„Die Nacht ist dunkel und voller Schrecken!“ – Nicht erst seit „Game of Thrones“ wissen wir, dass die Nacht nicht unbedingt unser Freund ist. Doch gibt es auch immer einen Helden, der sich diesem Schrecken stellt. Im Indie-Action-Adventure „Hunt the Night“ von Entwickler Moonlight Games übernimmt man als Spieler die Rolle des edlen Recken, der die Nacht und ihre Monster vertreibt. Wir durften vorab schonmal in die Rolle der Protagonistin Vesper schlüpfen und dem Schrecken der Nacht Einhalt gebieten. Wie uns dieser Trip durch die riesige Welt von Medhram gefallen hat, könnt ihr in unserer Review zu „Hunt the Night“ lesen.
Einen kleinen Vorgeschmack auf die Schrecken der Dunkelheit gibt euch der folgende Trailer:
Erkaufter Frieden für hunderte Generationen
Im 9. Zeitalter der Menschheit steht diese kurz vor ihrer Vernichtung. Auch wenn der Tag von den Menschen beherrscht wird, sieht das in der Nacht schon ganz anders aus, denn dann streifen Monster durch die Lande von Medhram, auf der Suche nach neuen Opfern. Eine kleine Gruppe von Menschen, die sich selbst „Stalker“ nennt, kann die Kräfte der Dunkelheit nutzen und diese zum Wohle der Menschheit gegen die Schrecken der Nacht einsetzen. Nach dem Fund des „Siegels der Nacht“, einem Artefakt, das den Tag-Nacht-Zyklus unterbrechen konnte, gelingt es den Menschen, mit einem hohen Blutzoll der Stalker die Nacht für hunderte Generationen zu verbannen. Doch geliehene Zeit muss irgendwann zurückgezahlt werden und die Herrschaft der Sonne währt nicht ewiglich.
Die Nacht ist zurückgekehrt und damit auch ihre Schrecken – hier kommt man nun als Spieler ins Spiel. Denn, wie sollte es auch anders sein, wir sagen natürlich der Dunkelheit den Kampf an bzw. übernehmen die Kontrolle über Vesper, eine Nachfahrin des letzten „Stalkers“, der den Blutschwur nicht geleistet hat und als Verräter gebrandmarkt wurde. Als Tochter des Stalkers verfügt Vesper natürlich auch über dessen Fähigkeiten und so reisen wir durch das Land, bekämpfen Monster und versuchen, die Menschheit vor der endgültigen Vernichtung zu bewahren.
Castlevania lässt grüßen
Es gibt Spiele, die erzeugen eine Atmosphäre, die einen in den Bann zieht und nie wieder loslässt. Genauso ging es mir, nachdem ich „Castlevania: Rondo of Blood“ zum ersten Mal gespielt hatte. Seitdem müssen alle Spiele, die ein wenig in diese Richtung gehen, dem Vergleich mit der „Castlevania“-Reihe standhalten. Soviel sei gesagt: „Hunt the Night“ ist dieses Kunststück gelungen. Das Action-Adventure geizt nämlich nicht mit düsterem Feeling, denn schon zu Beginn des Spiels ist klar: „Es wird definitiv gruselig“, was im Laufe des Spiels mit zahlreichen Gänsehaut-Momenten bewiesen wird. Hinzu kommt ein düsterer Soundtrack, der die Welt hervorragend untermalt. Jeder Moment, jeder Kampf mit einem Boss und auch jeder neu entdeckte Ort fühlt sich einzigartig an. Das liegt auch daran, dass Videospiel-Komponist Hiroki Kikuta an den Soundtracks des Spiels mitgewirkt hat. Kikuta hat bereits einige Erfahrungen in der Videospielindustrie, so komponierte er unter anderem den Soundtrack zu „Secret of Mana“.
Doch nicht nur mit der Atmosphäre haben sich die Entwickler Mühe gegeben, denn die Grafik bzw. das Spieldesign leisten einen großen Beitrag zur düsteren Atmosphäre. Der Retro-Pixel-Look gibt der Fantasy-Welt einen besonderen Charme, der auch wieder einen Hauch von „Castlevania“ versprüht. Das Spiel hätte vom Look-and-Feel so auch in den 90ern auf dem Sega Mega Drive oder dem SNES erscheinen können.
Stalker müssen trainieren!
Als Monsterjäger kann es schnell vorbei sein und ein gutes Training ist das A und O, wenn man überleben will. Dass es nicht so einfach ist, in „Hunt the Night“ zu überleben, bringt euch das Spiel sehr schnell bei, denn ihr werdet einfach ins kalte Wasser geworfen. Nach einigen Erklärungen zur Steuerung und Verwendung eurer Waffen, seid ihr auf euch alleine gestellt und könnt das Schloss Ravenford bzw. die Welt von Medhram erkunden. Abseits der Monsterjagd können auch zahlreiche Rätsel gelöst werden, die euch unter anderem mit neuem Gear versorgen. Neben den Rüstungen und Waffen sind es vor allem die dunklen Kräfte, die es zu finden gilt, denn diese Kräfte sind der Garant für euer Überleben.
Auch wenn die zahlreichen Gegner schon recht schwierig sind und es auch den ein oder anderen Handlanger der Dunkelheit gegeben hat, den ich gerade zu Beginn des Spiels sehr verflucht habe, die wirkliche Herausforderung sind die Bosse, denn die sind eher „Kategorie Dark Souls“. Ohne die passende Vorbereitung, angepassten Skills und gelernten Bossmechaniken ist schnell Sense. Deswegen bietet der Charakterbuild in „Hunt the Night“ eine enorme Vielfalt und Möglichkeiten an, um die zahlreichen Bosse legen zu können. Die richtige Kombination aus Rüstung, Waffe, Skillung und dunklen Kräften gibt einen enormen Schadensboost, den ihr gerade gegen die Bosse unbedingt brauchen werdet.
Potential für Indie-Game des Jahres
Ich wage mich mit meiner Beurteilung mal sehr weit vor, denn „Hunt the Night“ hat sehr viel Potential, zu den besten Indie-Games des Jahres zu zählen. Es bietet alles, was ein gutes Action-Adventure im Retro-Stil haben muss. Die Story ist fesselnd, die Welt stimmig und das Gameplay fordernd. Besonders der Schwierigkeitsgrad hat es mir angetan, denn auch leichte Gegner sind gerade am Anfang ohne das passende Gear bzw. die passenden Fähigkeiten durchaus schwierig und fühlen sich nicht wie Kanonenfutter an. Das eigentliche Highlight sind die Bosse, denn sie sind richtig fordernd, verlangen ein wenig Übung und vor allem auch Skill, sodass man sich richtig gut fühlt, wenn man die Mistkerle endlich besiegt hat.
Dennoch, ganz ohne Fehler ist das Spiel dann doch nicht, wobei sich bis zum Release an manchen Problemen noch etwas ändern dürfte (Test-Version gespielt). Zum einen wäre da die Tastatur-Steuerung, denn diese ist ein absoluter Graus – es fühlt sich alles ungelenk und langsam an. Zudem sind manche Tastenbelegungen im Eifer des Gefechts echt schwer zu drücken. Die Entwickler empfehlen deswegen ausdrücklich, das Spiel mit Controller zu spielen. Doch da sind wir beim nächsten Problem, denn die Tasten des Controllers müssen erst manuell zugewiesen werden. Das geht jedoch nur, nachdem man das Tutorial gespielt hat, denn im Startbildschirm-Optionsmenü ist es nicht möglich, den Controller einzustellen. Das geht erst im Spiel selbst. Ob das dann in der Release-Version möglich ist, bleibt abzuwarten. Ist der Controller aber erst einmal eingestellt, dann läuft alles super, denn man merkt, dass die Steuerung wesentlich lockerer und präziser von der Hand geht. Doch mal abgesehen von der Steuerung, ist das Spiel echt eine Wucht, die ich jedem, der auf düstere Action-Adventure mit interessanter Story, einem echt gut ausbalancierten Skill-System und knackigen Bossfights steht, empfehlen kann.
The good
- ne düstere Story und Spielwelt im Retro-Look, die an die Castlevania-Reihe erinnern. Zudem verwandelt der stimmungsvolle Soundtrack des Videospiel-Komponisten Hiroki Kikuta (Secret of Mana) das Spiel in eine einzigartige Reise.
- Knackige Bosskämpfe, die Spieler durchaus fordern.
- Ausbalanciertes Skill-System, das mit seinen zahlreichen Optionen für jeden Spielstil die passenden Fähigkeiten und Ausrüstungen bietet.
The bad
- Steuerung über die Tastatur ist zu unpräzise und gerade im Gefecht lassen sich wichtige Tasten nicht schnell genug drücken.
- Die Controller-Tastenbelegung kann erst nach dem Tutorial eingestellt werden (PC-Test). Hier wäre es schön, es vorab im Titelbildschirm einstellen zu können.
- Der Schwierigkeitsgrad ist für manche Spieler vielleicht etwas schwer, sodass man sehr schnell den Spaß verlieren könnte. Leider gibt es momentan noch keine Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad manuell niedriger oder höher zu stellen.
Bilder: Moonlight Games / DANGEN Entertainment
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