Mit „Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp“ feiert eines der besten rundenbasierten Strategiespiele der Game Boy Advance-Ära sein Comeback. Wir haben uns ins Schlachtgetümmel gestürzt und geschaut, was das Remaster alles kann.
Einen ersten Einblick ins Spiel gibt euch der Overview-Trailer:
Lang nicht gespielt, trotzdem wiedererkannt
Ihr Debüt feierte die „Wars“-Reihe mit „Famicom Wars“, das 1988 für das NES erschienen ist. Es sollte aber noch eine Weile dauern, bis auch Spieler außerhalb Japans in den Genuss der rundenbasierten Strategiespiel-Reihe kamen. Mit „Advance Wars“, das 2001 für den Game Boy Advance erschien, bekamen auch deutsche Spieler das erste Mal das Vergnügen, als Ober-Kommandeur von Orange Star gegen die zahlreichen Feinde anzutreten. Es folgte dann zwei Jahre später „Advance Wars 2: Black Hole Rising“, das die Orange Star-Kommandeure mit einer neuen Bedrohung konfrontierte.
Mit „Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp“ bekommen nun auch Spieler, die beide Spiele damals nicht auf dem Game Boy Advance gespielt haben, die Gelegenheit, eine echt tolle Story voller Witz, Charme und natürlich geballter taktischer Rundenstrategie zu erleben. Denn auch wenn „Advance Wars“ mit seiner Grafik eher comichaft wirkt, unter der Schale verbirgt sich ein knallhartes Strategiespiel. Grafik ist auch das Stichwort, denn hier hat Nintendo einiges verbessert. So haben die Einheiten eine Frischzellenkur erhalten, unter anderem wurde die Karte ein wenig aufpoliert, Panzer und Truppen haben ein detailreiches Design bekommen. Auch die Animationen in den Kämpfen wurden verbessert – hier sieht man vor allem, dass Nintendo sehr viel Wert darauf gelegt hat, dass sich die Einheiten vom Game Boy-Titel grafisch abheben, aber dennoch nicht den Charme der originalen Spiele verlieren.
Kampagnen, die einen in den Bann ziehen
Das eigentliche Herzstück der „Advance Wars“-Reihe ist aber die Kampagne, die uns sowohl im Original, als auch im Re-Boot wieder voll und ganz in den Bann gezogen hat. In der Kampagne dreht sich alles um Orange Star und seine Commander Andy, Max, Sami und natürlich die Oberkommandierende Nell, die dem Spieler als taktische Beraterin zur Seite steht. Generell wurde an der Story nichts geändert, sodass man die Original-Kampagne der beiden „Advance“-Titel spielt.
- Advance Wars 1: In „Advance Wars 1“ tritt man mit Orange Star gegen die Kommandeure von Blue Moon, Green Earth und Yellow Comet an. So kämpft man sich von Mission zu Mission, erobert Territorien und schlägt die anderen Kommandanten in die Flucht. Jeder Einsatz wird über zahlreiche Zwischensequenzen erzählt, in denen die Kommandanten Gespräche führen. Hier merkt man auch den Anime-Einschlag, denn nicht nur die Einheiten und Kommandanten haben einen Anime-Look, sondern auch die Dialoge. Also macht euch auf ausschweifende Reden der Protagonisten und Gegner gefasst. Aber genau diese Dialoge sind es, die die Kampagne so einzigartig machen.
- Advance Wars 2 Black Hole Rising: Im zweiten Teil der Reihe wird man als Kommandant von Orange Star mit einer neuen Herausforderung konfrontiert, denn die Truppen von Black Hole wollen die Wars-World komplett einnehmen. So gilt es, in zahlreichen Missionen Black Hole daran zu hindern, ihre Pläne umzusetzen. Das Besondere: Die Geschichte von „Advance Wars 2“ ist eine direkte Fortsetzung zu „Advance Wars 1“. Es wird auf Ereignisse des ersten Teils zurückgegriffen und manche offen gebliebenen Konflikte fortgeführt. Daher als kleiner Rat: Spielt zuerst die Kampagne des ersten Teils, denn sonst versteht ihr Teile der Story aus dem zweiten Teil gar nicht.
Jeden Vorteil nutzen!
Das Gameplay von „Advance Wars“ basiert im Grunde auf einem ganz einfachen Prinzip: „Schere, Stein und Papier“. Spieler, die das Original bereits kennen, werden sich direkt zurechtfinden, denn „Re-Boot Camp“ spielt sich wie das Original. Für alle anderen gibt es ein nettes Tutorial, das euch die Feinheiten des Spiels näherbringt. In diesen gescripteten Missionen, auch Feldübungen genannt, lernt ihr folgende Dinge:
- Truppenorder: Hier gilt es, die Bewegungen eurer Einheiten zu lernen und Angriffsbefehle zu geben.
- Städte & Terrain: Ganz so einfach wie „Schere, Stein, Papier“ ist es dann doch nicht, denn „Advance Wars“ bietet natürlich auch weitere taktische Möglichkeiten an. So lernt ihr in diesem Tutorial, wie ihr Geländevorteile nutzen und damit eure Einheiten verstärken könnt.
- Reparatur & Transport: In diesem Tutorial lernt man, wie man die verschiedenen Truppengattungen nutzen kann, Einheiten repariert und angeschlagene Einheiten miteinander kombiniert, um so die Truppenstärke wiederherzustellen.
Sind die Grundlagen erst einmal verinnerlicht, bekommt ihr die Feinheiten auf dem Schlachtfeld beigebracht. Denn Nell bzw. alle Kommandanten des Spiels können ihre Kommandeur-Fähigkeiten nutzen und ihre Truppen unter anderem mit gewissen Boni ausstatten. Generell ist das Gameplay von „Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp“ recht intuitiv, sodass man mit ein wenig Übung schnell Erfolge auf dem Schlachtfeld erringt. Zudem gibt es ein neues Feature, das gerade für Anfänger wirklich ein Segen ist, denn ihr könnt im Menü einen eurer Züge zurücksetzen und so eventuell unkluge Entscheidung rückgängig machen.
Mehrspieler und andere Features
„Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp“ bietet neben den beiden Kampagnen auch noch einige weitere Features, die vor allem für multiplayerbegeisterte Spieler genau das Richtige sein dürften. So könnt ihr sowohl lokal als auch online gegen Freunde antreten.
- „Gegeneinander“: Hier könnt ihr entweder an einer Nintendo Switch zu viert gegeneinander antreten oder mit mehreren Switches (via lokaler Verbindung). Im Modus stehen mehrere Karten zur Verfügung, die jeweils für zwei, drei und für vier Spieler optimiert sind. Als zusätzliche Option könnt ihr auswählen, in welchem Spielstil ihr gegeneinander antreten wollt –
Advance Wars oder Advance Wars 2 Black Hole Rising. Entscheidet ihr euch für Letzteres, stehen euch Super-Panzer zur Verfügung.
- Online: Hier könnt ihr Multiplayer-Partien mit Freunden auf der ganzen Welt spielen.
Zudem könnt ihr im „Kriegsraum“-Modus eure Fertigkeiten gegen die KI beweisen und den Highscore knacken. Das wohl mächtigste Tool ist aber der Editor. Mit ihm könnt ihr euch eigene Karten erstellen und diese sogar mit anderen Spielern lokal oder auf der ganzen Welt teilen.
Ohne Manko geht’s leider nicht!
Mit „Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp“ hat Nintendo ein echt gelungenes Remake veröffentlicht, das gerade für Spieler, die das Original nicht kennen, eine gute Möglichkeit bietet, einen der besten Game Boy Advance-Strategietitel nachzuholen. Doch damit kommen wir eigentlich auch schon zum Kern des Problems, denn Spieler, die bereits die Originale gespielt haben, werden sich wahrscheinlich dieselbe Frage gestellt haben: Warum sollte ich mir das Spiel nochmal holen, wenn es mir bis auf grafische Verbesserungen keine neuen Inhalte bietet? Denn die Game Boy Advance-Spiele sind dank ihrer zeitlosen Comic-Grafik kaum gealtert und auch für heutige Verhältnisse noch gut spielbar.
Meine Antwort habe ich dann nach ein wenig Suchen doch gefunden: Ganz klar, der Multiplayer, denn die Kämpfe mit Freunden auf dem Game Boy Advance haben echt Spaß gemacht. Das dürfte dank des Online- und lokalen Multiplayers nun auch wieder einfacher sein, denn habt ihr noch ein funktionierendes Link-Kabel in eurer Sammlung? Ein weiterer Grund: Die Originale hatten leider auch ein paar technische Makel. So kam es unter anderem im Multiplayer manchmal zu Bildschirm-Freezes. Diese sind in der Remastered-Version nicht mehr vorhanden. Zudem haben die Kommandeure dank der neuen Sprachausgabe und der überarbeiteten Porträts nochmal an Charme gewonnen. Vor allem mein Lieblings-Kommandeur Olaf (Blue Moon) mit seinem roten Bart, der jetzt noch detaillierter ist, sieht noch beeindruckender als im Original aus.
Wer das Original also sein Eigen nennt, muss vielleicht etwas suchen, damit er sich das Re-Boot dann doch noch einmal gönnt. Aber gerade für Serien-Neulinge ist es die perfekte Möglichkeit, einen echt tollen Game Boy Advance-Strategie-Klassiker nachzuholen. Alles in allem kann ich „Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp“ jedem ans Herz legen, der Rundenstrategie, eine tiefe Story voller Spannung und einen echt gut gelungenen Multiplayer mag.
The good
- Zwei Kampagnen mit einer gelungenen Story voller Witz, Charme und natürlich geballter taktischer Rundenstrategie
- Intuitives Gameplay, das zwar herausfordernd, aber nicht überfordernd ist
- Online sowie lokale Multiplayer-Modi und ein Karten-Editor, die den Wiederspielwert enorm steigern
The bad
- Für Spieler, die die Original-Spiele besitzen, ist die Kampagne eher nebensächlich, da sie sich nicht unterscheiden
- Auch das neue Design muss man mögen, da die Originale auch heute noch sehr gut aussehen
- ie neuen Features „Vorspulen“ und „Züge zurücksetzen“ hätte es nicht gebraucht, denn sie zerstören leider auch einen Großteil des Spiels. Gerade die Animationen der Kämpfe und die endgültige Entscheidung, z.B. meinen Panzer falsch gesetzt zu haben und dadurch zu verlieren, machen einen Großteil der Faszination des Spiels aus
Bilder: Nintendo
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