Ein düsteres Dark-Fantasy-Setting, eine emotionale Geschichte und ein einzigartiges Kampfsystem. Das alles machte 2021 das 2D-Metroidvania „Ender Lilies: Quietus of the Knights“ aus. Der Nachfolger „Ender Magnolia: Bloom in the Mist“ will in dieselbe Kerbe schlagen und als Sequel natürlich nochmal eine Schippe drauflegen. Ob das klappt, verraten wir euch in diesem Review.

Vorweg: Fall ihr den ersten Teil „Ender Lilies: Quietus of the Knights“ nicht gespielt habt, dann ist das nicht schlimm. Ihr könnt auch direkt mit „Ender Magnolia“ starten und trotzdem die Geschichte verstehen und genießen. Das Sequel spielt Jahrzehnte nach den Ereignissen des ersten Teils, aber in derselben Welt. Obwohl es eine eigenständige Geschichte mit neuen Charakteren und Schauplätzen erzählt, gibt es allerdings Verbindungen und Anspielungen auf die Geschehnisse des Vorgängers. Wer also bereits „Ender Lilies“ gespielt hat, der wird sich natürlich darüber freuen.

Der Konflikt zwischen Mensch und Homunkulus

In „Ender Magnolia: Bloom in the Mist“ schlüpfen wir in die Rolle von Lilac, einer sogenannten Stimmerin mit der Fähigkeit, korrumpierte Homunkuli zu erlösen. Ohne Erinnerungen an ihre Vergangenheit trifft sie schon zu Beginn des Spiels den Homunkulus Nola – quasi eure erste Waffe, die ihr einsetzen könnt. Denn wie schon im Vorgänger kämpft die Protagonistin nicht selbst, sondern setzt die Fähigkeiten anderer Wesen ein – diesmal die, der Homunkuli. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach Lilacs verlorenen Erinnerungen und alten Verbündeten, um die Wahrheit hinter den Ereignissen in der Welt von „Ender Magnolia“ aufzudecken.

Lilac erwacht in einer verlassenen Fabrik
Klassiker: Die Protagonistin erwacht ohne Erinnerungen.

Denn das Rauchland, wie die Welt in „Ender Magnolia“ genannt wird, wirkt wie eine Dystopie. Das einst fortschrittliche Reich gleicht einer Ruine. Homunkuli, die ursprünglich erschaffen wurden, um magische Ressourcen zu sammeln, wandern nun durch die Gegend – wahnsinnig geworden durch einen giftigen Nebel. Daher auch der Zusatztitel „Bloom in the Mist“. Die Umgebungen sind abwechslungsreich gestaltet. Ihr bereist eine verlassene Altstadt, blutige Labore, eine erhabene Magieakademie und gigantische Fabriken.

Gotta Catch’Em All

Wie es sich für ein Metroidvania gehört, erhält Lilac nach und nach neue Fähigkeiten, die sie sowohl im als auch außerhalb des Kampfes einsetzen kann. Schon im Vorgänger war die Besonderheit, dass nicht die Spielfigur selbst Attacken und Skills erlernt, sondern durch das Retten von Homunkuli, diese sich einem anschließen und damit Fähigkeiten mit sich bringen. In „Ender Lilies: Quietus of the Knights“ waren es allerdings statt Homunkuli noch Seelen.

In der Regel tretet ihr diesen Homunkuli in Bosskämpfen entgegen. Nach einem erfolgreichen Sieg kommen sie wieder zur Vernunft, ihr erfahrt etwas über deren Vergangenheit und sie schließen sich euch an. Die Attacken und Fähigkeiten könnt ihr frei kombinieren: Dazu stehen euch vier Slots zur Verfügung. Dieses System ermöglicht eine Vielzahl von Kombinationen und Spielstilen, die euch Anpassungsfreiheit bieten.

Diverse Homunkuli in Ender Magnolia
Nach und nach sammelt ihr mehr Homunkuli, die ihr im Kampf einsetzen könnt.

Gepaart mit der flüssigen Steuerung fährt „Ender Magnolia“ mit einem stimmigen Gameplay auf, das sowohl für Neueinsteiger als auch Fans des Genres ansprechend ist. Wichtig ist natürlich noch, dass die Erkundung der Spielwelt motivierend bleibt. Die zahlreichen versteckten Bereiche, Geheimnisse und optionalen Bosskämpfen regen aber definitiv zur weiteren Entdeckung an. Fans des ersten Teils könnten vom Schwierigkeitsgrad des Sequels enttäuscht sein. „Ender Magnolia“ wirkt etwas einfacher und bietet möglicherweise für erfahrene Spieler weniger Herausforderungen. Uns hat es jedenfalls nicht gestört.

Melancholisch und düster

Neben dem flüssigen Gameplay lebt das Game jedoch von seiner melancholischen Atmosphäre. Besonders die visuelle Darstellung und der großartige Soundtrack von Mili sind hervorzuheben. Die handgezeichneten 2D-Umgebungen sind detailliert gestaltet und vermitteln eine Welt, die gleichermaßen zerfallen und wunderschön wirkt. Jede Region des Spiels erzählt durch ihr Design eine eigene Geschichte. Die verlassenen Straßen der einst florierenden Stadt, mit bröckelnden Gebäuden und überwucherten Wegen, vermitteln eine bedrückende Post-Apokalypse, während die blutigen Labore und gewaltigen Fabrikanlagen einen düsteren Einblick in die vergangenen Machenschaften der einstigen Herrscherklasse gewähren. Der allgegenwärtige giftige Nebel, der sich durch die Landschaft zieht, verleiht allem eine surreale und geisterhafte Stimmung.

Doch nicht nur die Welt, sondern auch die Charakteranimationen überzeugen. Lilac bewegt sich mit anmutiger Leichtigkeit, während ihre beschworenen Homunkuli in den Kämpfen mit dynamischen und effektvollen Angriffen glänzen. Besonders Bossgegner stechen durch ihr Design heraus: Groß, unheimlich und voller Details – sie passen perfekt in das Dark-Fantasy-Setting des Spiels.

Kampf in schöner Umgebung in Ender Magnolia
Besonders die Hintergründe im Spiel können sich sehen lassen.

Den passenden emotionalen Unterbau liefert der Soundtrack von Mili, die bereits für „Ender Lilies: Quietus of the Knights“ verantwortlich waren. Ihre melancholischen, oft von sanften Gesangsstimmen getragenen Melodien, unterstreichen die tragische Schönheit der Spielwelt perfekt. Jedes Gebiet hat seinen eigenen Klangteppich, der von ruhigen Piano-Stücken bis hin zu dramatischen Orchesterarrangements reicht.

Größer und besser

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass „Ender Magnolia: Bloom in the Mist“ eine mehr als gelungene Fortsetzung ist. Es ist größer und besser, so wie ein Sequel sein sollte. Es erfindet das Rad nicht neu, aber mit der soliden Vielfalt an Gegnern und Bossen, bietet es einige Stunden Spaß, sowohl für Fans des ersten Teils als auch für Neueinsteiger. In Verbindung mit der großartigen Grafik und der unverkennbaren Musik, ist „Ender Magnolia: Bloom in the Mist“ genau das Sequel, das wir uns gewünscht haben.

Darüber hinaus ist es mit dem bewährten Metroidvania-Prinzip für Retro-Gamer mehr als geeignet. Obwohl das Spiel moderne HD-2D-Grafik nutzt, erinnert die düstere Fantasy-Atmosphäre stark an Spiele wie „Castlevania“ oder „Demon’s Crest“. Der handgezeichnete Stil und die melancholische Inszenierung haben uns an Klassiker aus der 16-Bit-Ära erinnern. Das Spiel ist seit dem 22. Januar 2025 für PC, Nintendo Switch, PlayStation 4, PlayStation 5 und Xbox Series X/S erhältlich.

Aussehen19 / 20
Soundtrack19 / 20
Spielspaß18 / 20
Story17 / 20
Umfang17 / 20

The good

  • Innovatives Kampfsystem mit beschworenen Homunkuli.
  • Beeindruckende Grafik und atmosphärisches Design.
  • Der Soundtrack von Mili ist hervorragend.

The bad

  • Einige Spieler könnten den Schwierigkeitsgrad als zu niedrig empfinden.
  • Manche Bereiche könnten mehr visuelle Vielfalt vertragen.

Bilder: Binary Haze Interactive

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