Weltraum-Action und Steampunk-Shmups – so würde ich die von ININ Games veröffentlichte „Over Horizon X Steel Empire“-Collection treffend beschreiben. Die Sammlung umfasst zwei Spiele, wobei „Steel Empire“ im Sega Mega Drive-Original und in der GBA-Variante spielbar ist. Aber erstmal genug dazu, in meiner Review erfahrt ihr, warum ihr euch die Shmup-Collection nicht entgehen lassen solltet.

Ihr habt noch nie von den „Over Horizon“ oder „Steel Empire“ gehört? Kein Problem, der folgende Trailer gibt euch einen kleinen Einblick in das, was euch erwartet.

Unterschiedliche Settings mit identischem Gameplay

Da es sich bei „Over Horizon X Steel Empire“ um eine Spielsammlung handelt, habe ich diesmal meine Bewertung ein wenig anders gestaltet. So gehe ich auf jedes Spiel einzeln ein und gebe euch am Schluss eine Bewertung für die gesamte Collection.

Superwaffe bedroht Alpharos

Den Anfang macht das horizontal scrollende Shooter-Spiel „Over Horizon“, das 1991 exklusiv in Japan veröffentlicht wurde. Entwickelt wurde der Scrolling-Shooter von Pixel und Publisher Hot B. 1992 wurde dann auch eine Version des Spiels für die deutschen Spieler, ebenfalls für das NES, veröffentlicht, allerdings vom Publisher Takara. Bei den Spielern kam der Shooter damals sehr gut an, einzige Kritik-Punkte waren die Spieldauer und der etwas zu leichte Schwierigkeitsgrad. Zudem mussten sich die Entwickler auch anhören, dass es wie ein „Gradius“- oder „R-Type“-Klon aussah. Und ja, auch mir ist sofort beim Test „R-Type“ in den Sinn gekommen, allerdings hat mich das weniger gestört, da ich grundsätzlich alle Weltraum-Sidescroll-Shooter mit „R-Type“ vergleiche.

Die Alien-Bossgegner sind nicht so leicht zu knacken.

„Over Horizon“ muss sich aber nicht hinter dem Klassenprimus verstecken, das Gameplay ist hervorragend gealtert und macht auch heute noch jede Menge Spaß. So gilt es, mit dem Raumschiff „Michael“ zahlreiche Feinde zu vernichten und die Gamma-Organisation daran zu hindern, mit Hilfe der außerirdischen Kreatur Kassandra das Alpharos-Sternensystem zu annektieren. Dazu stehen euch verschiedene Waffen-Systeme zur Verfügung, die von den Gegnern fallen gelassen und aufgesammelt werden können. Insgesamt gibt es drei Waffentypen, die jeweils mit einem Buchstaben versehen sind, damit man sie besser erkennen kann. Die zusätzliche Feuerkraft kann man auch gut gebrauchen, denn es gilt, sechs Stages und jeweils einen Bossgegner zu besiegen. Das klingt jetzt nach einem nicht allzu großen Umfang? Ja, mit ein wenig Geschick ist das Spiel recht schnell durchgespielt, aber für mich hat es genau die Spieldauer, die ich von einem Retro-Sidescroll-Shooter erwarten würde. Es lohnt sich aber, auch mal in die Optionen des Klassikers reinzuschauen, denn hier versteckt sich mit dem „Samurai-Modus“ ein versteckter Modus, den man im Original erst freispielen musste und der dem Spiel nochmal einen anderen Twist und hohen Wiederspielwert verleiht. Alles in allem ist die Switch-Version von „Over Horizon“ genau das, was ich von einer guten Portierung erwarte – kurzweiliger Spaß, verbesserte Optionen wie die Speicherfunktion und natürlich originales Gameplay.

Chaos mit dem Flugzeug oder Zeppelin

Mit einem kleinen Doppeldecker gegen Großkampfschiffe zu bestehen, ist nicht leicht. Zum Glück gibt es aber zahlreiche Power-Ups, die den Waffen ordentlich Durchschlagskraft verleihen.

„Steel Empire“ ist gleich mit zwei Versionen in der Collection vertreten: Da hätten wir einmal das Original, das 1992 auf dem Sega Genesis / Mega Drive erschienen ist und die Game Boy Advance-Version des Spiels, die 2004 veröffentlicht wurde. Doch fangen wir erst einmal mit dem Original an. Entwickelt wurde die Mega Drive-Version von HOT B und in Japan auch gepublished. Die NA/EU-Version wurde damals von Acclaim Entertainment übernommen. Bei den Spielern kam das Spiel vor allem wegen seines Designs sehr gut an. So ist das Spiel in einer alternativen Welt des späten 19. Jahrhunderts angesiedelt. Das Steampunk-Setting verleiht der Welt, den Gegnern und Bossen seinen ganz eigenen Charme. So kann man zahlreiche dampfbetriebene Propellerflugzeuge, Doppeldecker, Luftschiffe und schwer gepanzerte Dampfzüge mit riesigen Kanonen mit seinem eigenen Doppeldecker oder Zeppelin besiegen. Die Story passt wie die Faust aufs Auge, das Spiel spielt in einer dystopischen Alternative unserer Welt, in der die Ressourcen erschöpft sind und man auf Dampfkraft zurückgreifen muss. Natürlich führt dieser Mangel an Rohstoffen zu einem Wettrüsten bzw. Krieg verschiedener Parteien. Eine dieser Parteien, die Motorheads, angeführt von General Styron, hat große Teile der Welt annektiert, sodass nur noch die unabhängige Republik Silverhead, die ihren Stützpunkt in der Antarktis hat, Widerstand leisten kann. Als Pilot und Mitglied der Eliteeinheit der Silverheads liegt es am Spieler, die Herrschaft der Motorheads zu beenden.

Natürlich bekommt man als Spieler auch ein passendes Luftgefährt spendiert. So hat man die Auswahl zwischen einem Doppeldecker-Flugzeug und einem Zeppelin, die jeweils unterschiedlich stark gegen Boden- und Luft-Ziele sind. Man ballert sich so durch verschiedene Level, sammelt Power-Ups für die Waffen auf, besiegt zahlreiche Bosse und kämpft sich bis zum Mond durch, auf dem es dann zum Endboss-Fight kommt. Vom Umfang her bewegt sich „Steel Empire“ ungefähr im Rahmen von „Over Horizon“ und bietet mit zwei unterschiedlichen Modi und verschiedenen Schwierigkeitsgraden ebenfalls einen hohen Wiederspielwert.

GBA-Version ein wenig anders

An die bunte Grafik der GBA-Version muss man sich erst gewöhnen.

Die GBA-Version von „Steel Empire“ ist eher der farbenfrohe kleine Stiefbruder der Mega Drive-Version. Währen „Steel Empire“ auf der Sega-Konsole mit seinem düsteren dystopischen Steampunk-Look überzeugen kann, ist der bunte Look der Game Boy Advance-Variante etwas gewöhnungsbedürftig. Sonst unterscheiden sich die Versionen aber nicht wirklich signifikant. So bekommen wir die gleiche Story geliefert und auch das Gameplay ist gleichgeblieben. So kämpft man sich als Spieler auch bis zum Mond durch und schaltet auf dem Weg dahin zahlreiche Gegner aus.

Leider haben mich die bunte Grafik und das leicht geänderte Gegner-Design ein wenig abgeschreckt, sodass ich hier ganz klar zum Original greifen würde. Aber das ist vielleicht auch nur Geschmackssache, denn die Version an sich macht genauso viel Spaß wie das Original.

Braucht man das alles?

Kommen wir mal wieder zu meinem Lieblingsthema, den Quality of Life-Features, denn auch wenn einige echt sinnvoll sind und die Portierungen ordentlich aufwerten, sind auch wieder welche dabei, die man getrost hätte weglassen können.

Gute Quality of Life-Features:

  • Einstellbare Steuerung: Es gibt nichts Besseres, als wenn man in Spielen seine eigenen Keybindings an seinen Spielstil anpassen kann.
  • Video und Shader: Da die Original-Spiele meist für kleinere Bildschirme konzipiert wurden, ist eine Anpassung des Formats immer eine tolle Sache. Hinzu kommen dann noch verschiedene Shader, die auch die neusten Bildschirme in eine Retro-Variante verwandeln.
  • Speichern und Laden: Jederzeit abspeichern zu können, ist in Retro Games nie eine Selbstverständlichkeit gewesen, sodass die Funktion einfach genial ist, da man genau an dem Punkt weiterspielen kann, an dem man abgespeichert hat.

Schlechte Quality of Life-Features:

  • Rewind-Funktion: Wofür zurückspulen? Wenn man abgestürzt ist, dann ist man halt abgestürzt. Für meine Verhältnisse hätte es diese Funktion nicht gebraucht, da man eh genug Leben und Credits hat.
  • Cheats: Warum und wofür? Bei Cheats hört mein Verständnis leider auf, denn niemand braucht diese „Hilfen“. Die Cheats nehmen doch nur den Spielspaß heraus, aber das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.

Natürlich fehlen mir auch in dieser Collection wieder zwei Kleinigkeiten. So wären Hintergrundmaterial der Spiele wie Sprites Assets, Screenshots, Artworks oder ähnliches ein echt schöner Fanservice gewesen. Das Zweite ist eine Playlist der Soundtracks, weil so kann man die gelungenen Soundtracks der Level nur beim Spielen genießen. Schade eigentlich, aber naja, wir wollen ja mal nicht päpstlicher als der Papst sein.

Eine gelungene Collection

So, nun aber genug gemeckert, denn alles in allem ist „Over Horizon X Steel Empire“ eine echt gelungene Collection. Für den Preis von 15 Euro bekommt man drei Klassiker, die mit der Story, dem Gameplay, aber auch mit einem hohen Wiederspielwert überzeugen können. Vor allem „Steel Empire“ hebt sich dank des Steampunk-Settings von anderen Shoot ‘em ups ab – obwohl ich in diesem Fall eher zur Mega Drive-Version raten würde. Neben der Story und dem Gameplay haben mich vor allem auch die Soundtracks der einzelnen Level in allen drei Spielen in den Bann ziehen können. Wenn ihr also noch auf der Suche nach einem interessanten Retro-Sidescrolling-Shooter seid, kann ich euch die „Over Horizon X Steel Empire“-Collection nur empfehlen.

Aussehen16 / 20
Soundtrack20 / 20
Spielspaß18 / 20
Story20 / 20
Umfang18 / 20

The good

  • Gelungene Story, die sowohl in „Over Horizon“, als auch in „Steel Empire“ für Atmosphäre sorgt und das Gameplay hervorragend abrundet.
  • Geniale Soundtracks, die jedes Level zu einer einzigartigen Erfahrung machen.
  • Klassische Sidescroll-Shooter-Action, die durch ihr simples Gameplay schnell zu erlernen ist.

The bad

  • Also die Cheats und Rewind-Funktion hätte die Collection nicht gebraucht. Hier hätte ich mich mehr über Hintergrundmaterial wie z.B. Artworks oder eine Playlist für die echt tollen Soundtracks gefreut.
  • Das bunte Design der GBA-Version ist leider etwas gewöhnungsbedürftig, sodass ich hier definitiv die Mega Drive-Version zu spielen empfehle.
  • Leider sind die Spiele nur auf Englisch sowie Japanisch verfügbar. Weitere Lokalisierungen der Spiele wären schon nett gewesen.

Bilder: ININ Games

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