch kein Gott, sondern ein König, der sich nach seiner Schandtat in einen Abgrund verzogen hat. Warum er dies getan hat, bleibt erst einmal offen. Doch seine Tochter, die Prinzessin, ist noch in der Lage zu sprechen und versammelt sieben auserwählte Helden um sich. Sie sollen bis in den tiefsten Punkt des Abgrunds gelangen und den König finden.
Viel mehr gibt es zur Story in „Silent Hope“ auch nicht zu sagen. Wer genau die sieben Helden sind, bleibt unbeantwortet. Aber wir haben ein klares Ziel vor Augen und müssen auf unserem Weg eine Etage des Abgrunds nach dem anderen durchlaufen, Monster darin bezwingen und stärker werden. Dabei können wir jederzeit an die Oberfläche zurückkehren, gesammelte Ressourcen verwenden und unsere Ausrüstung anpassen.
Nur noch eine Ebene
Trotz dieser simplen Prämisse (oder vielleicht auch gerade deswegen) konnte mich „Silent Hope“ schnell in den Bann ziehen. Das Kampfgameplay in den Dungeons, also den einzelnen Ebenen des Abgrunds, ist schnell erlernt. Jede der sieben Figuren kämpft mit einer eigenen Waffe: Vom Schwert über den Bogen bis zum Zauberstab ist alles dabei. Mit jedem Level-Up erhaltet ihr Punkte, die ihr in Fähigkeiten investieren könnt, von denen jeder Held drei verschiedene besitzt. Später dürft ihr euren Recken neue Klassen spendieren, damit ihr für den ansteigenden Schwierigkeitsgrad, je tiefer in den Abgrund kommt, gewappnet seid.
Zusätzlich sammelt ihr in den Dungeons Ressourcen, Materialien und Zutaten. Denn ihr könnt jederzeit (sofern ihr einen Kristall findet) zurück an die Oberfläche kehren. Dort erwartet euch eine Art Mini-„Harvest Moon“. Hier könnt ihr Materialien bearbeiten und zum Schmieden von besserer Ausrüstung verwenden. Ihr könnt Samen einpflanzen oder Kühe melken und euch Essen kochen, das ihr vor dem Betreten des Abgrunds verzehrt, um Boni freizuschalten. Das ist besonders hilfreich, sobald ihr den letzten Bereich einer Ebene erreicht, denn dann erwartet euch jeweils ein besonderer Boss-Gegner.
Kein Heilsbringer, aber mehr als solide
Als ich die Demo von „Silent Hope“ auf der Gamescom 2023 das erste Mal anspielte, hätte ich nicht erwartet, dass mich das Spiel letztendlich doch so in den Bann ziehen könnte. Die Kämpfe sind nicht sonderlich komplex, aber doch herausfordernd. Die Oberwelt ist klein und ihr verbringt hier nicht allzu viel Zeit, doch es bleibt motivierend, immer wieder bessere Ausrüstung herzustellen. Die Monster im Abgrund sehen nicht sonderlich spektakulär aus, aber ihre Angriffe unterscheiden sich alle. Generell hat mich der Chibi-Look anfangs abgeschreckt. Hat man darüber aber einmal hinweggesehen, offenbart „Silent Hope“ einen spaßigen Dungeon-Crawler, den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Ein simples Game mit eingängiger Steuerung und keiner komplexen Handlung? Das erinnert mich an Spiele aus der Vergangenheit – als Videospiele sich noch nicht versucht haben, an Komplexität zu überbieten. Wer also auf der Suche nach einem Game ist, das man zwischendurch mal einschaltet und dabei ein paar Dungeons absolviert, der ist bei „Silent Hope“ genau richtig. Das Spiel ist sowohl für den PC als auch für die Nintendo Switch erhältlich und kostet auf beiden Plattformen 39,99 Euro – zur Zeit dieses Artikels sogar nur 35,99 Euro.
Bilder: Marvelous
The good
- Eingängiges Kampfgameplay mit sieben verschiedenen Helden, die sich unterschiedlich spielen
- Diverse sammelbaren Ressourcen und Materialien, um Ausrüstung und Essen herzustellen
- Der Schwierigkeitsgrad ist angenehm herausfordernd, ohne unfair zu werden
The bad
- Die Story im Spiel ist nur dazu da, um einen Grund zu haben, warum man überhaupt diesen Abgrund erforscht
- Das Craften der Ausrüstung usw. dürfte umfangreicher sein, bleibt aber sehr überschaubar
- Der Look des Spiels trifft nicht jeden Geschmack