Als Gamer sind wir hin- und hergerissen zwischen zwei Epochen – der Zeit der Retro-Klassiker, die unsere Kindheit geprägt haben und der Zeit der modernen Spiele, die uns heute in ihren Bann ziehen. Doch habt ihr euch bestimmt auch schon mal die folgende Frage gestellt: Retro-Videospiele vs. moderne Spiele – welche sind besser? Warum eine Antwort auf die Frage recht knifflig ist, erfahrt ihr in meinem Special.
Videospiele sind mittlerweile ein Kulturgut, das aus dem Alltag der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken ist. Sei es auf dem Handy, an der Konsole oder dem PC, gefühlt ist das Angebot an Spielen fast grenzenlos. Allerdings war das nicht immer so, denn gerade zu Beginn der 50er Jahre, als die ersten Computerspiele entwickelt wurden, waren diese eher Studenten-Projekte. So richtig massentauglich wurden die Spiele erst in den 70ern dank der preisgünstigeren Fernsehtechnologie und visionären Entwickler wie Atari-Gründer Nolan Bushnell und Ralph Baer. Seitdem hat sich einiges getan und die Games sind mehr und mehr gesellschaftstauglich geworden.
Wenn ihr mehr zur Videospielgeschichte erfahren wollt, dann kann ich euch unsere beiden Videos „Geschichte der Videospiele — Von Uni-Versuchen zu modernen Triple A-Blockbustern“ empfehlen. Den ersten Teil habe ich euch direkt hier noch einmal verlinkt:
Nostalgie pur
Doch was macht die Faszination für Retro Games eigentlich aus und warum finden manche Spieler die alten Spiele besser als moderne Games? Hier muss man ganz klar die Nostalgie hervorheben, denn viele Videospiel-Fans erinnern sich gerne an die Zeit zurück, als sie mit dem Gaming angefangen haben. Diese Spiele begleiten uns ein Leben lang und andere Games müssen sich daran messen. Abseits der nostalgischen Gefühle gibt es aber auch noch eine Menge anderer Gründe, die die Faszination für Retro Games ausmachen:
- Retro Games sind herausfordernder: Ein gewichtiges Argument, das viele Retro-Fans anführen, ist der Schwierigkeitsgrad bzw. sind die schweren Herausforderungen, die Retro Games bieten. So musste man früher z.B. in Fighting Games wie „Street Fighter“ verschiedene Kombos noch selbst herausfinden und natürlich auch auswendig lernen, brauchte mehrere Anläufe, um Bosse zu legen und gefühlt waren auch die Rätsel schwieriger. Diese Herausforderung fehlt vielen Spielern bei neuen Games, da sie mittlerweile für eine breite Spielerbase entwickelt werden und so jedem Spaß machen sollen.
- Retro-Grafik ist zeitlos: Ja, Retro-Grafik kann zeitlos sein und die Titel lassen sich, bis auf wenige Ausnahmen, auch heute noch sehr gut spielen. Grafik ist natürlich nicht alles, aber vielen Retro-Gamern ist die unglaublich realistisch gewordene Grafik manchmal auch einfach zu viel. Und sind wir mal ehrlich: Pixellook hat einfach seinen eigenen Charme.
- Retro Games haben einfachere Gameplay-Mechaniken: Diese Aussage ist eigentlich konträr dazu, dass Retro Games herausfordernder sind. Doch wenn man es in Relation zu modernen Games setzt und Soulslike-Spiele mal außen vor lässt, stimmt es natürlich. So muss man gefühlt kein „Studium“ absolvieren, um alle Funktionen, Inhalte und Spielmechanismen zu verstehen und diese auch nutzen zu können. Retro Games bieten in der Regel einfache Spielmechanismen, die leichter zu verstehen und anzuwenden sind.
- Retro Games sind kurzweiliger: Ja, Zeit ist in der heutigen, schnelllebigen Gesellschaft ein wichtiger Faktor, denn nicht jeder hat die Zeit, lange Videospiele am Stück zu spielen. Viele Retro Gamer bevorzugen deswegen auch Retro Games, da sie kurzweiliger sind. So bieten sie auch für ein bis zwei Stunden Spaß. Modernere Spiele wiederum werden gefühlt immer größer, bieten so viele Sidequests, dass man die Hauptquest nach über 300 Stunden nicht durch hat und komplexe Mechaniken, die gerade, wenn man eine längere Pause einlegt, ganz schnell verlernt sind.
- Einlegen und Spaß haben: Eines meiner Argumente, die ich in Diskussionen zu „Modern Gaming vs. Retro Gaming“ gerne anführe, ist dass man Retro Games z.B. einfach in die Konsole einlegen kann und los geht’s. Ich brauche keinen Day One-Patch und keine Updates oder sonstigen Zusatzinhalte, die noch installiert werden müssen.
Die Nostalgie bleibt aber vermutlich der Hauptgrund, warum viele Spieler Retrospiele gerne spielen. Das zeigt sich auch daran, dass Remakes / Remaster von Klassikern, sofern sie gut gemacht sind, sehr beliebt sind und sehr häufig von den Spielern gekauft werden.
Immer wieder etwas Neues
Retro Games sind zu altbacken, die Pixelgrafik gefällt mir nicht – diese und diverse weitere Gründe sind für viele Gamer ausschlaggebend, Retro-Spiele eher zu meiden. Doch was spricht noch alles dafür, moderne Games zu bevorzugen?
- Bessere und realistischere Grafik: Natürlich bieten neue Games bessere Grafik. Die Entwickler versuchen, sich hier immer wieder selbst zu übertrumpfen und noch größere und realistischere Spielwelten zu erschaffen.
- Eine Menge Content: Neue Games bieten im Verhältnis zu ihrem Preis eine Menge an Content. So sind die Storys komplexer, die Spielwelten extrem groß (Open World Games) und es gibt eine Menge Dinge auch abseits der eigentlichen Hauptstory zu entdecken. In vielen Rollenspielen gibt es ein New Game+-Feature, das den Wiederspielwert von Spielen enorm steigert.
- Innovative neue Gameplay-Mechaniken: Auch wenn sich gewisse Grund-Gameplay-Mechaniken seit der Entwicklung der verschiedenen Videospiel-Genres nicht verändert haben, wurden sie dennoch um zahlreiche Features erweitert. So wurden z.B. im Laufe der Zeit aus einfachen Sprüngen Doppelsprünge und in modernen Games wurden sie sogar ganz durch Jet-Packs oder ähnliches ersetzt.
- Updates, DLCs, Patches und Bugfixes: Auch wenn ich und wahrscheinlich viele andere Gamer es manchmal sehr nervig finden und einfach nur das Game zocken möchten, haben Updates, Patches und Bugfixes auch etwas Gutes. So musste man bei Retro Games mit dem im Spiel vorhandenen Bug leben, es war damals nicht möglich, diese Fehler zu patchen. Hier ist es bei modernen Games schon ganz schön, dass die Entwickler Fehler mit Bugfixes einfach verbessern können. Auch Zusatzinhalte über kostenlose Updates und kostenpflichtige DLCs sind so relativ unkompliziert bereitzustellen.
- Online-Multiplayer: Mit Freunden zu spielen, macht ein Game doch erst so richtig spaßig. War das gemeinsame Spielen bei Retro Games meist nur lokal im Couch-Koop möglich, klappt es heute dank Internet und Online-Multiplayer sehr viel einfacher.
Natürlich gibt es noch einige weitere Gründe, die ich sowohl für Retro, aber auch moderne Games anführen könnte, aber im Großen und Ganzen treffen die Aussagen wohl alle den Nagel auf den Punkt.
Persönliche Vorliebe ist entscheidend
Für beide Seiten gibt es Pro und Kontra und es ist gar nicht so leicht sich zu entscheiden, ob man eher Retro Games oder moderne Videospiele bevorzugt. Aber muss man sich denn entscheiden? Ich denke eigentlich nicht. Beide haben ihre Vor- und Nachteile und welche Spiele man lieber spielt, hängt wohl eher von den persönlichen Vorlieben ab. Es kommt halt wirklich darauf an, was man von einem Videospiel erwartet. Wer z.B. ein wenig Herausforderung oder etwas Nostalgie sucht, ist mit einem Retro-Spiel gut beraten. Wer sich hingegen eher hochmoderne Grafik und moderneres Gameplay wünscht, wird sich wahrscheinlich eher für ein modernes Spiel entscheiden. Oder man macht es wie ich und spielt beides gerne und entscheidet sich je nach Stimmung für ein Retro oder ein modernes Game. Die Wahl, ob modern oder Retro, ist ja zum Glück nicht in Stein gemeißelt.
Jetzt würde mich aber eure Meinung interessieren: Retro oder moderne Videospiele – oder vielleicht sogar beides? Schreibt uns eure Meinung zu diesem Thema in die Kommentare!
Bild: Adobestock (KI-generierte Bilder)
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