In den letzten Jahren haben Remakes und Remaster einen Boom in der Videospiellandschaft erlebt. Von „Resident Evil“ über „Final Fantasy“ bis hin zu „The Legend of Zelda“: Immer mehr Menschen zieht es zu Neuauflagen von Retro Games, die ursprünglich vor Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten erschienen sind. Was macht diese alten, aber doch gleichzeitig neuen Videospiele, so besonders und warum sind Remakes so populär geworden? Wir werfen einen Blick auf die Gründe.
Schon in einem unserer vergangenen Specials haben wir uns die Frage gestellt, warum wir uns so gerne an alte Spiele erinnern. Bereits da haben wir Nostalgie als wesentlichen Faktor ausgemacht. Dieses positive, aber auch sehnsüchtige Gefühl nach vergangenen Tagen und Erinnerungen spielt auch in die Hände der Remakes. Für viele Spieler wecken Games, die ursprünglich in ihrer Kindheit oder Jugend erschienen sind, auch 2023 angenehme Erinnerungen. Die Spiele sind untrennbar mit bestimmten Momenten und Gefühlen verbunden und versetzen die Spieler zurück in eine Zeit voller unbeschwerter Freude und Gaming.
Nostalgie und sentimentale Erinnerungen
Kein Wunder also, dass die meisten Remakes oder Remaster auf Games basieren, die in den 90ern oder frühen 2000ern erschienen sind. Sie bieten uns die Möglichkeit, unsere Lieblings-Games aus der Kindheit oder Jugend im neuen Glanz nochmal zu erleben. Klar könnten wir auch einfach die Original-Spiele einlegen, aber oft trügt uns unsere Erinnerung. Man muss schon sehr stark nostalgische Gefühle empfinden, um zum Beispiel über die doch stark veraltete Polygon-Grafiken von „Final Fantasy VII“ für die PlayStation 1 hinwegzusehen. 2D-Games sind dagegen schon etwas besser gealtert.
Klassisches Gameplay mit modernem Anstrich
Alte Spiele zeichnen sich oft durch ihr simples und unkomplizierte Gameplay aus. Hier stehen Spaß und Herausforderung im Vordergrund. Neue Games sind dagegen nicht selten ziemlich überfrachtet mit Spielmechaniken, die immer komplexer werden. Das kann man mögen, muss man allerdings nicht. Wer seine Lieblingsspiele im neuen Gewand sehen möchte, erhält mit Neuauflagen meist das altbekannte Gameplay mit einem modernen Anstrich. Im besten Fall werden Grafik, Sound und Steuerung auf den neusten Stand gebracht, ohne dabei das ursprüngliche Spielgefühl zu verändern. Diese Kombination aus klassischem Gameplay und modernen Verbesserungen spricht sowohl alte Fans als auch neue Spieler an.
Natürlich trifft das nicht auf alle Games zu. Insbesondere Remakes tendieren dazu, etwas am Gameplay zu verändern. Hier kann man nur hoffen, dass die Entwickler sich den Stärken des Originals bewusst sind und passende Änderungen vornehmen, die das Spielgefühl nicht allzu sehr beeinflussen. Remaster dagegen ändern im Grunde so gut wie nichts am Gameplay, sondern polieren die veraltete Technik der Spiele etwas auf. Aber seien wir mal ehrlich: Uns reizt es doch vor allem, wenn ein uraltes Game plötzlich in wunderschöner Grafik erstrahlt und die liebgewonnenen Figuren darin viel detaillierter dargestellt werden, oder?
Wiederbelebung verlorener Schätze
Remakes und Remaster sprechen aber nicht nur die Nostalgie in uns ans. Wir Gamer haben leider nur eine begrenzte Zeit und können nicht alle Videospiele mitnehmen. Jeder einzelne von uns hat diesen Pile of Shame voller Klassiker, die er auch 2023 noch nicht gespielt hat. Manchmal sagt man sich, dass man das Spiel irgendwann nachholt, doch dann vergehen Jahre und das eine Game wirkt mittlerweile älter als eine Mumie. Viele großartige Spiele sind aufgrund der veralteten Hardware oder fehlender Kompatibilität einfach nicht mehr zugänglich. Remakes ermöglichen es uns, diese verlorenen Schätze nachzuholen. Sie bringen vergessene Perlen zurück ins Rampenlicht und geben denjenigen eine Chance, die sie verpasst haben.
Wer die Wahl zwischen dem Original und einem Remake hat, wobei man das Original nie gespielt hat, der tendiert meistens eher zur Neuauflage. Schließlich fehlt dieses Gefühl der Nostalgie, das uns über die grafischen Mängel hinwegsehen lässt. Und selbst wenn man das Game gespielt hat, ist die Verlockung nicht gerade klein, mal eine neue Interpretation zu erleben.
Remaster und Remake: Der feine Unterschied
Aber wann ist ein Remake eigentlich ein Remake? Schließlich gibt es ja auch den kleinen Bruder namens Remaster. Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei einem Remaster um eine reine Politur eines alten Spiels, die oft damit einhergeht, das Game auf eine neue Konsole zu bringen. Ein gutes Beispiel für ein Remaster wäre die „Mass Effect Legendary Edition“ von Bioware. Im Grunde erhalten Spieler hier die Original-Trilogie des beliebten Sci-Fi-Epos nur mit dem feinen Unterschied, dass von den Figuren bis hin zur Umgebung alle Modelle und Texturen überarbeitet wurden, um die Games im neuen Glanz erstrahlen zu lassen. Die Geschichte und das Gameplay sind komplett unangetastet geblieben.
Im Fall der „Mass Effect Legendary Edition“ waren alle Erweiterungen im Remaster enthalten (na ja, bis auf die eine, deren Code verschwunden ist). Das ist bei den meisten Remastern so und dürfte auch eine Selbstverständlichkeit sein. Welchen Sinn würde ein Remaster auch machen, wenn wir Spieler nicht einmal das gesamte Erlebnis des Games erhalten?
„The Legend of Zelda: Ocarina of Time 3D“, das 2011 für den Nintendo 3DS erschien, ist ebenfalls ein Remaster, auch wenn man im ersten Augenblick eher an ein Remake denkt. Schließlich finden sich einige Änderungen im Spiel wieder, wie zum Beispiel die Shiekah-Steine, die es im Original nicht gab und noch ein paar weitere kleine Änderungen. Das Stichwort ist hier jedoch „klein“. Die Veränderungen sind recht marginal und erinnern eher an sogenannte „Quality of Life Improvements“ – also Anpassungen, die den Spielfluss verbessern beziehungsweise das gesamte Gameplay-Gefühl angenehmer gestalten. Vom Original, das 1998 für den Nintendo 64 erschienen ist, unterscheidet sich die Neuauflage ansonsten nicht besonders.
Wie sieht ein Remake aus?
Dann gäbe es da noch die klassischen Remakes, die das ursprüngliche Spiel visuell von Grund auf neu präsentieren. Die Grafik, Texturen, Beleuchtung, und Effekte werden von den Entwicklern aktualisiert, um dem Spiel ein modernes Aussehen zu verleihen und auf die neuste Konsole zu bringen. Dabei werden die Modelle der Charaktere und Umgebungen neu erstellt, um sie detaillierter und realistischer erscheinen zu lassen. Schließlich würde es sich andernfalls um ein Remaster statt ein Remake handeln.
Doch darüber hinaus liegt der Fokus auch auf der Überarbeitung des Gameplays. Gute Beispiele für klassische Remakes wären unter anderem „Resident Evil 2“ oder „Pokémon Goldene Edition Heartgold und Pokémon Silberne Edition Soulsilver“. Letzteres passte nicht nur die Grafik auf den Stand der vierten Pokémon-Generation an, sondern führte zudem noch zahlreiche Neuerungen ein. Unter anderem fügten die Entwickler einen sportlichen Wettbewerb ein und das Pokémon an der ersten Stelle in eurem Team läuft euch sogar im Spiel hinterher.
Auch beim „Resident Evil 2“-Remake aus dem Jahr 2019 wurde mehr als nur an der Grafik geschraubt. Besonders auffällig ist die Kameraführung im Spiel. Die alten „Resident Evil“-Teile sind für ihre starren Kamera-Shots bekannt, auf die ihr selbst keinen Einfluss habt und die sich von Raum zu Raum ändern. Im Remake setzt Capcom dagegen auf die moderne Third-Person-Kamera, die euch einen guten Überblick auf das Geschehen über die Schulter der Protagonisten gibt.
Mehr als ein Remake
Einen Schritt weiter geht das „Final Fantasy VII“-Remake von Square Enix, das für PC, PlayStation 4 und PlayStation 5 erschienen ist. Wir setzen hier mal kurz eine kleine Spoiler-Warnung: Auf den ersten Blick scheint das Spiel ein klassisches Remake zu sein, doch im Verlauf der Handlung wird offensichtlich, dass die Entwickler nicht nur im Hinblick auf Grafik oder Gameplay Veränderungen umgesetzt haben, sondern zudem die Geschichte eine etwas andere ist. Das geht so weit, dass sogar neue Charaktere, wie zum Beispiel Roche, eingeführt werden.
Jetzt denken viele im ersten Moment vielleicht, dass ein paar unwichtige Figuren ja wohl nichts essentielles an der Handlung ändern, oder? Im Gegenteil. So unterstützt beispielsweise der neue Charakter Leslie Kyle unsere Protagonisten-Truppe dabei, Aerith zu retten. Bekannte Charaktere ereilen zudem andere Schicksale wie im Fall von Biggs oder Wegde, die im Vergleich zum Original nicht sterben. Wenn ihr uns fragt, sind das alles erhebliche Abweichungen vom Original. Da lässt sich sogar darüber streiten, ob man beim „Final Fantasy VII“-Remake überhaupt noch von einem Remake sprechen kann. Ist das nicht vielmehr eine Art Reboot?
Wie ist eure Meinung zu Remaster und Remakes? Wie sieht für euch das ideale Remake aus?
Bilder: Capcom, Atari, Adobe Stock / Mickis Fotowelt
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