Nachdem 2004 „Fire Emblem: The Blazing Blade“ und ein Jahr darauf „Fire Emblem: The Sacred Stones“ für den Game Boy Advance als die ersten Teile der „Fire Emblem“-Reihe auch außerhalb von Japan erschienen sind, war es nur eine Frage der Zeit bis ein Ableger für den Nintendo GameCube erscheinen würde. Ende 2005 war es dann endlich so weit und mit „Path of Radiance“ erschien das erste 3D „Fire Emblem“.
Als ich „Fire Emblem: Path of Radiance“ das erste Mal startete, war ich auf den grafischen Sprung der Reihe auf dem GameCube nicht gefasst. Plötzlich war ich mitten in den Gefechten meiner Einheiten. Die Kamera ist geradezu in das Kampfgeschehen hineingeflogen und ich war begeistert. Doch nicht nur von der Grafik. Was genau „Fire Emblem: Path of Radiance“ für mich so besonders macht, erfahrt ihr in meinem Klassiker Check.
Nicht jeder ist ein Prinz
In „Fire Emblem: Path of Radiance“ übernehmt ihr mal nicht die Rolle eines Prinzen wie Marth oder die royalen Geschwister Eirika und Ephraim. Ihr seid der Sohn eines Söldner-Anführers und werdet von diesem darauf vorbereitet, seine Kampftruppe irgendwann zu übernehmen. Euer Name: Ike. Während ihr also der Tätigkeit eines Söldners nachgeht und hier und da einige Banditen aus Dörfern verjagt, bricht in dem Königreich, in dem ihr euch befindet, ein Krieg aus. Der Überraschungsangriff des benachbarten Daein hat aber nicht nur das hiesige Königreich Crimea überrumpelt. Auch ihr seid verwirrt und euch nicht sicher, auf welche Seite ihr euch schlagen solltet.
Nachdem allerdings Ike und die Söldnertruppe die Prinzessin Crimeas am Waldesrand findet, beschließt die Gruppe sie in ein benachbartes Reich zu bringen, das Crimea wohlgesonnen ist: Gallia. Dabei handelt es sich um eine Nation, die von tierähnlichen Menschen bewohnt wird. Letztendlich wird die Söldnertruppe in den Krieg mit hineingezogen und die Ereignisse überschlagen sich. Nach und nach deckt ihr auf, was es mit dem Überraschungsangriff Daeins auf sich hat und dass es sich hierbei nicht um einen einfachen Krieg zwischen zwei Königreichen handelt. Insgesamt erwarten euch in „Fire Emblem: Path of Radiance“ 28 Kapitel, die dank verschiedener Ziele und Beschaffenheiten für Abwechslung sorgen.
Klassische Rundenstrategie
Wer schonmal ein „Fire Emblem“-Game gespielt hat, weiß was von „Path of Radiance“ zu erwarten ist. Auch wenn dieser Teil, der erste mit einer 3D-Welt ist, so bleibt der Rest des Gameplays recht klassisch. Ihr führt mehrere Kämpfer und Kämpferinnen in die Schlacht. Ihr bewegt eure Einheiten einzeln wie in einem Schachspiel auf Feldern entlang. Dabei müsst ihr auf die Stärken und Schwächen der jeweiligen Figuren achten, damit sie nicht das Zeitliche segnen. So schlagen sich Schwertkämpfer beispielsweise besser gegen Axt-Einheiten, haben dagegen bei Lanzenträgern das Nachsehen. Ähnliches gilt für Magie-Einheiten. So schlägt Feuer-Magie Wind-Magie, die wiederum schlägt Donner und Donner macht mit Feuer-Magie kurzen Prozess. Und wie es sich für ein waschechtes „Fire Emblem“ gehört, sind eure besiegten Einheiten auch für immer passé.
Trotz dieser ganzen klassischen Features beinhaltet „Fire Emblem: Path of Radiance“ dennoch Mechaniken, die es in den vorherigen Teilen noch nicht gab. Beispielsweise können sich Einheiten gegenseitig ein Feld weiter schubsen, was neue strategische Möglichkeiten eröffnet. Besonders interessant fand ich persönlich allerdings die neuen Bestien-Menschen: die Laguz. Diese können sich bei gefüllter Wandel-Leiste verwandeln und doppelten Schaden zufügen. Zudem besitzt nun jede Figur einen Biorhythmus, der die Effektivität des jeweiligen Charakters beeinflusst. So macht es Sinn Figuren in bestimmten Kapiteln einzusetzen beziehungsweise gewisse Kämpfer genau dann in der Reserve zu lassen, statt sie ins Schlachtfeld zu schicken.
Hübscher geht immer
Ok, in meiner Einleitung tönte ich, dass ich von dem grafischen Sprung der Reihe begeistert war. Allerdings muss ich dazu sagen, dass mich eben die Immersion durch diese 3D-Grafik fasziniert hat. Zuvor mussten sich „Fire Emblem“-Fans mit netten 2D-Umgebungen und einigen Pixel begnügen. Plötzlich konnte man an die Figuren ranzoomen. Aber wirklich hübsch war die Grafik nicht – wenn man bedenkt, was auf dem Nintendo GameCube eigentlich möglich gewesen wäre. Immerhin haben wir ein paar stimmungsvolle Zwischensequenzen erhalten, die in einem 3D-Anime-Style präsentiert werden.
Wenn ich ehrlich bin, fand ich die Musik in den „Fire Emblem“-Spielen nie überragend. Sie war nicht schlecht, aber mir fehlte da irgendwie der Ohrwurm-Faktor, das Besondere – eben eine eingängige Melodie. Meist wirkt die Musik wie zufälliges Gedudel. Ähnlich verhält es sich mit dem Soundtrack in „Fire Emblem: Path of Radiance“: nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes. Wobei ich sagen muss, dass die Musik in diesem Teil der Reihe noch mit am besten ist, aber das ist wohl Geschmackssache. Zumindest passen die Lieder zur jeweiligen Stimmung im Game. Außerhalb von Kämpfen schlägt das Spiel fröhlichere Töne an, wenn die Charaktere miteinander sprechen und Witze reißen, wohingegen schnellere und düstere Stücke in den Schlachten ertönen.
Einer der besten Protagonisten
„Fire Emblem: Path of Radiance“ gehört zu einem meiner Lieblings-Teile der Nintendo-Reihe. Das liegt zum einen daran, dass es der erste Teil ist, der komplett in 3D gestaltet wurde. Doch viel wichtiger sind die Charaktere im Spiel und die Geschichte. Besonders der Protagonist Ike hat sich zu meinem Favoriten der Reihe entwickelt. Er ist mutig und leidenschaftlich. Gleichzeitig bleibt er bescheiden und aufgeschlossen. Da er nicht von royaler Abstammung ist, wirkt er auch authentischer und bodenständiger als die meisten Protagonisten in „Fire Emblem“. Er ist einfach ein Badass-Söldner. Am Anfang des Spiels wirkt er zwar noch recht unerfahren, aber man erkennt im Laufe der Story seine Charakterwandlung. Spätestens im Sequel „Fire Emblem: Radiant Dawn“ ist Ike zu einem ikonischen Helden herangewachsen, der meiner Meinung nach alle anderen Protagonisten der Reihe überflügelt. Das liegt natürlich auch am Design des Charakters. Vergleicht ihn mal mit dem neusten Protagonisten in „Fire Emblem Engage“. Was sollen diese Zahnpasta-Haare? Aber ich schweife ab. „Fire Emblem: Path of Radiance“ ist kein perfekter Titel, doch ein herausforderndes Spiel mit spannender Story, vielfältigen Charakteren und spaßigem Gameplay. Ein Muss für „Fire Emblem“-Fans wie mich.
Bilder: Nintendo
The good
- Spannende Geschichte mit vielen Charakteren
- Ausgeklügeltes Gameplay mit forderndem Schwierigkeitsgrad
- Erstes Fire Emblem in 3D
The bad
- Holt nicht alles aus den technischen Möglichkeiten des GameCubes raus
- Die Musik ist maximal ok