Es ist der 20. Oktober 1997 – an diesem Tag erschien ein Spiel für den N64, das mich seitdem nicht mehr losgelassen hat. Die Rede ist natürlich von „Lylat Wars“ oder wie es außerhalb Europas und Australiens heißt: „Star Fox 64“. Der Vorgänger „Starwing“, der für das SNES herausgekommen ist, hatte es mir schon angetan, aber der Nachfolger hat die Spielereihe dank der 3D-Optik auf ein ganz anderes Level gehoben. Ich kläre in einem Klassikercheck, was das Spiel alles kann und warum es als Must Have in jede N64-Sammlung gehört.
Neben dem Nintendo 64 wurde das Spiel mittlerweile auch für weitere Konsolen veröffentlicht. Unter anderem kann man den Klassiker seit 2003 auf dem chinesischen iQue Player spielen, auf der Nintendo Virtual Console (Wii / Wii U), aber auch auf dem Nintendo DS – hier wurde das Spiel allerdings als „Star Fox 64 3D“ vermarktet. Ebenfalls seit letztem Jahr ist es möglich, „Lylat Wars“ auch auf der Nintendo Switch über die N64 Virtual Console zu spielen. Einen kleinen Einblick ins Spiel gibt euch der folgende Trailer:
Ein neues Team
Um die Story von „Lylat Wars“ zu verstehen, muss man ein wenig weiter ausholen, denn ohne die Vorgeschichte zu kennen, erschließt sich die Story leider nicht sofort. Der böse Wissenschaftler Andross wurde aufgrund seiner Missetaten auf den Exil-Planeten Venom verbannt. Doch das hielt diesen nicht davon ab, weiter Chaos im Lylat-System anzurichten. Das damalige Star Fox-Team, bestehend aus James McCloud, Pigma Dengar und Peppy Hare, wurde losgeschickt, um dem Treiben ein Ende zu bereiten. Jedoch wurden der Vater von Fox und Peppy von ihrem Freund Pigma verraten und somit von Andross gefangen genommen. Peppy konnte dieser Gefangenschaft entfliehen, aber das Schicksal von James blieb unklar.
Jahre später besteht das neue Star Fox-Team aus James‘ Sohn Fox McCloud, Falco Lombardi, Slippy Toad und Peppy Hare. Diese werden von General Pepper erneut in den Kampf gegen Andross gerufen. Damit beginnt die Geschichte von „Lylat Wars“, denn ab diesem Moment übernimmt man als Spieler die Kontrolle über den Arwing von Fox McCloud und versucht, Andross und seine Schergen zu besiegen und mehr über das Schicksal seines Vaters herauszufinden.
Do a barrel roll!
Wie im Vorgänger fliegt man auch im 64 Bit-Ableger auf vorgegebenen Pfaden durch die Level und knallt mit den Lasern seines Arwings alles ab, was einem ins Fadenkreuz fliegt. Am Levelende ist dann ein spannender Bosskampf angesagt, der zum Teil in einer sogenannten „Offenen Formation“-Arena stattfindet. Dabei gilt es, Raketen, Lasern und natürlich fiesen Spezialattacken auszuweichen. In 16 spannenden Leveln muss man so den Schergen von Andross Einhalt gebieten, wobei man in einem Spieldurchgang nur sieben Welten besucht und am Ende gegen Oberfiesling Andross selbst antritt. Nach fast jedem Levelende stehen zwei Wege offen, die alle nach Venom führen. Doch müssen die verschiedenen Wahlmöglichkeiten manchmal erst freigeschaltet werden oder stehen nur zur Verfügung, wenn bestimmte Ereignisse eingetreten sind. So könnt ihr z.B. auf Corneria (erstes Level) Falco helfen, der euch dann eine versteckte Passage zu einem optionalen Boss anbietet, welcher euch wiederum die Option einer ganz anderen Route eröffnet. Einige Planeten halten für euch auch weitere Vehikel bereit. So könnt ihr neben dem Arwing auch einen Panzer und ein U-Boot steuern.
Folgende Level erwarten euch auf der Reise:
- Corneria: Die Heimat von General Pepper wird angegriffen. Star Fox greift hier das erste Mal die Truppen von Andross an.
- Meteo: Ein mysteriöser Asteroidengürtel, der von Andross zum Teil vermint wurde (Freischaltung geheime Passage nach Katina).
- Sector Y: In diesem Sektor müsst ihr General Peppers Flotte beim Kampf unterstützen.
- Fortuna (Fichina): Auf dem Eis-Planeten kommt es zu einem Zusammentreffen mit dem Star Wolf-Team. Wolf O’Donnell, ihr Anführer, hat noch eine persönliche Rechnung mit Fox offen.
- Katina: Der Planet sieht den ständigen Angriffen von Andross‘ Armee machtlos entgegen. Star Fox kommt den planetaren Streitkräften zu Hilfe.
- Aquas: Ein Wasserplanet mit einer versteckten feindlichen Biowaffe (U-Boot Mission).
- Sector X: Dieser Sektor ist die Schrott-Müllhalde des Lylat-Systems. Aufgrund seiner Lage versteckt Andross eine seiner Geheimwaffen in dem ganzen Schrott (geheime Passage nach Sektor Z).
- Solar: Solar ist die Sonne des Lylat-Systems, hier versteckt Andross eine weitere Biowaffe.
- Zoness: Ein durch Andross‘ Truppen verseuchter Planet.
- Titania: Nach einem Ereignis, in dem Slippy Toad abstürzt, befindet man sich hier auf einer Rettungsmission (Einsatz des Panzers).
- Macbeth: Eine feindliche Waffenfabrik, die es ebenfalls mit dem Landmaster-Panzer zu zerstören gilt.
- Sector Z: Ein Sektor zwischen Zoness und Venom, hier wird die Great Fox (Star Fox-Mutterschiff) unter schweres Feuer genommen.
- Bolse: Der Satellit ist ein Abwehrsystem, das Venom schützen soll (Star Wolf greift in den Kampf ein).
- Area 6: Die letzten Verteidigungslinien vor Venom, die zu durchbrechen sind.
- Venom: Andross‘ Exil-Planet, hier wartet der Oberboss selbst auf die Spieler.
In allen Leveln gilt es, eure Energie-Anzeige im grünen Bereich zu halten und die Gegner bzw. Bosse auszuschalten. Dazu stehen einem zusätzliche Hilfsmittel zur Verfügung:
- Laser-Powerups: Durch das Einsammeln dieser Upgrades baut ihr den eingebauten Standard-Laser erst zu einem Doppel-, dann zu einem Hyper-Laser aus.
- Silberne und goldene Ringe: Die silbernen Ringe füllen eure Energie-Leiste wieder auf. Drei goldene Ringe erweitern eure Energie-Leiste.
- Smart Bombs: Diese netten Sprengsätze löschen alle Feinde in ihrer Reichweite aus. Sie ähneln den seismischen Bomben, die Jango Fett nutzt, um Obi Wan Kenobi im Asteroidenfeld um Geonosis auszulöschen.
- Extra-Leben
Neben seinem eigenen Lebensbalken sollte man auch die seiner Begleiter achten, denn sind diese nicht mehr vorhanden, kehren die Crew-Member zur Great Fox zurück und müssen ihren Gleiter reparieren. Wenn sie sich in Reparatur befinden, nehmen sie am nächsten Level nicht teil und einige versteckte Wege und Ereignisse können dann nicht mehr getriggert werden, sodass diese Routen dann für diesen Durchlauf nicht zur Verfügung stehen.
Multiplayer-Schlachten in „Offener Formation“
Neben dem hervorragenden Singleplayer bietet „Lylat Wars“ auch einen Multiplayer, in dem man mit bis zu drei weiteren Spielern gegeneinander antreten kann. Der Modus ist zwar nicht schlecht, aber hier sieht man, dass der Fokus der Entwickler eher auf dem Singleplayer lag. Denn die Multiplayer-Karten sind recht uninspiriert und meist Schauplätzen aus dem Hauptspiel entlehnt. Hinzu kommt, dass die Kämpfe sehr einseitig sind. Im Prinzip gewinnt derjenige, der schneller schießt und sich schneller ausrüsten kann. So bekämpft man sich in drei Modi auf verschiedenen Karten:
- Klassisches Match: Hier gewinnt der Spieler, der eine bestimmte Anzahl an Abschüssen vorweisen kann.
- Zeitmatch: Innerhalb eines Zeitlimits müssen möglichst viele Gegner abgeschossen werden.
- Battle Royal: Hier kämpft jeder gegen jeden und versucht, die Schild-Energie der anderen Spieler auf Null zu befördern. Gewinner ist derjenige, der als letztes noch Energie übrig hat.
Den Multiplayer-Modus hätte es nicht gebraucht, hier haben die Entwickler aber die Möglichkeiten des N64 ausnutzen wollen, denn zum ersten Mal konnte man an einer Konsole mit vier Spielern spielen und Multiplayer-Spiele waren zu dieser Zeit sehr im Trend. So hatten z.B. „Donkey Kong 64“ und „GoldenEye 007“, die beide hervorragende Story-Spiele sind, auch einen Multiplayer – gut, bei den beiden Spielen haben die Multiplayer aber definitiv auch mehr Spaß gemacht als der Multiplayer von „Lylat Wars“.
3D-Welten mit passenden Sounds bzw. Soundtracks
Spätestens nach den „Star Wars“-Filmen weiß man: Laser machen auch im Vakuum des Weltalls einen charakteristischen Sound, wenn sie abgefeuert werden! Nee, Spaß beiseite – was im wahren Leben nicht funktioniert, ist auf der Leinwand und in Spielen aber dennoch gewünscht, denn wie sollten Laser auch anders klingen als „Piieew Piieew“. So sind die Laser des Arwings auch mit einem charakteristischen Sound versehen worden, der einfach nur gut klingt, wenn man einen Gegner damit trifft. Generell haben sich die Entwickler einiges einfallen lassen, um den verschiedenen Gegnern, aber auch Bossen mit dem Sound einen eigenen Charakter zu geben. Besonders der Kampf gegen die Biowaffe auf Solar hat mich damals und auch heute in seinen Bann gezogen. Hier stimmt einfach alles: Der Sound, der Boss-Soundtrack und der Boss selbst, der mich mit seinen Phasen damals echt ins Schwitzen gebracht hat.
Neben den Sounds der Gegner und Bosse besitzt fast jedes Level auch seinen eigenen unverkennbaren Soundtrack, der gekonnt die Story untermalt. So wechselt z.B. in den Bosskämpfen die Musik und wird etwas tempogeladener. Verantwortlich für den Soundtrack sind Koji Kondo und Hajime Wakai, die zusammen mit Shigeru Miyamoto das volle Potential des N64 für „Lylat Wars“ ausgenutzt haben. Vor allem der Unterwasser-Soundtrack der Planeten Aquas und Solar hat sich in mein Hirn eingebrannt und ich kann die Melodie immer mitsummen.
Star Fox ist Teil meiner Kindheit
Seit meiner frühesten Kindheit gehören die Konsolen und Spiele von Nintendo zu den Spielen bzw. Konsolen, an denen ich die meiste Zeit verbracht habe. Angefangen hat alles mit einem Game Boy, der meinem Vater gehört hat. Dann kamen der Super Nintendo, der mir gehörte und der N64, den ich damals zusammen mit meinem Vater gekauft und sehr oft mit ihm gespielt habe. Neben „The Legend of Zelda“, „Mario Kart“ und vielen weiteren Titeln hat mich vor allem „Lylat Wars“ immer wieder aufs Neue faszinieren können. Die vielen Möglichkeiten, das Spiel auf unterschiedliche Weise anzugehen und die Story rund um Fox McCloud und seine Freunde erleben zu können, haben einfach Spaß gemacht. Hinzu kommt, dass ich auch vom Vorgänger „Starwing“ (SNES) schon total begeistert war, das Spiel aber einfach für meine Verhältnisse zu kurz war. Ich wollte mehr von Fox und seiner Truppe sehen und genau das bot mir „Lylat Wars“ dann. Die Story war toll für die damalige Zeit und mit dem Arwing bzw. mit Panzer und U-Boot auf den Planeten Gegner und Bosse auszuschalten, hat sich viel besser angefühlt als noch beim Vorgänger. Wenn man den für mich eher mauen Multiplayer einmal außer Acht lässt, ist „Lylat Wars“ ein Must Have für jede Nintendo 64-Sammlung und jeder, der es noch nicht ausprobiert hat, sollte einen Flug im Arwing wagen.
The good
- Geniale Soundtracks für fast jeden Planeten. Besonders Solar und Aquas haben einen unverwechselbaren Soundtrack mit Ohrwurm-Garantie.
- Bossfights, die einen durchaus fordern und dank versteckter Bosse und verschiedener Reiserouten genug Abwechslung bieten.
- Steuerung ist super präzise und im „Offenen Modus“ nutzt das Spiel die volle Bandbreite der Funktionen des N64-Controllers aus.
The bad
- Der Multiplayer ist im Gegensatz zum Story-Modus doch recht langweilig und sehr einseitig. Hier gewinnt meist derjenige, der besser fliegen kann und schneller schießt. Leider fehlt hier ein wenig Taktik.
- Neben dem Arwing und Bossen sehen die Standard-Gegner leider etwas einfach und verwaschen aus.
- Optionale Bosse und Wege sind zum Teil schwierig zu finden und so bleibt gerade in den ersten Durchgängen ein Großteil des Spiels auf der Strecke.
Bilder: Nintendo
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