„Frogger“ trug das SNES zu Grabe und trieb sogar schon im realen New York sein Unwesen. Das von Konami entwickelte Hindernislauf-Spiel wurde erstmals 1981 von Sega für Spielhallen gepublisht. Man überquert eine belebte mehrspurige Straße sowie einen Fluss, in dem der Frosch und Hauptcharakter merkwürdigerweise nicht schwimmen kann. Man springt auf Baumstämme, Schildkröten und auch mal auf ein Krokodil hin zu kleinen Nischen, in denen man an der anderen Uferseite Schutz findet. Dabei wird man schon mal von Schlangen gejagt oder der Weg wird durch ein bissiges Krokodilmaul versperrt.

Das videospielhistorisch interessante Game begründete praktisch ein kleines Genre. Es war ein absoluter Arcade-Klassiker und wurde einst auf diverse Heimcomputer und frühe Konsolen portiert. Heute ist es aufgrund seiner simplen Steuerung zum klassischen Mobile Game mutiert. Jedenfalls lebt das Franchise noch. Es gibt auch allerlei Knock-Offs in den App-Stores, die eine gewagte semiologische Nähe zum Titel haben („Froggy“…).

Wer das Spiel in einer arcadigen Variante erleben möchte, dem sei heutzutage ein Blick auf die Game-Boy-Color-Fassung empfohlen. Diese ist äußerst simpel gehalten. Grafisch aufpolierter stehen die Mega-Drive- und SNES-Version dar: Letztere war sogar das finale Spiel, das überhaupt für das Super Nintendo in Amerika und Europa erschienen ist. Für einen Titel von 1998 (!) ist „Frogger“ grafisch recht unterirdisch und weit von der Konkurrenz abgeschlagen. Zudem hat man sich dazu entschieden, die Musik komplett zu streichen, was das Spielgeschehen ziemlich trocken erscheinen lässt. Die Präsentationen der bisher genannten 90er-Varianten des Spielchens sind allesamt ziemlich dünn. Viel mehr als einen emotionslosen Frosch, der ein Schild mit „Get ready“ oder ähnlich generischen Sprüchen hochhält, finden wir zwischen den Levels nicht.

„Frogger“ lässt sich in den 8- und 16-Bit-Varianten allein mit der linken Hand am Steuerkreuz spielen, was bedeutet, dass man die rechte frei hat, um Chips zu essen. Und Hand aufs Herz: Kann das ein „Metroid“ oder „Zelda“ leisten? *Hust*

PS-Version: Kein Hit, aber eine Herausforderung

Wer mehr Varianz will, sollte die PlayStation-Version von „Frogger“ einlegen, die einst auch für Windows erschienen ist. Hier gibt es sogar eine vorgerenderte Intro-Sequenz, in der der Sprung von flachem Arcade-Look zu dreidimensionalen Animationen thematisiert wird. Diese Fassung war nun nicht gerade ein Kritiker-Liebling, jedoch lässt sich für Freunde des Spielprinzips einiges Positives an ihr finden. Wir haben es nicht mehr mit einem One-Screen-Game zu tun. Es wird gescrollt, wenn sich das grüne Tier seinen hindernisbehafteten Weg bahnt. Auch gibt es eine peppige musikalische Begleitung, was nett ist. Des Weiteren hat man in gesonderten Levels diverse Varianten des Spielprinzips eingebaut, die zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftig sind. So muss Frogger beispielsweise diverse Schalter in einer Welt, die einem Uhrwerk ähnelt, betätigen. In diesem Teil kann der Frosch sogar die Zunge rausfeuern (bis Redaktionsschluss war der Mehrwert dieser Funktion noch unklar) und er ist in der Lage, einen Supersprung zu machen, der etwas weiter geht. Das Gameplay wirkt in dieser Version von 1997 tatsächlich etwas organischer und weniger steif als bei den anderen Versionen. Nicht immer muss man pixelgenau landen.

Sind die neueren grafisch optimierten „Frogger“-Interpretationen ein Hit? Nein, nicht wirklich. Aber ihr simples Spielgeschehen, das zunehmend fordernder wird, ist eine Herausforderung, der man sich gelegentlich durchaus stellen kann.

Vom zweiten Teil bis zur Realität

Im zweiten Teil „ThreeeDeep“ von 1984, der nicht mehr in den Arcades, sondern direkt für Atari 2600, C64 und ColecoVision erschienen ist, variiert das Geschehen insofern, als man über mehrere Screens hinweg hüpft. Es geht unter dem Wasser los und man gelangt bis in den Himmel. Dabei hüpft man auf jeweils dem Setting angepasste Elemente: unten Fische, oben Vögel.

Und Achtung, es gibt einen geschichtsvergessenen „zweiten“zweiten Teil: „Frogger 2 – Swampy’s Revenge“. Er ist im Jahre 2000 für PlayStation, PC und Game Boy Color erschienen und in Nordamerika einst auch für die Dreamcast erhältlich gewesen. In der hanebüchenen Story stiehlt Krokodil Swampy Froschbabys, welche wir, mit dem Protagonisten-Quaker und seiner pinken Gefährtin, in verhältnismäßig komplexen Welten retten müssen. Es wird im Vergleich einiges an Abwechslung geboten und das Spielprinzip mit diversen Sprungvarianten ausgereizt. Man könnte fast schon von einem regulären Jump ’n’ Run sprechen.

Der Künstler Tyler DeAngelo hat 2012 auf Manhattans Fifth Avenue das klassische „Frogger“ in Echtzeit via Kamera quasi auf die tatsächliche Straße übertragen und lud Passanten ein, vor Ort an einem Automaten in Arcade-Optik zu spielen. Dieser Reality-Spaß war sicher das größte neuartige Erlebnis, das das neue Jahrtausend „Frogger“-technisch zu bieten hatte. Vor lahmen Franchise-Auspressungen, wie „Frogger: The Great Quest“, einem dreisten „Rayman“-Abklatsch für PS2 und Advance, wurde eindringlich in der Fachpresse gewarnt.

Schlussendlich ist die Marke „Frogger“ im Laufe der Jahre ziemlich verwässert. Braucht die Welt noch mehr Teile oder eine Neuinterpretation des Spielgeschehens? Der Frosch scheint müde, hat uns aber einige spaßige Stunden an Controller, Tastatur und Joystick beschert.

Bild: Nintendo, Arcade Archives

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