Eines der beliebtesten Spiele der Playstation-Ära war „Metal Gear Solid“. Mit seinen Stealth- und Action-Elementen ein absolutes Muss für Fans von Spionage-Games. „Metal Gear Solid“ wurde von Konami entwickelt und erschien erstmals am 02. September 1998 auf der Playstation.
Das Spiel ist der direkte Nachfolger der bereits aus den 80ern bekannten „Metal Gear“-Reihe (die nicht so bekannt ist). Wie seine Vorgänger stammt der Stealth-Shooter aus der Feder von Hideo Kojima. Für ihn bedeutete „Metal Gear Solid“ den endgültigen Durchbruch. Die Fans feierten das Game für seine vielschichtigen Figuren, die komplexe Handlungsgeschichte und seine innovativen Ideen.
Dienst ein Leben lang
Die Geschichte von „Metal Gear Solid“ ist eigentlich schnell erzählt. Solid Snake, ehemaliger Agent der Eliteeinheit „Fox Hound“, wird nicht ganz freiwillig aus seinem Ruhestand reaktiviert. Sein alter Boss Roy Campell hat einen Auftrag für ihn, den auch nur der ehemalige Elitesoldat ausführen kann. Denn Söldner unter der Führung des ehemaligen „Fox Hound“-Offiziers und Solids Doppelgänger Liquid Snake haben eine geheime Nuklear-Basis in Alaska gekapert und mit genetisch veränderten Soldaten besetzt. Sie drohen mit einem nuklearen Erstschlag und haben sich mit zwei hochrangigen Geiseln abgesichert. Die Geiseln sind Kenneth Baker, Chef der Waffenfirma Arms Tech, und DARPA-Chef Donald Anderson.
Solids Mission: Infiltrieren, befreien und entschärfen. Dass das nicht so leicht ist, dürfte jedem klar sein. Aller persönlichen Gegenstände und Waffen beraubt (seine Zigaretten schmuggelt Snake im Magen), wird der Einzelkämpfer unter dem ewigen Eis hindurch in die Basis eingeschleust. Ab diesem Zeitpunkt seid ihr auf euch gestellt, um die Söldner und Liquid Snake aufzuhalten.
Perfekt vorbereitet dank VR
Bereits vor dem eigentlichen Spielbeginn gibt es eine Menge für euch zu tun. Im sogenannten „VR Simulator“ lernt ihr alles, was ihr braucht, um die Tricks und Manöver eines „Fox Hound“-Söldners ausführen zu können (Tutorial). Ebenfalls könnt ihr euch unter „Briefing“ über die Handlungshintergründe informieren. Ihr erfahrt alles über Decoy Octopus, Outer Haven und den Metal Gear Rex.
Fühlt ihr euch trainiert und rundum informiert, könnt ihr den Start-Button betätigen und los geht es mit dem Abenteuer. Und das beginnt erst einmal mit einem minutenlangen Vorspann in Echtzeit-3D. Auch die erste Halle in der Basis (in die ihr als Taucher eindringt) dient noch zum Warmspielen. Erst wenn ihr die Lagerhalle verlassen habt und das erste Mal vor der Anlage auf der verschneiten Oberfläche steht, wird es dann ernst.
Euer Verstand und eine Packung Kippen
Das einzige, was euch an Ausrüstung in den gefährlichen Einsatz mitgegeben wurde, sind euer Verstand, eine Bildfunkverbindung mit dem Hauptquartier und eure heißgeliebten Kippen. Ihr müsst euch also erst einmal ein wenig Ausrüstung wie Waffen und nützliche Gadgets (wie einen Pappkarton) suchen und Informationen sammeln. Da heißt es tief in eure Trickkiste greifen, auf leisen Sohlen Wachen ausschalten und ins Gebäude schleichen.
Wollt ihr z.B. eine Wache von ihrer Route weglocken, klopft ihr mit der Faust gegen Stahl. Mit einem verdutzten „Huh?“ kommt der Söldner angestiefelt und ihr habt die Möglichkeit, im rechten Augenblick unbemerkt an ihm vorbei zu schleichen. Rückt euch ein Feind zu nah auf die Pelle, boxt ihr ihn nieder oder – noch besser – nehmt ihn in den Schwitzkasten. Ein paarmal die X-Taste gedrückt und das Genick eures Feindes knackt unter eurem Griff.
Apropos lautlos! „Heimlich, still und leise“ sollte euer Motto werden, denn wenn ihr einen auf Rambo macht, ist es ganz schnell mit euch vorbei. Solltet ihr nämlich einen Alarm auslösen, kommen alle Soldaten aus dem Umkreis zusammen und die Suche nach Snake beginnt. Auch lässt der Alarm euer Radar verschwinden. Dieses zeigt euch normalerweise Blickwinkel und -reichweite aller Kameras und Soldaten eines Levels an.
Ehemalige „Fox Hound“-Mitglieder wollen euren Kopf
Während der Befreiung der Geiseln und ihres mysteriösen Dahinsterbens trefft ihr auch einige bösartige Ex-Kollegen von „Fox Hound“.
- Revolver Ocelot: Ein schießwütiger Western-Freak, der als Verhör-Spezialist der Truppe dient.
- Vulcan Raven: Der Schamane verfügt über Bärenkräfte und rumpelt am liebsten mit einem Panzer durchs Gelände.
- Sniper Wolf: Eine hübsche, aber kaltblütige Scharfschützin.
- Decoy Octopus: Der Verwandlungsspezialist der Truppe.
- Psycho Mantis: Mächtiger Anwender der Psychokinese und Telepathie
Sie gehorchen alle dem mysteriösen Psycho Mantis und eurem genetischen Zwilling Liquid Snake. Dennoch handeln sie alle selbstständig und wollen ganz sicher euren Tod.
Neben den Oberbösewichten trefft ihr in der vielstöckigen Basis auch ein paar andere Charaktere, die sich keiner bestimmten Fraktion zuordnen lassen. Über Funk steht euch euer alter Ausbilder und Alaska-Exilant Master Miller zur Verfügung. Auch scheint ein rachsüchtiger Cyborg-Ninja sein Unwesen zu treiben und ihr trefft natürlich auch auf schöne Frauen.
Komplexe Story und viel zu lesen
„Metal Gear Solid“ besticht nicht nur durch seine stellenweise fast fotorealistische 3D-Grafik (natürlich mit heutiger Grafik nicht vergleichbar), sondern auch durch seine Dramaturgie und komplexe Story. Fast die Hälfte der Spielzeit verbringt ihr mit Gesprächen, die euch immer näher an euer (eigentliches) Auftragsziel bringen, die Superwaffe Metal Gear Rex. Doch selbst wenn ihr minutenlang nichts tun könnt, außer Filmsequenzen zuzuschauen, behält „Metal Gear“ seinen Echtzeit-Grafikstil bei. Deswegen fühlt es sich wie in einem Guss an, trotz der Pausen.
Die Handlung wird super durch dokumentarische Aufnahmen ergänzt. So erfahrt ihr, was vor dem Terror-Anschlag geschah und was sich an anderen Orten der Erde ereignet, während ihr eure Mission ausführt. Die Handlung um Roboter-Tech, DANN-Manipulation und die atomare Bedrohung ist umfangreich und verschlungen. Wer zum Beispiel Rückblenden und Dokuschnipsel einfach wegdrückt, der blickt bald nicht mehr durch.
Übersicht ist alles
„Metal Gear“ ist eine todernste Sache! Nur wer konzentriert auf jeden Hinweis achtet, Radar und Rundblick aus der Ich-Perspektive ausnutzt und dann auch noch mit den ganzen Hightech-Gegenständen zurechtkommt, wird letztendlich zum Oberboss vordringen können. Denn Konami greift auf seine altbewährte Formel zurück. Habt ihr einen Abschnitt durchquert, wartet ein besonders fieser Gegner auf euch und erst wenn er besiegt wurde, könnt ihr weitergehen. Später folgt dann auch Konami-typisch eine Parade von Spezialgegnern auf die nächste. Das Spiel wird dann zum Who is Who der Superschurken und übermenschlichen Helden.
Die Ich-Perspektive nutzt ihr in „Metal Gear Solid“ nur in speziellen Situationen – z.B. um euch einen verdächtigen Gegenstand (oder eine schöne Frau) genauer anzusehen oder wenn ihr auf allen Vieren durch Lüftungsschächte krabbelt. Von letzterer Ausnahme abgesehen, könnt ihr euch in dieser Ansicht aber nicht bewegen. Stattdessen bewegt ihr euch in der Third-Person-Perspektive durch die Räume, blickt also wie in „Resident Evil“ aus wechselnder Distanz und Richtung auf euren Helden. Lehnt ihr euch eng an eine Mauer, schwenkt die Kamera vor euch und ihr blickt euch über die eigene Schulter. Das ist praktisch, um z.B. um eine Ecke zu sehen, ohne den Kopf hervorzustrecken.
Aufgeräumtes HUD
Eine komplizierte Handlung und auch komplexe Steuerung – da ist ein übersichtlicher Bildschirm wichtig. Neben dem bereits angesprochenen Radar seht ihr links oben eure Lebensenergie; eine kleine Leiste, die bei Treffern schrumpft, für jeden freigespielten Abschnitt aber um ein paar Millimeter verlängert wird. In Boss-Kämpfen gesellt sich dann eine entsprechende Leiste eures Feindes hinzu – meist ist sie doppelt so lang wie eure eigene.
Auch das Inventar ist übersichtlich gestaltet. Auf Druck der seitlichen Tasten wird der Inhalt eurer Taschen eingeblendet: Rechts die Waffen, links Werkzeuge und andere Objekte. Das ist spielerisch praktisch, aber kaum realistisch. Zum Ende hin trägt Snake nämlich diverse Gegenstände wie Raketenwerfer, Handgranaten und Plastiksprengstoff mit sich, doch er bewegt sich trotz der Last wie ein Agent, der nur ein Päckchen Zigaretten dabei hat.
Nostalgie Pur
„Metal Gear“ ist eins der ersten Spiele, die ich für die Playstation damals von meinem Vater geschenkt bekommen habe. Deswegen ist es für mich Nostalgie pur. Gameplay-technisch mag es nicht der große Meilenstein sein, aber das braucht es meiner Meinung nach auch nicht. Denn die toll inszenierte und auch umfangreiche Story macht kleinere Mängel im Gameplay völlig wett.
Besonders begeistert bin ich von den Charakteren. Sie sind keine leblosen Marionetten, die man einfach umpustet und dann schnell vergessen hat. Der epische Kampf gegen Revolver Ocelot wird für mich immer in Erinnerung bleiben, auch wenn er abrupt durch einen meuchelnden Cyborg-Ninja vertagt wurde.
Hideo Kojima hat mit „Metal Gear Solid“ einen Teil meiner Kindheit und meine Faszination für Stealth-Abenteuer geprägt. „Metal Gear Solid“ ist eines der wenigen Spiele, bei denen absolute Stille im Wohnzimmer herrscht: Vor Spannung vergessen die Kumpels, euch das Pad zu entreißen. Ein absolutes Wahnsinnsspiel! Und sind wir mal ehrlich – wer wollte damals nicht gern Solid Snake sein und den Metal Gear Rex steuern?
The good
- Eine toll inszenierte und stimmige Geschichte mit großartigen Dialogen
- Jede Menge Stealth-Action und tolle Schleichpassagen
- Keine 08/15-Gegner und -Bosse, die man nach dem Kampf schon wieder vergessen hat
The bad
- Sehr viel Text zum Lesen bringt einen manchmal aus dem Spielfluss heraus
- Etwas hakelige Steuerung
- Der Perspektivenwechsel kann manchmal für Verwirrung sorgen, sodass man schnell den Überblick verliert