Was war euer letzter großer Plattformer? „Crash Bandicoot 4“? „Donkey Kong Country: Tropical Freeze“? Das jetzt erschienene „Nikoderiko: The Magical World“ versucht beide Franchises in sich zu vereinen. Ob das auch wirklich gelingt, verraten wir euch jetzt.

Stichwort „Donkey Kong Country“: Die Videospielreihe ist ikonisch. So ikonisch, dass gleich drei Titel zu den meistverkauften SNES-Spielen gehören. Kein Wunder also, dass man diesem Vorbild nacheifert. Ähnlich sieht es mit „Crash Bandicoot“ aus, der früher mal das Aushängeschild für Sonys PlayStation war. „Nikoderiko“ hat sich einige Gameplay-Elemente der Reihen abgeschaut und verknüpft. Wobei: Streicht das „einige“. Man könnte das Game auch „Donkey Crash Country“ nennen.

Was zum Teufel sind Mangusten?

Die Parallelen fallen bereits bei der Handlung des Games auf. Wir steuern entweder Niko oder Luna, oder sogar beide, wenn wir im Koop spielen. Bei den beiden Protagonisten handelt es sich um Mangusten – kleine Säugetiere, die Wieseln oder Madern ähneln. Diese ausgefallene Wahl für die Protagonisten erinnert uns stark an Crash, der ja ein Beuteldachs darstellen soll. Allerdings müsst ihr nicht wie Crash gleich die ganze Welt retten, sondern einfach nur eine Insel von der Schlange Grimbald und seinen Schergen befreien. Der hat euch nämlich einen Schatz geklaut, den ihr auf eurem Abenteuer auf der Insel gefunden habt.

Niko und Luna am Strand
Die beiden Hauptcharaktere Luna und Niko sehen liebevoll designt aus.

Das Design der Hauptfiguren, aber auch des Ober-Bösewichten Grimbald und seinen Handlangern, ist wirklich charmant. Sie sind sogar alle vertont und der Protagonist Niko gibt auch ab und an ein paar Sprüche von sich, während man mit ihm durch die Level rennt und springt. Allerdings verdienen weder seine Oneliner noch die Story selbst einen Orden. Es ist vielmehr ein Beiwerk ohne wirklichen Inhalt. Wer Niko und Luna eigentlich sind oder sonstige Hintergrundinfos liefert uns das Spiel nicht.

2D oder 3D? Einfach beides!

Gut, eine packende Story ist bei einem Plattformer vielleicht auch nicht so wichtig. Wie schneidet nun „Nikoderiko“ im Vergleich zu seinen Genre-Vertretern ab? Sagen wir es mal so: Es schneidet sich eher was von ihnen ab. Das Game wechselt immer wieder von 2D-Segmenten zu 3D-Segmenten und zurück. Während man eben noch von links nach rechts gehechtet ist und exakt wie in „Donkey Kong Country“ mit einer Lore Hindernissen ausgewichen oder durch Wasserlevel geschwommen ist, zerschlägt man im nächsten Moment schon Kisten im Stil eines 3D-Jump’n’Runs als wäre man Crash Bandicoots Kind höchstpersönlich.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass ihr in „Nikoderiko“ ebenfalls allerhand Zeug in den Leveln aufsammeln könnt. Münzen, Schriftrollen, Buchstaben und sogar Schlüssel, die in Minispielen versteckt sind, gibt es zu entdecken. Das sorgt für Wiederspielwert der Level, sofern ihr euch für Sammelobjekte begeistern könnt oder Perfektionisten seid.

Niko und Luna flüchten vor einem Drachen
Manche Passagen bieten etwas Abwechslung: Wenn ihr beispielsweise vor einem Drachen fliehen müsst.

Die Stages auf der Insel sind abwechslungsreich und schön gestaltet. Immer wieder erwarten euch neue Herausforderungen, wie zum Beispiel ein Drache, der euch verfolgt oder Sprungpassagen, bei denen schon ein Fehler ausreicht, um von vorne beginnen zu müssen. Die Insel besteht aus sieben einzigartigen Arealen, die jeweils mit eigenen Bosskämpfen versehen sind. Besonders toll finden wir die Reittiere, die euch eine Hilfe in den Leveln sein können, indem sie Feinde fressen oder sie mit Feuer bespucken. In der Übersicht der Insel könnt ihr eine Werkstatt aufsuchen und eure gesammelten Sachen gegen Truhen eintauschen, die Sammelobjekte wie Figuren enthalten. Ihr könnt euer Erspartes aber auch für die erwähnten Tiere ausgeben.

Wirklich schwer wird das Game allerdings nicht. Neben dem normalen Schwierigkeitsgrad könnt ihr noch einen leichten wählen. Der dürfte jedoch nur für Kinder interessant sein. Insgesamt wirkt das Game aber auch so als wäre das die eigentliche Zielgruppe. Sowohl optisch als auch von den Herausforderungen her, hatten wir zumindest das ganze Spiel über dieses Gefühl. Die eigentliche Herausforderung ist die schwammige Steuerung in „Nikoderiko“. Die Gegner könnt ihr mit einem einzigen Sprung auf den Kopf besiegen – doch, wenn Niko oder Luna völlig unkontrolliert landen, kann das recht nervenaufreibend werden. Zudem bewegen sich die beiden etwas unkoordiniert. Wir hatten nie das Gefühl wirklich eine präzise Kontrolle über die Bewegungen zu haben. Egal, ob wir gesprungen sind, Gegner weggrätschen wollten oder im Wasser plantschten.

Der gute Wille war da

Kommen wir mal zum technischen Part. Wir haben „Nikoderiko: The Magical World“ auf der Nintendo Switch gezockt. Die Grafik könnte schöner sein, aber der Look des Games macht das wieder wett. Auch die Soundeffekte und Musik des Spiels sind nicht von schlechten Eltern. Letzteres stammt aus der Feder von David Wise, der schon diverse Soundtracks für verschiedene „Donkey Kong“-Spiele produziert hat. Allerdings ruckelt das Game hier und da. Vor allem im Couch-Koop hatten wir das Gefühl, dass das Spiel nicht mal 30 FPS packt. Noch schlimmer fanden wir allerdings die Ladezeiten auf der Switch. Dass man mindestens eine halbe Minute warten muss, um in ein Level zu gelangen, war keine Seltenheit. Aber auch, wenn ihr einfach nur in die Werkstatt reinschauen wollt, um eure gesammelten Münzen auszugeben, dann müsst ihr euch auf Ladezeiten einstellen.

Niko und Luna auf Reittieren
Besonders im Koop kommt es auf der Switch zu Rucklern.

Ab und an sind uns auch fehlerhafte Kollisionsabfragen aufgefallen. Gegner werden nicht getroffen, obwohl es der Animation nach so aussieht. Die ganzen technischen Mängel dürften vor allem an der Switch-Version liegen. Diese scheint am meisten unter Problemen zu leiden, insbesondere durch schwankende Bildraten und längere Ladezeiten. Trotz der Mängel bleibt das Spiel aber spielbar, sie können jedoch das Erlebnis trüben.

Wo ist die Innovation?

Letzten Endes erhaltet ihr mit „Nikoderiko: The Magical World“ ein nettes Jump’n’Run, das einen gewissen Charme versprüht. Jedoch fehlt es eine eigene Identität. Es wirkt eher so, als hätte man Aspekte aus verschiedenen Klassikern wie „Crash Bandicoot“ oder „Donkey Kong Country“ genommen und sie vermischt. Das klingt auf dem Papier erstmal nach etwas, das uns Retro-Gamer ja begeistern sollte. Kann es auch. Nur, wer hier etwas Neues oder frischen Wind erwartet, der wird enttäuscht sein. Das Game präsentiert euch nichts Neues.

Solltet ihr sehnlichst nach einem Spiel suchen, das euch ein paar Nostalgie-Gefühle bereitet, dann bietet sich „Nikoderiko: The Magical World“ förmlich dafür an. Ihr könntet euch aber noch etwas gedulden und auf den nächsten Teil der „Donkey Kong Country“-Reihe warten. Denn mit der Qualität der großen Vorbilder kann das Spiel nicht mithalten. Als Game für Kinder eignet es sich dafür aber umso mehr. Solltet ihr also eure Tochter oder euren Sohn an euer Lieblingsgenre heranführen wollen, dann ist „Nikoderiko“ ein solider Anfang.

Die Charaktere, besonders Niko und Luna, sind charmant und liebevoll designt. Die Level sind abwechslungsreich gestaltet und bieten immer wieder neue Herausforderungen. Der Soundtrack von David Wise sorgt für nostalgische Atmosphäre und passt perfekt zum Spiel. Die schwammige Steuerung macht präzise Bewegungen oft schwierig und frustrierend. Die langen Ladezeiten, vor allem auf der Switch, ziehen das Spielerlebnis unnötig in die Länge. Leider fehlt dem Spiel eine eigene Identität, da es sich stark an Genre-Klassikern orientiert.

Aussehen17 / 20
Soundtrack18 / 20
Spielspaß17 / 20
Story8 / 20
Umfang15 / 20

The good

  • Die Charaktere, besonders Niko und Luna, sind charmant und liebevoll designt.
  • Die Level sind abwechslungsreich gestaltet und bieten immer wieder neue Herausforderungen.
  • Der Soundtrack von David Wise sorgt für nostalgische Atmosphäre und passt perfekt zum Spiel.

The bad

  • Die schwammige Steuerung macht präzise Bewegungen oft schwierig und frustrierend.
  • Die langen Ladezeiten, vor allem auf der Switch, ziehen das Spielerlebnis unnötig in die Länge
  • Leider fehlt dem Spiel eine eigene Identität, da es sich stark an Genre-Klassikern orientiert.

Bilder: Knights Peak

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