Hier sind wir also wieder – Silent Hill. Der Ort, der mehr als nur die Sinne auf die Probe stellt. Es ist der Ort, an dem sich Albträume in den eigenen Erinnerungen verbergen, wo jede Entscheidung, jede Begegnung, ein Abgrund ist, aus dem man vielleicht nicht mehr entkommt. Mit dem Remake von „Silent Hill 2“ betreten wir die düsteren Straßen dieser Stadt erneut und folgen James Sunderland. Sein Ziel? Seine verlorene Liebe, Mary. Doch was er findet, ist Angst. Und mit jedem Schritt verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn.
Das Original von 2001 gilt bis heute als eines der besten Horror-Spiele aller Zeiten. Warum? Weil es nicht nur auf Jump-Scares setzte, sondern auf psychologischen Horror. Schon damals faszinierte die Story um James Sunderland und seiner verstorbenen Frau Mary Millionen von Spielern. Ein wahrer Klassiker, den Konami nun von Bloober Team neu auflegen lässt – aber gelingt das wirklich? Die ersten Trailer, nach der Ankündigung während des speziellen Konami-Events namens „Silent Hill Transmission“ im Oktober 2022, kamen bei den Fans gemischt an. Geht die Atmosphäre mit dem neuen Look verloren? Kann Bloober Team den Geist des Spiels bewahren? Behält das Storytelling die gleiche emotionale Intensität? Fragen über Fragen. Und zwar berechtigte. Das Entwicklerstudio hinter dem Remake hatte zwar schon Erfahrungen mit Horror-Games, aber wirklich herausragend war davon keines. Vorweg können wir allerdings sagen: Das Remake ist das beste Game, das sie bisher gemacht haben!
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Die Story
Fangen wir bei der Story an. Das Remake bleibt dem Original treu. Der Protagonist James bekommt einen mysteriösen Brief von seiner Frau. Mysteriös deshalb, da sie bereits seit drei Jahren verstorben ist. Darin schreibt sie, dass sie nun an ihrem gemeinsamen speziellen Ort auf ihn wartet: Silent Hill. Also macht sich James auf die Suche nach ihr. Von der Anfangsszene in der Rastplatz-Toilette bis hin zum Park, in der wir Maria das erste Mal begegnen – hier wird sich stringent an der Vorlage gehalten. Hier und da wurden Details hinzugefügt, Szenen erweitert und Dialoge abgewandelt. Das große Ganze bleibt unberührt. Die neue Vertonung und das Motion-Capturing verbessern die Geschichte sogar und verleihen den Charakteren mehr Leben – leider ist eine deutsche Sprachausgabe nicht vorhanden. Auch das neue Design der Charaktere kann sich sehen lassen, selbst wenn hier noch Ausbaupotential bestanden hätte. Die Gesichter sehen letztlich doch etwas uncanny aus, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Besonders gefallen haben mir dagegen die Monster. Von den Bubble Head Krankenschwestern bis hin zum berüchtigten Pyramid Head, sind diese großartig umgesetzt worden und lassen euch das Blut in den Adern gefrieren.
Die Atmosphäre
Die Handlung des Spiels steht und fällt jedoch mit der dazugehörigen Atmosphäre. Und seien wir mal ehrlich: Gerade „Silent Hill“-Spiele leben von ihrer Atmosphäre. Im dichten Nebel sind groteske Silhouetten zu erhaschen. Immer wieder sind schrille Töne wie das Kratzen auf Metall zu hören. Dissonante Melodien versetzen uns in Panik, wenn ein Monster auf uns zu stürmt und die melancholische Musik von Akira Yamaoka setzt das Ganz nochmal in einen Kontrast, der unverwechselbar ist. Genau das bekommt ihr auch im Remake. Da im Vorfeld bereits angekündigt wurde, dass sowohl das spezielle Headset der PlayStation 5 als auch die DualSense-Controller im Spiel stark eingebunden werden, habe ich mich da nicht lumpen lassen. Ich habe gewartet bis es Draußen dunkel war, alle Lichter ausgemacht, die Kopfhörer aufgesetzt und die PS5 angeschmissen – noch nie hatte ich so ein Muffensausen bei einem Horror-Game. Und ich würde behaupten, dass ich schwer zu gruseln bin. Das Remake hat es allerdings geschafft. Insbesondere die Geräuschkulisse trug dazu bei. Der 3D-Sound der Kopfhörer hat mich fast paranoid gemacht, wenn plötzlich mein tragbares Radio zu rauschen begann und ein ekelhaftes Wimmern im Nebenraum zu vernehmen war. Erst, wenn ich allen Monstern in meiner Umgebung den Kopf eingeschlagen hatte und ich danach noch mehrmals auf sie eingetreten hatte, um auf Nummer Sicher zu gehen, fühlte ich mich in der Lage, weiter die Räumlichkeiten zu erkunden.
Das Kampf-Gameplay
Damit kommen wir auch schon zu den Kämpfen. Die sind um einiges lebendiger. Das liegt vor allem daran, dass James nun wesentlich agiler ist. Zudem bewegen sich die Monster ebenfalls mehr und teilweise unvorhersehbar. Zumindest war das am Anfang des Spiels noch so. Nachdem ich zahlreiche Abstrusitäten erlegt hatte, konnte ich jede noch so kleinste Bewegung von denen vorausahnen. Da einem auch nicht sonderlich viele verschiedene Viecher begegnen, hatte ich keine großen Schwierigkeiten mehr in den Kämpfen, außer wenn sie mich umzingelten. Interessanterweise verlieren die Kämpfe dadurch aber nicht ihren Reiz. Den ekelhaften Wesen mit dem Rohr eins überzubraten oder mit der Schrotflinte den Rest zu geben, fühlt sich auch nach dem 100. Mal noch spaßig an. Darüber hinaus schafft es das Game, ein Unbehagen vor dem Unbekannten auszulösen. Sobald das Rauschen meines Radios anging, das ein Indiz dafür ist, dass sich in der Nähe wieder ein oder sogar mehrere Monster befinden, war ich angespannt. Besonders diese verdammten Viecher mit vier Beinen und ohne Kopf, finde ich richtig schlimm. Stark sind die zwar nicht, aber die lieben es, sich an den unmöglichsten Stellen zu verstecken, um dann von dort aus auf mich loszugehen. Und fangen wir erst gar nicht mit der kletternden Variante von denen an! Geht einem auch noch die Munition aus, dann fängt das Herzrasen erst richtig an. Die Anzahl der Monster hält sich meiner Meinung nach in Grenzen. Mal ist man längere Zeit unbehelligt unterwegs und in manchen Passagen fühlt man sich fast schon wie im hohen Gras bei Pokémon. Zu Action-lastig wird es jedoch nie.
Die Rätsel
Die meiste Zeit kann man sich voll und ganz auf das Erkunden der Umgebung konzentrieren. Genau das ist essenzieller Bestandteil des Originals. Auch im Remake müsst ihr, um voranzukommen, zuvor verschlossene Türen öffnen, indem ihr Rätsel löst und Schlüssel findet. Diese Rätsel sind zum Teil übernommen aus dem Original, aber auch neue sind zu finden. Was die Schwierigkeit anbelangt: Wie es für die Reihe typisch ist, könnt ihr nicht nur den Schwierigkeitsgrad der Kämpfe einstellen, sondern auch den der Rätsel. Da ich beides auf Standard gelassen habe, kann ich also auch nur von dieser Erfahrung berichten. Und da muss ich sagen, dass die Rätsel zum Teil recht einfach sind, aber hier und da ein paar dabei waren, bei denen ich schon nochmal kurz in mich gehen musste, um zu verstehen, was das Game jetzt eigentlich von mir will. Insgesamt also in Ordnung mit potenzial nach oben. Vielleicht muss ich einfach mal einen höheren Schwierigkeitsgrad ausprobieren.
Die Stadt
Zu Erkunden habt ihr im Übrigen eine ganze Menge. In der Stadt Silent Hill könnt ihr nun mehr Gebäude betreten als im Original. Gepaart mit dem Wegfall der Ladezeiten, die euch auf der PlayStation 2 damals noch erwarteten, sobald ihr einen neuen Raum betreten wolltet, fühlt sich die Stadt im Remake viel organischer an. Wäre nicht dieser Nebel und die ganzen Monster, kann ich mir die Stadt fast schon vorstellen, wie sie vorher aussah und wie sie mal voller Leben strotze. Wer das Original gespielt hat, erkennt die bekannten Orte sofort wieder. Da es nun mehr zu erkunden gibt, könnt ihr euch vorstellen wie wichtig die Karten im Remake sind. Gefühlt habe ich alle paar Sekunden eine Karte geöffnet, um zu sehen, wo ich mich gerade befinde und welcher Ort oder Raum es noch zu entdecken gilt. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich muss jede gottverdammte Tür untersuchen, ehe ich weitergehe. Erst, wenn ich weiß, dass sie verschlossen ist, kann ich weiterziehen. Nach den ersten Trailern waren viele Fans besorgt, dass das Remake viel zu hell ist und das, die Atmosphäre verwässert. Tatsächlich stimmt das ein wenig. Seid ihr im offenen Gebiet, ist es heller als noch im Original. Trotzdem finde ich nicht, dass die Atmosphäre darunter leidet. Sie ist nur etwas anders als zuvor. Besonders in den Gebäuden kann es dafür sehr düster ausfallen. Da hilft sogar die Taschenlampe kaum noch.
Die Technik
Aber genug der Gemeinsamkeiten. Es ist zwar wichtig, dass ein Remake die Essenz des Originals einfängt, aber es soll ja auch etwas anders machen beziehungsweise verbessern. Allen voran: das Technische. Schließlich liegen 23 Jahre zwischen dem Original und dem jetzt veröffentlichten Remake. Und hier hat Bloober Team ganze Arbeit geleistet. Das Augenscheinlichste ist natürlich die Grafik. Dank des Einsatzes der Unreal Engine 5 sieht Silent Hill so schön oder besser gesagt so unbehaglich aus, wie noch nie zuvor. Wenn man das erste Mal das Brookhaven Krankenhaus betritt und die Abendsonne durch die Fenster bricht, hält man erstmal inne. Die Schatten, das Spiel aus Licht und Dunkelheit – all das schafft eine Atmosphäre, die einfach nur beklemmend ist. Bloober Team hat hier wirklich jede Menge Liebe zum Detail reingesteckt. Vom Sounddesign habe ich ja bereits gesprochen. Die Geräuschkulisse ist ein absolutes Meisterwerk. Vom leisen Quietschen einer alten Tür bis hin zum unheimlichen Rauschen des Radios – die Soundeffekte tragen maßgeblich dazu bei, dass man immer wieder eine Gänsehaut bekommt. Als Fan war ich insbesondere auf die neuaufgelegten Stücke des Maestros Akira Yamaoka gespannt. Diese wurden nur marginal geändert, bringen aber frischen Wind mit sich. Leider kommen sie meiner Meinung nach weniger zur Geltung als im Original, zumindest wirkten sie dort noch präsenter. Mehr zu kritisieren habe ich allerdings an der Performance – nicht der Musik, versteht sich. In großen Gebieten fiel die Framerate etwas ab, zumindest auf der PlayStation 5. Dazu sei allerdings gesagt, dass ich auch den Qualitäts-Modus gewählt habe statt des Leistungsmodus. Aber auch hier erwarte ich zumindest, dass das Game mit einer gleichbleibenden FPS läuft. Fast schon ärgerlicher empfand ich allerdings zwei Momente, in denen ich mit James irgendwo hängen geblieben bin und aufgrund dessen den letzten Spielstand laden musste. Solche Probleme werden bestimmt noch mit Patches behoben. Ärgerlich war es trotzdem als ich im Kampf mit einer Krankenschwester plötzlich in der Küchentheke des Krankenhauses feststeckte und dadurch eine viertel Stunde Spielzeit verloren gingen.
Das Fazit
Doch das war es dann auch schon mit meiner Kritik. Das „Silent Hill 2“-Remake könnte das lostreten, was das „Resident Evil 2“-Remake für die „Resident Evil“-Reihe losgetreten hat. Eine Reihe von Remakes – zumindest hoffe ich das. Denn das „Silent Hill 2“-Remake ist für mich eines der besten Horror-Games, die ich in den letzten Jahren gezockt habe und das beste „Silent Hill“-Game seit Langem. Genau das hatte ich mir von einem Remake erhofft. Es nimmt das Original und holt es auf die nächste Ebene, was Grafik und Gameplay angeht. Die Geschichte wird nicht umgeschrieben, sondern nur erweitert. Besonders wichtig war mir, dass die Atmosphäre erhalten bleibt. Hier kann ich mir vorstellen, dass sich einige Fans streiten könnten. Meiner Meinung nach hat es Bloober Team aber geschafft eine hervorragende Atmosphäre zu schaffen. Identisch mit der aus dem Original kann sie gar nicht sein. Es sind nun mal unterschiedliche Games, auch wenn das eine ein Remake vom anderen ist. Alles andere wäre ja auch nur ein Remaster und wir alle wissen ja noch wie das 2012 mit der HD-Collection ausgegangen ist. Von mir also eine klare Kaufempfehlung sowohl für eingefleischte Fans als auch für Neulinge! Falls ihr das Remake auch schon gespielt habt, dann schreibt mir doch gerne in die Kommentare, wie euch das Spiel gefallen hat.
The good
- Die Story ist bekannt, aber wurde nochmal mit Details abgerundet.
- Akira Yamaoka hat den Soundtrack nochmal überarbeitet und wieder ganze Arbeit geleistet.
- Sowohl die Kämpfe als auch die Rätsel machen großen Spaß. Beides wurde zudem verbessert.
- Das Wichtigste: Dieses Horror-Game lehrt euch wirklich das Fürchten.
The bad
- Hier und da findet man noch Bugs. Beispielsweise kann es passieren, dass James an Objekten hängen bleibt.
Bilder: Konami Digital Entertainment, Retro Gaming Crew
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