Alles begann in den 70er Jahren, denn hier wurde der Grundstein für die heutigen Games, Konsolen und auch den PC gelegt. Ohne die Arcade Automaten und Arcade Games dürfte es die ein oder andere Gaming-Ikone wie Super Mario, Donkey Kong oder Sonic nie gegeben haben. Doch was ist eigentlich die Goldene Ära der Arcade-Spiele? Dieser Frage gehen wir nach und ergründen, welchen Einfluss das Zeitalter der Arcade Games auf die heutige Videospielindustrie hatte und welche legendären Entwickler, aber auch Videospiele, für den Boom der Arcade Automaten verantwortlich gewesen sind.
Vereinfacht gesagt war die Goldene Ära der Arcade-Spiele der Höhepunkt der Beliebtheit der Videospiele aus den Automaten. Begonnen hat diese Zeit 1978 oder 1979 bzw. 1980 – hierüber streiten sich viele Gamer und auch Experten, denn es ist nicht ganz klar, ab wann genau gezählt wird. Aber auch das Ende ist nicht klar definiert, so gibt es insgesamt zwei unterschiedliche Theorien:
- Die 1979 bis Mitte der 1980er-Theorie: Diese Ära beginnt mit der Veröffentlichung der ersten farbigen Arcade-Spiele.
- 1978 bis Mitte der 1990er: Die zweite Theorie legt die Ära etwas großzügiger aus. So beginnt sie hier bereits 1978 mit der Veröffentlichung von „Space Invaders“ und endet Mitte der 90er Jahre mit dem Heimkonsolen-Boom, der von Sega und Nintendo angeführt wurde.
Innovation der Hardware
Anfang 1980 war die Arcade-Spiel-Hardware endlich so weit entwickelt, dass man qualitativ hochwertigere Spiele mit für damalige Verhältnisse guter Grafik und guten Sounds anbieten konnte. Natürlich ist das aus heutiger Sicht recht minimalistisch, wenn man davon ausgeht, dass man mittlerweile 3D-Spiele auf einem 4K-Fernseher zu Hause an einer kleinen Konsole oder auf dem PC spielen kann. Doch damals mussten die Spiele noch nicht mit einer übertriebenen Grafik aufwarten, sondern konnten punkten, indem sie einfaches, aber unterhaltsames Gameplay geboten haben. Viele Klassiker, die wir auch heute noch lieben, verdanken wir der damaligen Hardware, denn durch die Einschränkungen, die man zu dieser Zeit hatte, mussten sich die Entwickler etwas einfallen lassen, um mit den Arcade Automaten Geld verdienen zu können. Nicht ohne Grund stehen in den meisten Top-10-Listen der beliebtesten Arcade Automaten aller Zeiten so manches Spiel aus der Zeit zwischen 1978 und 1984.
Durch Hardware-Innovationen konnten in den frühen 80er Jahren zahlreiche Ideen besser umgesetzt werden. Es gab integrierte Schaltkreise und leistungsstärkere Prozessoren und so wurden bis dato geliebte Spiele wie „Pong“ von „Space Invaders“, „Asteroids“, „Pac-Man“ und „Defender“ abgelöst. Ein weiterer Vorteil der besseren Hardware: Auch die Experimentierfreudigkeit der Entwickler nahm zu, denn diese versuchten sich an vektorgrafikbasierten Spielen, wie Atari mit dem „Asteroids Deluxe“ und Laserdiscplayern, um zum Beispiel Zeichentrickanimationen ins Spiel zu implementieren („Dragon´s Lair“, 1983), aber auch an alternativen Steuermethoden. So griffen zwar die meisten Entwickler auf den klassischen Joystick zurück, ein Vorreiter neuer Steuerungen war jedoch Atari, die den Trackball für das 1978 erschienene „Football“ entwickelt hatten. Auch zahlreiche Lenkräder für Rennspiele sowie Lightguns fanden ihren Weg als Steuerung in die vielzähligen Arcade-Spiele.
Arcade in Deutschland eher mau
Während die Goldene Ära in Japan und auch in Nordamerika boomte und zahlreiche Arcade Hallen aus dem Boden sprießen ließ, sah es im restlichen Teil der Welt eher mau aus. In Deutschland standen einzelne Arcade Automaten in Supermärkten, Restaurants, Kneipen und manchmal auch in Tankstellen. Arcade Hallen gab es weniger und wenn, dann waren diese eher an Spielhallen angegliedert und damit für die Jugend nicht greifbar. Dass der Boom bei uns nie so groß war, verdanken wir dem 1985 in Kraft getretenen Jugendschutzgesetz, nach dem elektronische Bildschirm-Unterhaltungsspielgeräte ohne Gewinnmöglichkeit nicht mehr an für Kinder und Jugendliche zugänglichen, öffentlichen Verkehrsflächen aufgestellt werden durften. Damit verschwanden die ohnehin sehr raren Geräte gänzlich aus der Öffentlichkeit.
In Japan und Nordamerika ging der Hype aber ungebremst weiter. So wurden für den japanischen und amerikanischen Markt zahlreiche Spiele aus verschiedenen Genres entwickelt, die wiederum in den vielzähligen Arcade Hallen bespielt werden konnten. Das klassische Bild einer amerikanischen Arcade ist dank Filmen wie „Tron“, „Pixels“ oder „Ralph Reichts“ auch heute noch in vielen Köpfen verankert – die japanische Variante hingegen eher nicht so, denn im Vergleich zu den amerikanischen Vorbildern sind die japanischen Hallen farbenfroher und kitschiger. Mittlerweile können die Arcade Automaten auch in Deutschland wieder bespielt und aufgestellt werden. Tolle Anlaufstellen dafür sind zum Beispiel die Retro Nerds Münsterland e.V. oder das Flipper- und Arcademuseum Seligenstadt. Wie es in den Arcades ausschaut, zeigen euch die folgenden Videos:
Retro Nerds Münsterland e.V.
Flipper- und Arcademuseum Seligenstadt
Legendäre Spiele und ihre Entwickler
In der Goldenen Ära entstanden zahlreiche Titel, die für den Erfolg der Spieleentwickler maßgeblich waren. Namen wie Nintendo oder Sega wären wohl nie so erfolgreich gewesen, wenn sie sich nicht mit genialen Spieleinnovationen gegen ihre Mitbewerber durchgesetzt hätten. Zu diesen Arcade Spitzenentwicklern gehörten folgende Hersteller:
- Atari
- Namco
- Nintendo
- Sega
- Midway
- Capcom
- Konami
- Taito
- SNK
- Williams
- Cinematronics
Einige der Unternehmen sind auch heute noch groß im Geschäft, was sie ohne die Arcade Ära wohl nicht mehr wären. Denn diese Entwickler kopierten nicht einfach nur bereits veröffentlichte Gameplaymechaniken, sondern schufen neue Spiele wie „Donkey Kong“, „Quix“, „Paperboy“, „Lunar Lander“, „Outrun“, „Pac-Man“ oder „Q*bert“, die bis heute in den Gedächtnissen der Spieler geblieben sind. Die erfolgreichsten bzw. einflussreichsten Spiele des „Zeitalters der Arcade-Spiele“ waren:
- Space Invaders (1978)
- Asteroids (1979)
- Galaxian (1979)
- Lunar Lander (1979)
- Battlezone (1980)
- Berzerk (1980)
- Centipede (1980)
- Defender (1980)
- Missile Command (1980)
- Pac-Man (1980)
- Donkey Kong (1981)
- Frogger (1981)
- Galaga (1981)
- Gorf (1981)
- Ms. Pac-Man (1981)
- Qix (1981)
- Dig Dug (1982)
- Donkey Kong Jr. (1982)
- Moon Patrol (1982)
- Q*bert (1982)
- Tron (1982)
- Mario Bros. (1983)
- Donkey Kong 3 (1983)
- Dragon’s Lair (1983)
- Mappy (1983)
- Star Wars (1983)
- Tapper (1983)
- Crystal Castles (1983)
- Paperboy (1984)
- Choplifter (1985)
- Arkanoid (1986)
- Out Run (1986)
- Bubble Bobble (1986)
- Tetris (1988)
Auch die Helden der Spiele sind mittlerweile Kult und sogar jüngere Spieler, die die Arcade Ära nicht mehr mitbekommen haben, kennen sie – allen voran Super Mario, der seinen großen Auftritt als Jump Man in „Donkey Kong“ hatte und zum ersten Mal im 1983 erschienenen „Mario Bros.“ seinen offiziellen Namen tragen durfte. Aber auch Donkey Kong und Pac-Man oder deren Geschichten wurden in zahlreichen Videospielen weitererzählt und sind heute berühmt. Vor allem „Pac-Man“ ist in der Popkultur fest verankert, kein anderes Spiel hat solch einen Hype und Faszination ausgelöst.
Eine Legende besagt, dass in manchen Arcade Hallen die „Pac-Man“ Automaten jede Stunde den Münzeimer wechseln mussten, da er komplett voll war – ob das wirklich stimmt, sei mal dahin gestellt, aber denkbar ist es durchaus. Hinzu kommen dann noch zahlreiche Neuauflagen für moderne Konsolen und Remakes bzw. Remaster, die ebenfalls dazu beigetragen haben, dass die Arcade Titel nicht in Vergessenheit geraten sind. Wenn man dann noch die vielen Vereine, Fans und natürlich Museen berücksichtigt, die die alte Technik am Leben erhalten, Reparaturanleitungen zur Verfügung stellen oder diese einfach ausstellen, ist das Arcade Fieber nie wirklich ganz verebbt.
Heimkonsolen übernehmen den Markt
Ende der 80er und Anfang der frühen 90er Jahre flachte langsam die Goldene Ära der Arcade-Spiele ab. Schuld daran? Natürlich die Entwickler, die jahrelang die Spiele produziert haben, denn die Entwicklung musste weitergehen. Während einige Firmen weiterhin Hardware herstellten, nun in Form von Konsolen und Handhelden, spezialisierten sich andere auf die reine Videospielproduktion. Der endgültige Sargnagel war dann die Einführung des NES von Nintendo, das die bis dato eher massenhaft und zum Teil auch billig produzierten Heimkonsolen ausstechen konnte. Denn mit dem NES konnte eine Heimkonsole zum ersten Mal mit den aufwendiger produzierten Arcade Automaten mithalten. Ein weiterer Vorteil der Konsole: Auf ihr konnte man mehrere Spiele und nicht nur eins spielen. Später folgten dann das SNES und Sega Mega Drive, die dann die restlichen Zweifler überzeugen konnten, zur Konsole zu wechseln.
Doch ganz ausgestorben ist die Arcade Industrie dann doch nicht, denn auch heute werden vor allem für den japanischen Markt noch zahlreiche Arcade Automaten und Spiele entwickelt. Diese werden zwar meist auch für moderne Konsolen portiert, trotzdem kann man noch immer in den Genuss kommen, auch neue Spiele in der Arcade Halle zu spielen. Hinzu kommen die zahlreichen Anbieter, die neue Arcade Automaten mit den Klassikern bauen und diese veröffentlichen. Aber auch in Sachen Controller-Hardware ist einiges auf dem Markt, wie z.B. der „8Bitdo Arcade Stick“ für Nintendo Switch und Windows, der das passende Arcade Feeling auch an den neuen Konsolen ermöglicht. Auch wenn das Goldene Zeitalter schon lange vorbei ist, halten sich Arcade Automaten und Spiele noch immer sehr wacker und sind mit ihrem Erbe auch nicht in Vergessenheit geraten.
Wenn ihr in der Golden Ära der Arcade-Spiele eine Arcade hättet besuchen können, welches Spiel hättet ihr rauf und runter gespielt? Besitzt ihr Spiele, die aus der Arcade Ära stammen (auch Remakes)? Schreibt es uns in die Kommentare!
Bild: Adobestock / Retro Nerds Münsterland / Sega / Namco
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