Der 1994 erschienene Super Game Boy machte es erstmals möglich, Game-Boy-Titel über den Fernseher zu spielen. Von unten sieht das Aufsteckmodul wie eine reguläre SNES-Cartridge aus, oben jedoch befindet sich ein Schacht für Game-Boy-Spiele. Als überaus innovativ empfunden wurde beim Release, dass sich die ursprünglich farblosen Games nun kolorieren ließen: Die vier Grauschattierungen des Game Boy können in andere, auch kontrastreichere Farben umgewandelt werden. Vorher also vier Graustufen, jetzt vier Farben: So geht Fortschritt! Zudem wird der Sound über den Stereo-TV zweikanalig ausgegeben, ein Feature, das man sonst nur erleben kann, wenn man den grauen Ziegel über Kopfhörer spielt.

Da die Spiele in ihrer nativen Auflösung ausgegeben werden, die den Fernsehbildschirm nicht ausfüllt, ist ein Rand rund um die Spielfläche sichtbar. Diesen kann man mit verschiedenen Themen gestalten. Es gibt beispielsweise ein Kino, eine Nebellandschaft in den Wäldern oder das Drumherum des klassischen Game-Boy-Screens. Manche dieser Rahmen verfügen sogar über eigene Animationen, die wie ein Bildschirmschoner nach einer Zeit beginnen aufzuleben. Sogar kann man selbst einen Rahmen gestalten. Besonderes Feature: Die sträflich vernachlässigte SNES-Maus lässt sich unter anderem für diese Aktion nutzen.
Tatsächlich hat der Super Game Boy eine Vielzahl von individuellen Farbpaletten bereits vorgespeichert, so dass im klassischen „Tennis“ der Rasen grün ist, bei „Metroid 2“ Samus im typischen Orange und Rot daherkommt oder Mario in „Super Mario Land“ seine rote Latzhose trägt. All diese Spiele wurden wohlgemerkt lange vor dem Release des Game Boy Color entwickelt. Game-Boy-Spiele die nach Erscheinen des Adapters veröffentlicht wurden, haben häufig ganz spezifische Extrafunktionen.
Individuelle Rahmen und interessante Features
Das können beispielsweise individuelle Rahmen sein, wie ein Arcade-Automat bei „Donkey Kong 94“. „Wario Blast“ lässt sich jetzt im Zwei-Spieler-Modus auf dem TV ganz ohne Linkkabel spielen. Und die Macher von „Space Invaders“ haben den Vogel abgeschossen und auf das Game-Boy-Modul die Möglichkeit gepackt, die vollwertige SNES Version des Spiels zu erleben. Einige der mit dem Bewusstsein für den Super Game Boy entwickelten Spiele zeigen auch mehr als nur vier Farben an. Das geht mit einem Programmiertrick, bei dem unterschiedliche Bereiche des Displays verschieden aufgeteilt werden können und ihnen jeweils eine andere Vierer-Farbpalette zugeteilt werden kann. Auch ist es möglich unterschiedliche Screens (etwa verschiedene Orte wie Wälder, Höhlen und Kerker) in einem Spiel mit einer jeweils anderen Farbpalette komplett einzufärben.
Genau genommen ist das Gerät von der Hardware her ein simpler Game Boy, lediglich mit einem Ausgang versehen, der Ton- und Bildsignale an den Super NES weiterleitet. Die Spiele laufen auf dem Super Nintendo minimal schneller, als im Handheld. Deshalb ist er in der Speedrun-Szene auch tabu.
Einzig in Japan erschien 1998 der Super Game Boy 2. Bei ihm wurde das kleine Geschwindigkeitsproblem aus der Welt geschafft. Und er bot jetzt auch eine Linkkabel-Schnittstelle. Die war nämlich seit dem Pokémon-Hype so richtig gefragt, um seine kleinen Monster zu tauschen.

Diese Fortsetzung des Super Game Boy kommt im futuristischem transparenten Blau daher und verfügt über eine LED-Lampe, die anzeigt ob das Gerät angeschaltet ist. Eine weiteren LED signalisiert, wenn das Linkkabel angeschlossen ist. Da Game-Boy-Spiele Region-free sind, kann man sich den Super Game Boy 2 ohne weiteres importieren und auch hier problemlos nutzen.
Durch den Game Boy Color hat Nintendo die Marke Game Boy weiterhin attraktiv und am Leben gehalten. Heute sind die Adapter für ganz kleines Geld auf dem Gebrauchtmarkt zu haben: große Empfehlung!
Bilder: Franchise Wario via X, Julian Gerhard, eBay Retro-Square-Shop
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