Die 80er und 90er haben so manche Konsole hervorgebracht, die mittlerweile Kultstatus erlangt hat. So auch das NES von Nintendo. Natürlich gab es für die Konsole neben den konventionellen Controllern auch jede Menge anderer Kuriositäten. Eine der wohl bekanntesten ist der Power Glove von Mattel. Wir schauen uns den Datenhandschuh etwas genauer an und klären, was ihn zu einem absoluten Exoten unter den Peripherie-Geräten der 80er macht.
Die damalige Werbung versprach einiges, doch wollte der Power Glove nicht so richtig Anklang finden – insgesamt sollen nur etwa 100.000 Stück für je 75 US-Dollar verkauft worden sein. Das lag daran, dass der Power Glove 1989 auf den Markt kam und bereits nach einem Jahr wieder verschwand.
Nintendo lizensierte den Power Glove
Die Controller-Alternative wurde von Goddard und Samuel Cooper Davis für Abrams/Gentile Entertainment (Spielzeughersteller, bekannt für Action-Figuren) entwickelt. Mattel übernahm die Produktion in den USA und die Firma PAX vertrieb den Power Glove in Japan. Nintendo war an der Produktion und dem Vertrieb nicht direkt beteiligt, aber lizensierte den Controller.
Ebenfalls im Entwicklungsprozess stark involviert waren die Entwickler Thomas G. Zimmermann und Jaron Lanier. Letzterer ist ein Pionier im Bereich der virtuellen Realität und hat mit seiner Arbeit viel für die heute erhältlichen VR-Brillen geleistet. Während Lanier vor allem für die Programmierung und die Kommerzialisierung des Data Gloves verantwortlich war, hat Zimmermann den ersten Prototypen gebaut.
Qualität musste zu Gunsten der Kosten weichen
Der Power Glove basiert im Grunde auf der patentierten Technologie des Data Gloves von VPL Research (Firma wurde von Jaron Lanier gegründet), der für die NASA entwickelt wurde – er kostete damals 9.000 US-Dollar. Natürlich wurden im Power Glove nicht dieselben Komponenten verbaut wie in seinem Vorbild und auch an der Technik wurde gespart.
So erkennt der Data Glove Roll-Nick-Gier-Lageänderungen und 256 Fingerpositionen über optische Lichtwellenleiter. Der Power Glove kann nur einen Bruchteil davon leisten, er erkennt lediglich Rollbewegungen und je vier Positionen an vier Fingern. Zwei eingebaute Ultraschall-Lautsprecher fungieren als Sender und kommunizieren mit den drei an dem Fernseher positionierten Mikrofonen.
Die Lautsprecher ermitteln dann die Bewegungen mit dem Handschuh. Zusätzlich zu dieser Steuerung hat der Power Glove auch die üblichen NES-Controller-Buttons, ein Steuerkreuz sowie einen Programmknopf und Tasten mit Ziffern von 0-9, um Kommandos eingeben zu können.
Controller wird zum Internet Meme
Insgesamt sind nur zwei Spiele explizit für den Power Glove entwickelt worden. „Super Glove Ball“ und das Beat `em up „Bad Street Brawler“. Aufgrund der verzögerten und unpräzise Eingabe war „Glove Ball“ allerdings kaum spielbar und „Bad Street Brawler“ konnte Story- und Gameplay-technisch nicht überzeugen und die zusätzlichen Features des Power Gloves wurden nicht genutzt. Alles in allem machte es nicht wirklich Sinn, mit dem Power Glove zu spielen, was auch dazu geführt haben dürfte, dass das Zubehör nicht sehr häufig verkauft wurde.
Doch berühmt wurde der Glove gerade dadurch, dass er so schlecht ist. Er war unter anderem in den Filmen „Freddy´s Finale – Nightmare on Elm Street 6“, „Ein Hund namens Beethoven“, „Hackers – Im Netz des FBI“ sowie in der 80er-Parodie „Kung Fury“ zu sehen. Den berühmtesten Auftritt hatte er aber im von Nintendo produzierten Spielfilm „Joy Stick Heroes“, wo er von Fiesling Lucas zum Angeben genutzt wird.
„I love the Power Glove. It´s so bad!“ Wichtig in dieser Aussage ist das Adverb „bad“ – es soll in diesem Zusammenhang eigentlich so etwas wie „voll krass“ heißen, aber man könnte es auch als „richtig schlecht“ verstehen und genau das macht diese Szene zu einem beliebten Meme unter NES-Fans.
2013 wurde dann ein Dokumentar-Film mit dem Titel „The Power of Glove“ gedreht.
Der Power Glove hat zum Fortschritt der Videospiele beigetragen
Heute wird der Power Glove immer mal wieder bei Ebay eingestellt und ist ein interessantes Stück für die Sammlung. Auch wenn der Power Glove damals nicht ganz das halten konnte, was er versprach, hat er doch einen bleibenden Eindruck in der Videospiel-Geschichte hinterlassen. Ohne ihn wäre vielleicht auch keine VR-Brille oder Konsole entstanden, die wir heute in unseren Regalen stehen haben.
Denn auch wenn die Technik damals nicht ausgereicht hat oder nur ein Kompromiss zugunsten des Preises gewesen ist, gehört der Power Glove doch zu den Innovationen, die die Entwicklung von Videospielen weitergebracht haben.
Was haltet ihr vom Power Glove? Hättet ihr ihn euch damals gekauft? Besitzt ihr vielleicht einen in eurer Sammlung?
Bild: Nintendo / Mattel
Kommentar hinterlassen