Der Entwickler Taito dürfte vor allem für seine zahlreichen Arcade-Automaten, die in den 80ern und 90ern veröffentlicht wurden, bekannt sein. Nun hat der Entwickler zusammen mit ININ Games eine Neuauflage der „Ray Arcade“-Serie veröffentlicht. Die „Ray’z Arcade Chronology“ ist für PS4 und Nintendo Switch erhältlich. Wir haben uns die „Ray’z Arcade Chronology“ mal etwas näher angeschaut und unser Glück als Raumschiffpilot herausgefordert.
Einen kleinen Einblick in die Arcade-Klassiker-Collection gibt euch der folgende Trailer:
Story erinnert an die Matrix-Filme
Die meisten Spieler dürfte die Story hinter Shoot ’Em Ups nicht wirklich interessieren. Meistens sind sie generisch konzipiert und folgen alle dem gleichen Schema: Ein Bösewicht bedroht die Menschheit und versucht, mit seiner Armee dieses Ziel zu erreichen. Bingo! Auch die „Ray Arcade“-Reihe bedient sich an diesem Plot. Dennoch haben die Entwickler sich etwas Interessantes einfallen lassen. So haben wir es im ersten und dritten Teil mit einer durchgedrehten KI zu tun, die natürlich von den Spielern aufgehalten werden muss. Der zweite Teil hat einen etwas anderen Plot, auf den ich später aber noch einmal gesondert eingehen werde. Die Teile eins und drei erinnern mich sehr stark an die „Matrix“-Filme, nur dass statt Neo ein Raumschiff und sein Pilot für Ordnung sorgen und den Maschinen bzw. der KI und ihren Handlangern Einhalt gebieten.
Rayforce:
„Rayforce“ ist der erste Teil der „Ray Arcade“-Reihe und wurde 1994 von Taito für die Taito F3 Arcade-Hardware entwickelt. In Europa kam das Spiel unter einem anderen Namen in die Arcade-Hallen, hier war das Spiel als „Gunlock“ bekannt. 1995 bekam das Spiel eine Umsetzung für den Sega Saturn und war damit auch ohne Arcade-Automat spielbar. Aufgrund von Urheberrechtsproblemen wurde das Spiel für die Heimvariante aber umbenannt und hieß „Layer Section“. Die spätere Version für den PC wurde unter dem Namen „Galactic Attack“ vom Publisher Acclaim vertrieben.
Als Spieler übernehmt ihr das Raumschiff RVA-818 X-LAY, das sowohl mit Lenkraketen, als auch Laserwaffen ausgestattet ist. Mit Hilfe des Schiffes müsst ihr dann die Truppen des Supercomputers namens Con-Human besiegen. Denn dieser will die restliche Menschheit, die vor der Auslöschung auf der Erde in den Weltraum geflohen ist, ebenfalls dezimieren. Diesen Plan gilt es zu verhindern.
Raystorm:
„Raystorm“ ist der direkte Nachfolger von „Rayforce“ und erschien 1996, ebenfalls als Arcade-Automat, in Japan. Später wurde das Spiel auch für die Heimkonsolen portiert. So erschien „Raystorm“ unter anderem für den Sega Saturn, die PlayStation, Xbox 360, PlayStation 3, den PC und sogar als Mobile-Variante für iOS sowie Android. In „Raystorm“ gingen die Entwickler aber ein paar andere Wege. So wich man vom Plot ab, der sowohl für „Rayforce“, als auch für „Raycrisis“ (dritter Ableger der „Ray“-Spielereihe) verwendet bzw. weitererzählt wurde. Zusätzlich wurde auch an der Grafik ein wenig geschraubt, die Entwickler nutzten polygonbasierte Raumschiffe statt des vorher genutzten Sprites. Das kam besonders gut bei den Fans der PlayStation-Version des Spiels an, die die neuen Grafikstile feierten.
Wie in „Rayforce“, gilt es auch in „Raystorm“, mit eurem Raumschiff zahlreiche Gegner vom Himmel bzw. Weltraum zu pusten. Dazu stehen euch zwei unterschiedliche Raumschiffe (in den geporteten Original-Versionen sogar drei Raumschiffe) zur Verfügung, aus denen ihr das für euch passende Raumschiff aussuchen könnt. Jedes Raumschiff besitzt die Standardbewaffnung, hat aber eine individuelle Spezialattacke in petto. In „Raystorm“ bekämpft ihr dann mit dem R-Gray statt der KI Con-Human die rebellische Secilian Federation. Neben dem Original-Spiel bekommt ihr mit der „Ray’z Arcade Chronology“ die Möglichkeit, „Raystorm“ auch in der „Raystorm Neo“-HD-Variante zu spielen, die der etwas eingestaubten Grafik einen ordentlichen Boost verleiht.
Raycrisis:
Das Prequel „Raycrisis“ erzählt die Vorgeschichte des Originals „Rayforce“. Das Spiel wurde von Taito ebenfalls als Arcade-Automat entwickelt, bekam später aber auch wieder Ports für die PlayStation, den PC und 2017 eine Mobile-Variante für iOS und Android spendiert.
Als Spieler übernehmt ihr im dritten Teil der Reihe die Rolle des Computervirus Waverider, der in die Systeme der KI Con-Human eindringen muss und diese von innen heraus zerstören soll. Natürlich ruft das auch die Abwehrmaßnahmen der KI auf den Plan und so müsst ihr euch den Weg bis zum Kern freischießen. „Raycrisis“ ist ebenfalls in der HD-Remaster-Fassung enthalten.
Gelungene Portierung
Da ich die Original-Spiele damals nicht gespielt habe, kann ich jetzt keinen direkten Vergleich zu den Originalen ziehen, dennoch fühlen sich die Original-Fassungen der Spiele sehr gut an, wobei die HD-Varianten von „Raystorm“ und „Raycrisis“ natürlich grafisch einiges mehr hermachen. Die HD-Fassungen sind auch die bessere Wahl, denn während „Rayforce“ durch seine Schlichtheit nicht zu überladen wirkt, sieht das bei den anderen beiden Titeln doch ein wenig anders aus. In „Raystorm“ und „Raycrisis“ verliert man durch die originale Pixelgrafik schnell mal den Überblick, da hier der Bildschirm gefühlt zu überladen ist und die Gegner manchmal einfach in den zahlreichen Effekten untergehen. In den HD-Varianten ist das zwar auch der Fall, doch durch die höhere Auflösung behält man hier den Überblick und kann sich der vielzähligen Feinde weiterhin erwehren.
Das Gameplay wiederum fühlt sich in allen Teilen und auch in den HD-Fassungen hervorragend an. Natürlich erfordern die Spiele ein gewisses Geschick, um den zahlreichen Laserstrahlen und Attacken der Gegner ausweichen zu können. Hier haben sich die Entwickler aber etwas einfallen lassen: So greifen alle Spiele auf die Arcade-Mechaniken zurück und ihr könnt dann direkt einen Coin nachwerfen (Drücken einer Taste lädt das theoretische Guthaben wieder auf) und ab dem Punkt, an dem ihr gestorben seid, weiterspielen. Die Mechanik macht es gerade für Casual-Spieler etwas einfacher, da ihr dann nicht so schnell die Geduld verliert, weil ihr ständig von vorne beginnen müsst. Denn sowohl „Rayforce“, als auch „Raystorm“ und „Raycrisis“ sind in ihrem Schwierigkeitsgrad doch schon recht knackig und können Spieler echt ins Schwitzen bringen.
Toller Fanservice, aber zu wenige Extras
Die „Ray’z Arcade Chronology“ bietet alles, was sich Fans der Reihe nur wünschen können. So bekommt ihr die originale und eine überarbeitete HD-Version, die die etwas angestaubte Grafik verbessert und sich im Fall von „Raystorm“ und „Raycrisis“ auch ein wenig besser spielen lässt. Gameplay-technisch sind die Spiele genau das, was man von einem guten Shoot ’Em Up erwartet – jede Menge abwechslungsreiche Gegner, schnelles Gameplay und knackige Bossfights, zudem einen angemessenen Schwierigkeitsgrad, der dank der Arcade-Coin-Mechanik auch für Casual-Spieler nicht zu schwer ist. Ein besonderes Highlight ist der Soundtrack, der in allen drei Spielen hervorragend klingt und das Gameplay noch um einiges besser macht. Die schnellen Stücke bringen nämlich erst so richtig Fahrt in jedes Spiel der Collection.
Doch auch wenn mir die „Ray’z Arcade Chronology“ sehr gut gefällt, gibt es ein paar Punkte, die mir fehlen bzw. die vor allem die Fans der Reihe bestimmt zu schätzen gewusst hätten. So bekommen wir zwar die Möglichkeit, Achievements freizuspielen, aber es fehlen auch die folgenden Extras, die die „Ray’z Arcade Chronology“ um einiges interessanter gemacht hätten:
- Soundtrack-Bibliothek
- Geschichte der Entwicklung der Spiele
- Bilder- bzw. Art-Galerie
Natürlich ist das jetzt nur mein persönlicher Geschmack und ob die Fans der Reihe diese Extras wirklich vermissen, lassen wir jetzt einfach mal so stehen. Dennoch hätten sie die Sammlung perfekt gemacht. Alles in allem kann ich euch die „Ray’z Arcade Chronology“ echt wärmstens empfehlen, wenn ihr die Taito-Arcade-Klassiker noch nachholen oder herausfordernde Shoot ’Em Up-Action in einer Collection erleben wollt.
The good
- Herausforderndes Gameplay, das sowohl Casual-Spieler (Coin-Mechanik), als auch Shoot ’Em Up-Veteranen begeistern dürfte
- Arcade-Klassiker mit Original-Grafik und als HD-Variante
- Genialer Soundtrack, der ordentlich Fahrt in die Level, aber auch Bossfights bringt
The bad
- Fehlende Extras wie eine Soundtrack-Bibliothek, Entwicklungsgeschichte der Reihe und Bilder- bzw. Art-Galerie
- In „Raystorm“ und „Raycrisis“ schwächelt ein wenig die Original-Grafik und man verliert sehr schnell den Überblick
- Einsteiger brauchen ein wenig Geduld und Übung, damit sie die Level meistern können und werden ohne Tutorial ins eiskalte Wasser geworfen