Wenn eine Nintendo-Konsole schon wie ein Würfel geformt ist, dann muss dafür ein „Mario Party“-Titel erscheinen. So geschehen 2002 mit „Mario Party 4“ – mein persönlicher Lieblingsteil.
Wie wir alle wissen, macht unser immer gut gelaunte Mario so ziemlich alles: Golf, Fußball, Kartfahren – er nimmt sogar an den Olympischen Spielen teil und tritt gegen Sonic in einem verdammten 100-Meter-Lauf an. Und manchmal lässt er auch mal den Partylöwen raus. Ok, manchmal ist etwas untertrieben. Er hat schon zwölf mal gefeiert, als gebe es kein Morgen. Die vierte Feier war die erste bei der ich dabei war. Bis heute zählt „Mario Party 4“ zu meinen Favoriten.
Jeder Tag ist Geburtstag
Dass die „Mario Party“-Spiele überhaupt Handlungen haben, ist schon verwunderlich. Was nicht verwundert, ist dass diese nicht der Rede wert sind. Aber braucht es überhaupt einen Grund für eine ausgiebige Party? Schon im ersten Teil ging es Mario und Co. nur darum, herauszufinden, wer von ihnen der Superstar ist – das schreit förmlich nach Dramaturgie. Um den Superstar zu bestimmen, braucht es natürlich eine Party mit diversen Minispielen.
„Mario Party 4“ gewinnt auch keinen Oscar für das beste Originaldrehbuch. Mario und seine Freunde lungern vor Peachs Schloss herum, als plötzlich ein riesiges fliegendes Geschenk auftaucht: der Party-Cube. Also hin da! Aus dem Party-Cube springen dann Toad, Koopa Troopa, Goomba, Boo und Shy Guy (verpassen den anderen dabei fast einen Herzinfarkt) und erklären, dass sie mithilfe des Cubes Marios Geburtstag feiern wollen – oder den Geburtstag des jeweiligen Charakters, den ihr im Story Modus wählt. Jedes Level beziehungsweise Brett hat einen anderen Gastgeber. Am Ende jedes Bretts tretet ihr gegen den Host in einem Minispiel an, um euer Geschenk entgegennehmen zu können.
Eine Runde geht noch
Das Spielprinzip in Mario Party 4 ist simpel und intuitiv. Bis zu vier Spieler bewegen sich mithilfe von Würfeln über virtuelle Brettspiel-Oberflächen und versuchen Münzen, aber vor allem Sterne zu sammeln. Neu ist das Mini-Maxi-System. Mithilfe von Pilzen könnt ihr euren Charakter wachsen oder schrumpfen lassen. Somit erreicht ihr bestimmte Stellen des Brettes, zu denen ihr im normalen Zustand nicht hättet gelangen können. Zur Wahl stehen euch insgesamt sechs verschiedene Level, die zu jeweils einem der Charaktere gehören, die den Party-Cube gefunden haben. Ihr selbst könnt zwischen Mario, Luigi, Prinzessin Peach, Prinzessin Daisy, Yoshi, Wario, Waluigi und Donkey Kong wählen. Letzterer hat wohl in „Mario Party 4“ etwas zu hart gefeiert, denn erst in „Mario Party 10“ wurde er als regulär spielbarer Charakter wieder eingeladen. Diverse Felder zapfen euch auf den Spielbrettern Münzen ab oder bringen euch welche ein. Hinzu kommen noch speziellere Felder, wie zum Beispiel das Kampf-Feld, bei dem ein Bob-omb erscheint und euch zu einem Kampf-Mini-Spiel zwingt.
Apropos Minispiel: Die gibt es in „Mario Party 4“ natürlich auch. Insgesamt bietet der vierte Teil 50 neue Spiele, die eingeteilt werden in „Einer gegen Drei“, „Zwei gegen Zwei“ und „Jeder für sich“. Meiner Meinung nach beinhaltet dieser Teil einige der besten Minispiele der gesamten Reihe. So findet ihr hier zum Beispiel die „Druckerpresse“ in der die Spieler versuchen müssen durch Löcher in Buchseiten hindurch zu schlüpfen. Schafft man das nicht, wird man von den Seiten geplättet. Wer am längsten durchhält, gewinnt. Oder was ist mit „Der Kran hat Schuld“? Hier versucht ein Spieler mithilfe eines Krans, die anderen Spieler einzufangen, die sich in Kugeln aufhalten. In „Mario Party 4“ findet ihr eigentlich kaum Minispiele, die misslungen sind.
Sichtbarer Unterschied
Der Sprung von der Nintendo 64 zur GameCube ist mit „Mario Party 4“ definitiv gelungen. Das Spiel sieht weniger kantig aus und vor allem die Charakter-Modelle können sich sehen lassen. Wie es sich für einen „Mario Party“-Titel gehört, brilliert die Optik mit knalligen Farben. Die volle Leistung aus der GameCube kitzelt das Spiel zwar nicht, aber bei dieser Art von Game ist das auch nicht relevant. Viel wichtiger als Optik ist in „Mario Party 4“ das Gameplay.
Passend zum bunten Look, spielt „Mario Party 4“ fröhliche Töne an. Die Musik bietet nicht unbedingt Ohrwurm-Potenzial und haut niemanden vom Hocker. Gleichzeitig wird sie aber auch nicht penetrant oder nervtötend. Die Charaktere im Game sind darüber hinaus leider nicht vertont – na ja, das stimmt nicht ganz. Die Figuren geben ein paar Töne von sich. Richtige Sätze bekommen sie dabei aber nicht zustande. Wenn ihr also Toads Brett auswählt, könnt ihr euch auf schräges Gebrabbel einstellen. Mal im Ernst: Was ist denn mit Toads krächziger Stimme los? Gebt dem Jungen doch mal einen Halsbonbon!
Unbeschwerte Zeit
Meine Theorie ist ja, dass das erste „Mario Party“, das man gespielt hat, auch automatisch zum Lieblingsteil wird. So war es zumindest bei mir. Frage ich Freunde von mir, dann trifft das meist auch bei ihnen zu. Objektiv gesehen ist „Mario Party 4“ vielleicht nicht der allerbeste Teil der Reihe, aber er ruft bei mir ein Gefühl der Unbeschwertheit hervor. Es sind die Erinnerungen an Zeiten, in denen man einfach ein paar Stunden mit Freunden verbracht, sich bei den Minispielen kaputt gelacht hat und am Ende etwas genervt war, weil ein anderer Mitspieler aufgrund von Bonus-Sternen am Ende doch noch den Sieg eingeheimst hat, obwohl man selbst klar der Bessere war. Wieso gibt es auch einen Stern dafür, dass man am häufigsten auf einem Ereignisfeld gelandet ist? Jedenfalls hat „Mario Party 4“ bei mir einen Platz im Herzen sicher.
Bilder: Nintendo
The good
- 50 Minispiele, die allesamt großen Spaß machen
- Solide Grafik und merkbarer Unterschied zu den Vorgängern
- Sechs atmosphärische Brettspiel-Level
The bad
- Eine Handlung ist zwar vorhanden, aber belanglos
- Musik und Sound hauen niemanden vom Hocker