Warum spielen wir Videospiele? Die Gründe sind vielfältig und hängen stark mit unserem Gemütszustand zusammen. Wir erleben epische Abenteuer, knacken unmögliche Highscores und manchmal verfallen wir auch in Rage, wenn der Endboss uns zum hundertsten Mal platt gemacht hat. Trotzdem beantworten die meisten Gamer die Frage nach dem „Warum“ mit einer anderen Begründung: Wir zocken, um zu entspannen.
Schaut man sich viele Videospiele an, wirken diese nicht unbedingt geeignet zur Entspannung. Aber hey: Allein, wenn wir uns auf ein Game fokussieren und alles andere um uns herum vergessen, kann das auf eine Art und Weise entspannend sein. Doch es gibt sie auch: Die Spiele, die im wahrsten Sinne des Wortes wie eine Meditation sind, in die man sich fallen lassen kann und einfach abschaltet. Mittlerweile hat sich für diese Art von Videospielen der Begriff „Cozy Gaming“ etabliert. Die Bezeichnung selbst ist erst seit ein paar Jahren wirklich geläufig. Insbesondere mit „Animal Crossing: New Horizons“ hat der Begriff und gleichzeitig auch die Art dieser Spiele einen Boom erlebt. Doch es gibt sie nicht erst seit ein paar Jahren. Ebenfalls oder besser gesagt sogar insbesondere Retro-Spiele gehören in die Gattung der „Cozy Games“. Schließlich geht es bei der Bezeichnung um Spiele, die entspannen, meist keine Gewalt enthalten und in der Regel jeder Spieler in seinem eigenen Tempo genießen kann. Viele von uns Retro-Spielern empfinden neue Spiele oft als zu anstrengend. Hier sind also einige Retro-Videospiele, die wir persönlich als „cozy“ bezeichnen würden und euch wärmstens ans Herz legen. Im Übrigen findet ihr den Artikel auch in Video-Form auf unserem YouTube-Kanal:
Animal Crossing
Wir haben den neusten Teil der Reihe bereits erwähnt, aber schon der erste Teil von „Animal Crossing“ für den Nintendo GameCube strotzte nur so vor Gemütlichkeit. Doch warum? Zunächst einmal habt ihr kein wirkliches Ziel. Ihr lebt im Grunde einfach nur in den Tag hinein, geht Angeln, kauft Möbel, hört Musik und macht noch viele weitere Dinge, die eher entschleunigend wirken. Dabei seid ihr natürlich nicht allein. Eure anthropomorphen Mitbürger wollen sich mit euch anfreunden und quatschen. Selbstbestimmtheit und Kreativität machen „Animal Crossing“ aus. Ihr spielt in eurem eigenen Tempo, gestaltet euer Zuhause nach euren individuellen Vorstellungen, unternehmt alltägliche Aktivitäten und das alles in einer Spielwelt, die reich an Natur ist. Hinzu kommen dann noch eine beruhigende Musik und eine eher kindliche Grafik. Das Ergebnis ist ein „Cozy Game“ wie es im Buche steht.
Harvest Moon
„Stardew Valley“ hat das aufgegriffen, was der große Bruder bereits vorgemacht hat: Den Bauernhof-Alltag in ein Spiel verwandeln. Mit dem großen Bruder ist natürlich „Harvest Moon“ gemeint. Nein, nicht die aktuelle „Harvest Moon“-Reihe, sondern die, die nun „Story of Seasons“ genannt wird. 2013 fand nämlich ein Namenswechsel statt, der für reichlich Verwirrung sorgte. Der Grund dafür hat mit Namensrechten zu tun und – ach, wisst ihr was? Das ist jetzt gar nicht so wichtig. Schließlich geht es hier um Ruhe und Gemütlichkeit, wie es Balu bereits so schön besungen hat. Jedenfalls gibt es, wie schon in „Animal Crossing“, auch in „Harvest Moon“ keinen Zeitdruck, dafür aber doch schon eher ein Ziel: einen florierenden Bauernhof aufzubauen. Arbeit zur Entspannung? Keine Sorge: Die täglichen Aufgaben wie Gemüse anpflanzen, Tiere füttern und die Ernte einholen, sind simpel und schaffen eine beruhigende Routine. Solltet ihr mal Auszeit von euren Tätigkeiten auf dem Bauernhof haben wollen, dann dürft ihr durch die Nachbarschaft spazieren und Beziehungen pflegen und sogar die Liebe eures Lebens finden. Wir bezweifeln allerdings, dass die echte Arbeit auf dem Bauernhof so ein Zuckerschlecken ist, wie es in der „Harvest Moon“-Reihe dargestellt wird.
Super Mario World 2: Yoshi’s Island
„Cozy Games“ müssen nicht immer ohne Herausforderung daherkommen. Sie dürfen auch mal fordern, solang der Rest stimmt. Das trifft auf Nintendos zweiten „Super Mario World“-Teil zu. „Yoshi’s Island“ ging 1995 optisch in eine ganz andere Richtung als sein Vorgänger. Genau dieser Style ist es auch, der uns noch heute ein wohliges Gefühl beschert. Wie mit Wachmalstiften gemalt, hüpft ihr hier mit dem grünen Dinosaurier Yoshi durch eine malerische, bunte Welt. Dabei tragt ihr den kleinen Baby Mario auf dem Rücken und schützt ihn vor Gefahren. Auch, wenn ihr hier schon etwas mehr gefordert werdet im Gameplay, bleibt das Spiel doch relativ verzeihend. Im Vordergrund steht in „Super Mario World 2: Yoshi’s Island“ eher der charmante Look und die fröhliche Musik. Das Gesamtpaket empfinden zumindest wir als angenehm und entspannend.
Pokémon
Sei es die erste Generation, die zweite, dritte oder welche auch immer: Die „Pokémon“-Spielreihe hat definitiv etwas an sich, das uns ein warmes Gefühl bereitet. Ist es vielleicht nur die Nostalgie? Vielleicht – zumindest schaffen es die neueren Teile auf der Switch nicht mehr, dieses Gefühl bei uns hervorzurufen. Aber es steckt noch mehr dahinter. Es fängt schon mit der Musik an, die insbesondere in den Anfangsorten, also den Heimatstädten der Protagonisten, wie Alabastia oder Neuborkia, melodische und sanfte Klänge beinhaltet. Man fühlt sich dabei wie ein Baby, das gerade eingekuschelt in den Armen der Mama liegt und in den Schlaf gewiegt wird. Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine. Schon der Start der „Pokémon“-Spiele sorgt für Geborgenheit. Hinzu kommen die schönen Landschaften, die man auf seinem Weg zur Pokémon-Liga bereist. Dank der rundenbasierten Kämpfe verfällt man auch nie in Hektik. Eure Taktik könnt ihr ganz in Ruhe ausklügeln. Wenn eure Pokémon doch mal alle k.o. gehen und ihr in Ohnmacht fallt, landet ihr einfach im Pokémon-Center und versucht es im Anschluss nochmal. Und seien wir mal ehrlich: Die „Pokémon“-Reihe war nie besonders schwer. Genau deshalb kamen Fans doch erst auf die Idee mit der Nuzlocke-Challenge.
Die Sims
Das echte Leben kann manchmal richtig stressig sein. Eine Lebenssimulation sorgt dagegen schon seit 2000 für Entschleunigung. Während ihr euer Traumhaus baut – Cheatcodes sei Dank – laufen entspannende Piano-Stücke. Habt ihr die Wände hochgezogen und euch für die passenden Fenster und Türen entschieden, platziert ihr abschließend die Möbel. Ganz klar, die Rede ist von „Die Sims“. Was kann es Entspannenderes geben als den Bau- und Kauf-Modus in dieser Spiel-Reihe? Zugegeben: Das eigentliche Gameplay, in dem wir unsere Sims steuern, kann etwas stressig werden. Warum müssen die auch überall hinpinkeln und wie schafft man es bitte beim Sandwich machen, die Küche in Brand zu setzen? Na ja, mal davon abgesehen, darf die „Die Sims“ getrost als „Cozy Game“ bezeichnet werden. Das Schöne an „Die Sims“ ist, dass es auf verschiedene Art und Weise gespielt werden kann. Die einen bauen nur Häuser und hören dann auf. Die anderen dagegen spielen eine Familie über Generationen hinweg. Je nachdem was man bevorzugt, kann die Reihe mehr oder weniger entspannend sein.
The Legend of Zelda: The Wind Waker
Wir haben uns echt schwer damit getan, uns für das „Zelda“-Game zu entscheiden, das am meisten den Titel „Cozy Game“ verdient hätte. Unserer Meinung nach passt das am ehesten zu „The Legend of Zelda: The Wind Waker“, das 2002 für den Nintendo GameCube erschienen ist. Der Grund dafür ist vor allem der unverwechselbare Stil des Games. Denn eine gewisse gemütliche Atmosphäre versprühen alle Teile der „Zelda“-Reihe, doch „The Wind Waker“ mit seiner farbenfrohen Welt fängt das Gefühl von Abenteuer gepaart mit Gemütlichkeit perfekt ein. Der Titel besticht mit seinem süßen Cel-Shading-Stil und bietet ein märchenhaftes Aussehen, das sogar noch heute optisch ansprechend ist. Insbesondere die Meereslandschaft macht das Spiel so „cozy“. Um die verschiedenen Inseln im Game zu bereisen, müssen wir unser charmantes Segelboot, den roten Leuenkönig, durch einen riesigen Ozean navigieren. Die entspannende Musik und die beruhigenden Meeresgeräusche tragen wesentlich zur gemütlichen Atmosphäre des Spiels bei. Die Melodien sind oft fröhlich und einladend, perfekt passend zur friedlichen See und den farbenfrohen Landschaften. Diese akustische Gestaltung sorgt dafür, dass wir in die Spielwelt eintauchen und es sich dabei fast wie Urlaub anfühlt.
Vom idyllischen Bauernhof in „Harvest Moon“ bis hin zu den sanften Wellen in „The Wind Waker“ – es gibt doch nichts Wohligeres, als in unsere geliebten Retro-Spiele abzutauchen. Schreibt uns in den Kommentaren, welches euer liebstes cozy Retro Game ist und was ihr eigentlich als „cozy“ in einem Videospiel empfindet?
Bild: Nintendo
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