Es gibt Spielereihen, die man gespielt haben sollte – dazu zählt auch „Mega Man“. Als großer Fan der Animeserien muss ich zu meiner Schande gestehen, nie auch nur einen Teil der Spieleserie gespielt zu haben. Nun habe ich das auf Anraten eines Kollegen mit „Mega Man: The Wily Wars“ aber nachgeholt – und was bietet sich da besser an, als direkt einen Klassiker-Check zu schreiben?
Zu Anfang ein paar Fakten zum Spiel, falls ihr wie ich auch noch nie eines der „Mega Man“-Spiele angefasst haben solltet: „Mega Man: The Wily Wars“, in Japan auch als „Rockman Mega World“ bekannt, wurde in Japan am 21. Oktober 1994 von Capcom für den Sega Mega Drive veröffentlicht. Knapp sechs Monate später, am 03. April 1995, kamen wir dann auch Deutschland in den Genuss, das Spiel zu spielen. Der Release in den USA ist ein wenig kontrovers, denn die die physische Version des Spiels wurde kurz vor Veröffentlichung gecancelt und das Spiel konnte nur als Digital-Version über den Sega Channel Online-Service gespielt werden.
Abenteuer wieder aufgewärmt
Die Story hinter „Mega Man: The Wily Wars“ ist schnell erklärt. Der böse Dr. Wily ist in der Zeit zurückgereist, um den Roboterhelden Mega Man mit dem Wissen, das er nach den ersten drei Konflikten sammeln konnte, zu nutzen und den Helden zu besiegen. Man erlebt die ersten drei Abenteuer erneut und muss mit Mega Man die Pläne des Doktors durchkreuzen. Wie gewohnt verlässt sich der Doktor dabei auf seine mächtigen Kampfroboter, um die Welt zu übernehmen. Wenn man als Spieler alles richtig macht, wartet am Ende der drei Zeitabenteuer dann die ultimative Schlacht gegen den Professor, der sich in seinem Wily-Turm verschanzt und auf Mega Man gewartet hat.
Doch ist es nicht unbedingt nötig, die ersten drei Teile der Reihe gespielt zu haben, damit man die Story hinter „The Wily Wars“ versteht, denn wirklich erklärt wird sie nicht – man startet einfach eins der Spiele und legt los. Das „Wily-Tower“-Level muss man allerdings erst freispielen, indem man „Mega Man“, „Mega Man 2“ und „Mega Man 3“ abschließt. Einen kleinen Einblick ins Spiel gibt euch das folgende Longplay-Video:
Klassisches Action-Jump ’n’ Run-Gameplay
In allen Spielen bzw. im Wily-Tower steuert man Mega Man in klassischen Jump ’n’ Run-Passagen durch die einzelnen Level. Dabei sucht man sich in beliebiger Reihenfolge einen der Bosse und die damit verbundenen Level aus. So tritt man in den Spielen gegen folgende Bosse an:
Mega Man
- Cut Man
- Guts Man
- Ice Man
- Elec Man
- Fire Man
- Bomb Man
- Dr. Wily
Mega Man 2
- Bubble Man
- Air Man
- Quick Man
- Heat Man
- Wood Man
- Metal Man
- Crash Man
- Flash Man
- Dr. Wily
Mega Man 3
- Spark Man
- Snake Man
- Needle Man
- Hard Man
- Top Man
- Gemini Man
- Magnet Man
- Shadow Man
- Dr. Wily
Alle Bosse droppen, wenn man sie besiegt hat, eine Spezialwaffe, die man dann ausrüsten und damit seine Gegner bekämpfen, aber auch neue Passagen freischalten kann. Die Meisterwaffe verfügt jedoch nur über begrenzte Energie, die durch das Aufsammeln von Energiepacks, welche die Standard-Gegner fallen lassen, wieder aufgeladen werden kann. Da man nur eine der Masterwaffen tragen kann, muss man sich klug entscheiden, welche man gerade nutzen will. Über ein Untermenü kann man dann eine der Fähigkeiten auswählen und diese gezielt gegen die Bosse einsetzen.
Die Final-Stage, der „Wily-Turm“, wird wie bereits erwähnt nach Abschluss aller drei Spiele freigeschaltet und da geht es dann noch mal ans Eingemachte. Zum Start der Stage sucht man sich aus allen „Mega Man“-Teilen acht Spezialwaffen aus und kann noch drei Items nutzen. Wenn die Auswahl getroffen ist, geht es in den Kampf gegen die Genesis Unit. Diese drei Bosse basieren auf den klassischen Romanfiguren aus „Journey to the West“ und verkörpern jeweils eine der Hauptfiguren.
- Buster Rod G (Rod) / Sun Wukong
- Mega Water S / Sha Wujing
- Hyper Storm H / Zhu Bajie
In der Festung warten dann noch weitere Bosse auf die Spieler.
- Fire Snakey
- Iron Ball
- Buster Rod G (Buster)
Zu guter Letzt tritt man im Endkampf gegen Dr. Wily an, der uns wieder in einem riesigen Roboter namens The Wily Machine bekämpft.
Ohrwurm vorprogrammiert
Fast genauso wichtig wie ein gelungenes Gameplay ist der passende Soundtrack für die einzelnen Stages, aber auch für die Boss-Level. Hier hat Capcom ordentliche Arbeit geleistet. Die Soundtracks passen in jeder Stage zum Thema und die Bosskämpfe werden durch die passende Untermalung noch intensiver. Einige der Stücke bekomme ich seitdem nicht mehr aus dem Ohr.
Der Soundtrack von „The Wily Wars“ besteht aus den 16-Bit-Versionen der originalen „Mega Man“-Musikstücke, hinzu kamen dann neue Lieder für die „Wily-Turm“-Level. Leider wurde der Komponist für „The Wily Wars“ von Capcom nicht offiziell genannt. Laut dem Schöpfer der Soundeffekte des Spiels, Kouji Murata, soll aber Kinuyo Yamashita für die Komposition und das Arrangement der Musik verantwortlich sein. Sie hat unter anderem zusammen mit Satoe Terashima den Soundtrack für „Castlevania“ komponiert. Eine kleine Kostprobe der Soundtracks bekommt ihr im folgenden Video:
Zu lange gewartet!
Der ein oder andere dürfte sich beim Lesen des Klassiker-Checks echt gefragt haben: „Warum fängt er mit Wily Wars an, wenn er noch nie einen Mega Man-Teil gespielt hat?“ oder „Wie kann man Mega Man nicht gespielt haben?“
Ich habe nicht viel zu meiner Verteidigung vorzubringen, denn ich habe einfach ein Stück Retro-Geschichte links liegen lassen. Allerdings bin ich froh, sie nun doch nachgeholt bzw. angefangen zu haben. „Wily Wars“ hat mir einfach so viel Spaß gemacht, dass ich nun super viel Vorfreude habe, alle Spiele zu spielen. Besonders überzeugt hat mich „Wily Wars“ mit den spannenden Bossfights, die durchaus knackig waren und einiges an Geschick erfordert haben. Die Gameplaymechaniken greifen hier wunderbar ineinander, die Sonderfähigkeiten der Bosse sind abwechslungsreich und machen den Endkampf im Wily-Turm extrem spannend, zumal durch die verschiedenen Kombinierungen auch ein hoher Wiederspielwert vorhanden ist. Hinzu kommen jede Menge Soundtracks, die ich seitdem nicht mehr aus dem Ohr bekomme. Besonders angetan haben es mir der „Elec Man Stage“-Soundtrack aus „Mega Man 1“ und die „Flash Man Stage“ aus „Mega Man 2“.
Ganz ohne Kritik geht es aber leider doch nicht. Diese betrifft vor allem die Steuerung, welche etwas hakelig und manchmal auch unpräzise ist, sodass ich das ein oder andere mal dadurch gestorben bin. Mir fehlt auch eine Schwierigkeitsgrad-Einstellung, denn ein erneutes Durchspielen mit höherem Schwierigkeitsgrad würde noch mehr Spaß machen und den Wiederspielfaktor erhöhen. Auch die Story hat mich nicht so überzeugt und wird auch leider nicht durch Zwischensequenzen erzählt, was echt verschwendetes Potential ist. Alles in allem muss ich aber sagen, dass mir „Mega Man: The Wily Wars“ viel Spaß gemacht hat, ich froh bin, nun endlich einen „Mega Man“-Titel gespielt zu haben und damit nun endlich auch ansatzweise mitreden zu können.
The good
- Spannende Bosskämpfe mit tollen Fähigkeiten, die man als Mega Man später auch nutzen kann.
- Toller Soundtrack mit Ohrwurmfaktor, besonders die „Flash Man-“ und die „Elec Man Stage“ sind sehr zu empfehlen.
- Wiederspielwert durch die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten der Fähigkeiten, die man dann im Wily-Tower nutzen kann.
The bad
- Zum Teil hakelige Steuerung, die in ungünstigen Momenten zum Tod führen kann.
- Story wird nicht gut erzählt (mehr Zwischensequenzen mit Story-Inhalten wären schön gewesen).
- Kein Schwierigkeitsgrad-Menü, daher mit ein wenig Skill zu einfach.
Bilder: Capcom
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