Mehrere Spiele auf einem einzigen Switch-Modul? Das würde einiges an Platz in der Reisetasche sparen. Bei der vor kurzem veröffentlichten MIG Switch geht es aber für die meisten wohl eher darum, Geld zu sparen.
Wer kennt sie nicht? Die berüchtigten Flash-Cards, mit denen ROMs auf der original Hardware abgespielt werden können. Man denke da nur an die bekannte R4-Karte damals für den Nintendo DS. Auch für den Nintendo 3DS gibt es solche Karten. Jetzt hat ein Unternehmen aus Russland die erste Flash-Card für die Nintendo Switch herausgebracht. Wir sagen euch alles, was ihr zu dieser Karte wissen müsst und wie legal das Ganze ist.
Funktioniert auf allen Switch-Versionen
Die MIG Switch ist eine Flash-Card wie sie im Buche steht: Für 80 Euro erhaltet ihr die kleine Karte und könnt mithilfe einer SD-Karte (die im Übrigen in der Lieferung nicht mit enthalten ist) Switch-Games draufpacken und auf eurer Nintendo Switch zocken. Dabei ist es völlig egal, ob ihr die Standard-Konsole, die OLED-Variante oder die Light-Version besitzt – auch die Firmware auf euerer Switch-Konsole spielt dabei keine Rolle. Interessant ist aber die Tatsache, dass kein spezielles Menü auf der Karte enthalten ist, wie es sonst eigentlich von einer Flash-Card zu erwarten ist. Steckt ihr die Karte in eure Konsole, erscheint wie bei dem originalen Game das Vorschaubild im Switch-Menü. Habt ihr mehrere Games auf der Karte installiert, müsst ihr die Karte einfach mehrmals raus- und reinstecken – damit schaltet ihr zwischen den installierten Titeln umher.
Neben der Karte selbst findet ihr auf der Homepage der Verkäufer noch einen Dumper, mit dem ihr Backups von euren Games selbst erstellen könnt, um diese dann beispielsweise auf die MIG Switch Karte zu packen. Für uns klingt das ein wenig wie ein Alibi. Frei nach dem Motto: Wenn ihr selber Backups von euren Spielen erstellt, dann ist die Nutzung der Karte auch legal. Doch ist das auch so?
Die Frage der Legalität
Zunächst einmal ist das Erstellen von Sicherungskopien in Deutschland legal – solange kein Kopierschutz umgangen wird. Wenn ihr also das Original besitzt, dürft ihr in der Regel im Privaten Kopien von euren Spielen anfertigen. Die Rechte zum Verkauf habt ihr allerdings nicht. Also halten wir fest: Solange kein Kopierschutz vorhanden ist und ihr die Kopien nur für den privaten Gebrauch erstellt, bewegt ihr euch im legalen Rahmen. Solltet ihr euch allerdings diese „Sicherungskopien“ aus dem Internet ziehen, wärt ihr wieder im illegalen Sektor unterwegs.
Tut ihr dies trotzdem, lauft ihr Gefahr, aus dem Nintendo eShop und generell vom Online-Service gesperrt zu werden. Es ist nämlich so, dass jede Cartridge ein einzigartiges Zertifikat besitzt. Sollte Nintendo also erkennen, dass ein und dasselbe Zertifikat auf verschiedenen Nintendo Switch Konsolen benutzt wird, könnte das Unternehmen euch sperren. Bereits Käufer von Gebraucht-Spielen droht solch eine Sperrung, da das Zertifikat in diesem Fall ebenfalls auf mindestens zwei Switches erkannt wird. Wie hoch die Gefahr eines Banns letztendlich ist, können wir allerdings nicht sagen. Wir raten jedoch davon ab, dieses Risiko einzugehen. Selbst die Hersteller der MIG Switch empfehlen die Nutzung des Onlinemodus nur bei einem vollständigen Game-Dump.
So funktioniert es!
Jetzt kommen wir zum Eingemachten: Wenn ihr die MIG Switch Karte nutzen möchtet, müssen sich natürlich erst einmal Spiele im XCI-Format darauf befinden. Das gelingt euch, indem ihr Backups eurer Spiele erstellt – in diesem Fall beispielsweise mit dem Mig Switch Dumper, der ebenfalls von den Machern der MIG Switch verkauft wird und einem Tool, das sich NXdumpTool nennt. Die microSD-Karte in eurer MIG Switch muss im Übrigen im exFAT-Format formatiert sein. Habt ihr alle Sachen parat, kann es auch schon losgehen.
Im ersten Schritt steckt ihr die Karte des Spiels, von dem ihr ein Backup erstellen möchtet, in den Dumper-Slot des MIG Dumpers und schließt diesen dann mit einem USB-Kabel am PC an. Nun sollte ein Massenspeichergerät auf dem Bildschirm eures PCs erscheinen, in dem sich der Ordner „XXX.xci“ befindet. Genau den kopiert ihr, um ein Backup des Spiels zu erstellen. Habt ihr nun also alle nötigen XCI-Dateien da, platziert ihr diese in das Stammverzeichnis der SD-Karte. In der Regel zählen dazu „XXX.xci“, „XXX (Initial Data).bin“, „XXX (Certificate).bin“, „XXX (Card ID Set).bin“ und „XXX (Card UID).bin“. Ihr könnt auch einfach einen Ordner anlegen, ihn „XXX.xci“ nennen und alle notwendigen Dateien dort ablegen.
Wie bereits erwähnt, gibt es bei der MIG Switch kein spezielles Menü, das erscheint, wenn ihr die Karte in eure Nintendo Switch steckt. Stattdessen wird sofort eines der Games angezeigt, das ihr auf die Karte gepackt habt. Um zu einem anderen Spiel zu wechseln, müsst ihr die Karte einfach mehrmals auswerfen und wieder einstecken. Dadurch schaltet die Karte zwischen den Titeln umher und ihr könnt das gewünschte Spiel starten.
Das große Problem
Das alles klingt erst einmal recht positiv. Abgesehen von den Entwicklern, von denen man eigentlich nicht viel weiß, außer dass sie in Russland sitzen und dass die Karten in China produziert werden, bleibt alles recht schleierhaft. Aber das soll erst einmal nicht unsere Sorge sein. Viel problematischer ist da schon die Gefahr, die die MIG Switch mitbringt – insbesondere für Käufer von gebrauchten Switch-Spielen. Durch die nun erschienene Flash-Card dürfte sich die Gefahr erhöhen, dass Leute ihre Games auf die MIG Switch Karte kopieren und das Original-Spiel verkaufen. Das Problem hierbei ist, dass letztlich beide Parteien von Nintendo gebannt werden könnten, da sie ein und dieselbe Lizenznummer beim Spielen verwenden. Als Käufer von Gebrauchtspielen staunt man dann nicht schlecht, wenn man unverschuldet plötzlich gebannt wurde.
Eine weitere Sorge, die im Internet gerade laut wird: Hat die MIG Switch Auswirkungen auf die Abwärtskompatibilität der kommenden Nintendo Switch 2? Bisher gehen viele davon aus, dass die Nachfolgekonsole von Nintendo die Möglichkeit bieten soll, Nintendo Switch Games abspielen zu können. Jetzt konnte die MIG Switch Karte nur erstellt werden, da der Code des Cartridgelaufwerks der Nintendo Switch geleakt wurde. Ändert Nintendo diesen also nicht, dann würde die Flash-Card auch auf der Nachfolgekonsole funktionieren und weitere Flash-Cards dürften folgen. Ob die MIG Switch nun so gravierende Folgen haben wird, bleibt abzuwarten. Wir alle können jedenfalls davon ausgehen, dass viele, wenn nicht sogar die Mehrheit der MIG Switch Nutzer, nicht nur ihre eigenen Spiele auf die Karte packen werden, sondern sich auch gerne mal im Internet nach den benötigten Dateien umschaut.
Was haltet ihr von Flash-Cards? Seid ihr an der MIG Switch interessiert? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Bild: Mig Switch
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