Corona ist für viele Branchen der Sargnagel – so auch für die zahlreichen Arcade-Spielhallen in Japan. In den letzten Wochen und Monaten konnte man immer wieder lesen, dass die letzten verbliebenen Spielhallen aufgrund der ausbleibenden Kundschaft schließen mussten.

Das ist gerade für Fans der Arcade-Automaten ein absolutes Desaster. Auch mir selbst als großem Japan-Fan und Gamer blutet das Herz, da dieses doch etwas andere Spielgefühl nun nicht mehr an die jüngere Generation weitergegeben werden kann. Jetzt bleibt uns nur noch, ein wenig in Nostalgie zu schwelgen und den Arcade-Zeiten nachzutrauern.

Akihabara Kigo: Wahrzeichen Tokios muss schließen

Bereits Ende letzten Jahres war es soweit: Ein Wahrzeichen der Elektromeile „Akihabara“ musste für immer seine Pforten schließen. Die meisten Arcade-Gamer wissen jetzt genau, wovon die Rede ist, nämlich dem sogenannten „Akihabara Kigo“. Die Hochhaus-Spielhalle war eine der berühmtesten, wenn nicht sogar die berühmteste Arcadegame-Halle in Tokio. In dem sechsstöckigen Gebäude konnten Videospieler auf Arcade-Automaten aller Epochen spielen. Die von Sega betriebene Spielhalle öffnete 2003 ihre Pforten und avancierte zu einer der beliebtesten Spielhallen in der japanischen Gamingszene. Aber auch Touristen aus aller Welt (mich eingeschlossen) statteten der Halle einen Besuch ab, um zu spielen. Das Markenzeichen des Gebäudes waren die unverkennbaren, von außen sichtbaren Rolltreppen – die meisten von euch dürften sie schon einmal gesehen haben.

Silk Hat im Stadtteil Ikebukuro/Tokio
Der „Silk Hat“ in Tokio.

Die Gründe für die Schließung sind uns leider allen bekannt, denn diverse Lockdowns und hygienebedingte Maßnahmen sorgten dafür, dass keine oder zu wenige Besucher in die Halle durften. Mit fallenden Umsätzen aber gleichbleibenden Kosten konnte die Spielhalle nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden. Der endgültige Sargnagel war dann aber der ausbleibende Tourismus für Segas Aushängeschild in Tokio. Dieses Schicksal ist leider kein Einzelfall, denn das langsame Aussterben der Arcade-Hallen geht weiter. So musste im Januar die bekannte Spielhalle „Silk Hat“ im Stadtteil Ikebukuro schließen. Wenig später musste auch das „Taito Game Center“ im Stadtbezirk Shinjuku sein Aus bekanntgeben. Es scheint, als ob das letzte Habitat der Arcade-Fans weltweit langsam verschwindet. Denn es ist noch nicht klar, ob die Hallen irgendwann einmal wieder öffnen werden.

Jugendschutz verhindert Arcade-Hallen

In Deutschland konnte sich aufgrund der Jugendschutzauflagen und der Gleichstellung der Arcade-Automaten mit Glückspiel-Automaten nie eine wirkliche Spielhallen-Kultur entwickeln. Wer also in den 80ern und 90ern noch minderjährig war, konnte diese Geräte nicht nutzen. Die wenigen Arcade-Automaten, die man hierzulande spielen konnte, standen meist in Einkaufszentren, Schwimmbädern und manchmal in Restaurants.

Da ich zu dieser Zeit selbst minderjährig war, kam auch ich selten in den Genuss, an den Automaten zu spielen. Bei einem Aufenthalt in Japan habe ich dann die Arcade-Games zum ersten Mal wirklich ausprobieren können und mich sofort in die ratternden und blinkenden Spielekästen verliebt. Umso trauriger ist es, dass nun eine Ära sang- und klanglos zu enden scheint.

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