Der Indie-Game-Hit „Sephonie“ von den Entwicklern Melos Han-Tani und Marina Kittaka hat es nach dem großen Erfolg des Spiels auf dem PC nun auch auf die Konsole geschafft. Zusammen mit Publisher Analgesic Productions und Ratalaika Games wurde das Indie-Abenteuer am 21. Juli 2023 für PlayStation 4, PlayStation 5, Microsoft Xbox One, Xbox Series X/S und Nintendo Switch veröffentlicht. Wir haben das etwas andere Abenteuer getestet und wurden positiv überrascht. Warum ihr euch „Sephonie“ nicht entgehen lassen solltet, erfahrt ihr in meiner Review.
Der folgende Trailer gibt euch einen kleinen Einblick, was euch im Spiel erwartet:
Begegnung der dritten Art
Zu Beginn lernt ihr den Erzähler der Geschichte kennen, den Beobachter. Das außerirdische Wesen führt den Spieler durch den Prolog und führt auch die drei Wissenschaftler ein, um die es sich in „Sephonie“ dreht bzw. die die namensgebende Insel vor der Küste Taiwans erkunden wollen. Ziel ihrer eigentlichen Unternehmung ist die Erforschung und Katalogisierung der dort befindlichen Kreaturen der Insel, aber so einfach, wie man am Anfang der Geschichte glaubt, ist es dann doch nicht. Denn eine antike Macht, die im Inneren des Höhlensystems von Sephonie lauert, bedroht nicht nur die Wissenschaftler, sondern auch die ganze Welt.
Als Spieler übernimmt man die Kontrolle über alle drei Wissenschaftler, zwischen denen man im Spiel, je nach Situation, wechseln kann. Zur Auswahl stehen folgende Wissenschaftler bzw. Wissenschaftlerinnen:
- Amy Lim: Sie ist die mutige Anführerin der Wissenschaftstruppe. Amy hat einen taiwanesisch-amerikanischen Hintergrund. Sie stammt aus dem mittleren Westen der USA, genauer gesagt aus der Stadt Bloomington.
- Riyou Hayashi: Er ist der Analytiker der Truppe und hat japanisch-taiwanesische Wurzeln. Riyou kommt aus Tokio.
- Ing-wen Lin: Sie ist eine mitfühlende Wissenschaftlerin aus Taipei, Taiwan.
Im Abenteuer werden die Wissenschaftler nicht nur mit ihrer eigentlichen Aufgabe konfrontiert. So durchlebt das Trio auch sehr emotionale Momente, die seine Freundschaft und Loyalität auf eine harte Probe stellt.
Onyx-Implantat ist der Schlüssel
Im Fokus des Spiels steht eine neue Technologie, das sogenannte Onyx-Implantat. Onyx erlaubt es den Wissenschaftlern, sich auf emotionaler Ebene mit den Tieren der Insel zu verbinden und diese auf diese Weise genauer zu erforschen. Das Forschungstool ist aber nicht ohne Tücken, denn die Verbindung funktioniert auch wechselseitig, sodass die Tiere auch in die Emotionen und tiefsten Erinnerungen des Teams eindringen können. Diese tieferen Erinnerungen sind es auch, die die Wissenschaftler und damit auch die Spieler auf eine emotionale Reise mitnehmen.
Das Onyx-Implantat ist aber nicht nur für die Story wichtig, sondern auch Teil des Gameplays, denn mit ihm können die zahlreichen Gitterpuzzle gelöst werden. Das Verbinden mit den Kreaturen der Insel ist natürlich nicht so einfach, sodass hier erstmal ein paar Rätsel gelöst werden müssen. In den Gitterpuzzlen gilt es dann, mehrfarbige Teile so zu drehen und zu platzieren, dass die gleichfarbigen Teile aneinanderpassen. Mit den zur Verfügung gestellten Teilen muss dann eine Leiste gefüllt werden, um sich erfolgreich mit der Kreatur synchronisieren zu können. Während gerade zu Beginn des Spiels die Rätsel noch recht easy zu meistern sind, werden sie im Laufe des Spiels echt knifflig.
Natürlich muss man die Insel auch erkunden, denn neben der Story und den Rätseln enthält das Spiel auch zahlreiche Jump ’n‘ Run-Passagen, in denen ihr euer Können als Parcour-Runner zeigen müsst. Zu Anfang sind die Passagen vielleicht noch einfach, aber im weiteren Verlauf werden die Hindernisse immer schwieriger, sodass ihr z.B. auch an Wänden laufen müsst, um die nächste Plattform zu erreichen. Doch mit ein wenig Geschick und Übung sind die Passagen auch relativ einfach zu meistern. Zudem bekommt ihr am Anfang des Spiels in einem detaillierten Tutorial die Steuerung und auch die Rätsel erklärt. Apropos Steuerung, die fühlt sich auf der Switch mit den Joy-Cons ein wenig clunky an. So sind die Sprünge etwas verzögert und die Kameraposition macht einem sehr oft einen Strich durch die Rechnung. Wenn ihr also die Switch-Version des Spiels selbst spielen wollt, empfehle ich euch, den Pro-Controller zu nutzen, denn mit dem gibt es keine Probleme und die Steuerung geht locker von der Hand.
Simple Grafik, die überzeugt
Ok, von Indie-Games erwarte ich nicht, dass sie ein Grafikwunder abfeuern und genau das macht „Sephonie“ auch nicht. Jedoch überzeugt die simple Grafik mit ihrem ganz eigenen Charme. Die Texturen sind zwar ein wenig verwaschen und erinnern etwas an die PlayStation2- bzw. GameCube-Ära, aber dennoch gibt es genug Details, die eine abwechslungsreiche Welt erschaffen, die sich echt zu erkunden lohnt. Denn abseits der Hauptwege findet man doch das eine oder andere optionale Geheimnis, das man auf jeden Fall lüften sollte.
Auch der Soundtrack ist wirklich gelungen und untermalt die Story ausgezeichnet. Schade ist aber, dass „Sephonie“ keine Vertonung hat, denn dann würden die Emotionen des Wissenschaftsteams noch ein wenig besser zur Geltung kommen. Auch wenn das Spiel komplett auf Deutsch lokalisiert wurde, haben sich in der Übersetzung auch ein paar Fehler eingeschlichen, die aber nicht weiter ins Gewicht fallen.
Erkundungsabenteuer mit sehr viel Tiefgang
Klar, ich spiele gerne auch mal ein Jump ’n‘ Run, bei dem ich nicht viel über die Story nachdenken muss und einfach das gute Gameplay genieße. Doch ganz ohne Story geht es dann doch nicht. „Sephonie“ schafft es, drei Genres hervorragend zu verbinden. So präsentieren die Entwickler typische Jump ’n‘ Run-Action, interessante sowie fordernde Rätsel und eine Story mit sehr viel Tiefgang. Besonders die Rätsel und echt gut geschriebene Story sind es, die mich direkt in den Bann gezogen haben. Denn ich wollte einfach wissen, wie die Geschichte von Amy Lim, Riyou Hayashi und Ing-wen Lin ausgeht und natürlich auch, was es mit der Insel selbst auf sich hat. Genial ist zusätzlich der Fotomodus, mit dem man seine Abenteuer für später noch einmal festhalten kann.
Natürlich hat „Sephonie“ auch einige Schwächen. So ist die Grafik für ein Indie-Game echt gut, aber verwaschene Texturen trüben doch ein wenig den Gesamteindruck des Spiels. Hinzu kommt, dass die Steuerung sich gerade im Handheldmodus der Switch recht clunky anfühlt und vor allem die Positionierung der Kamera zu einer echten Herausforderung wird. Schön wäre auch eine Vertonung der Wissenschaftler gewesen, die würden dem Spiel noch mehr Tiefe verleihen. Alles in allem ist „Sephonie“ aber ein wirklich gelungenes Spiel, das ich euch ans Herz legen kann.
The good
- Richtig gut geschriebene Story mit Tiefgang
- Herausfordernde Gitterpuzzle, die für die eine oder andere Überraschung sorgen
- Fotomodus, mit dem man seine Abenteuer für später festhalten kann
The bad
- Die Steuerung mit den Switch Joy-Cons ist recht clunky. Vor allem die Kamerasteuerung wird mit ihnen zu einem echten Abenteuer
- Zum Teil verwaschene Texturen
Bilder: Ratalaika Games
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